Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Esperanto für das Smart Home: Was ist eigentlich Matter?

Beim Smart Home gab es bisher eine Art Sprachhürde – nicht jedes Gerät funktioniert mit jedem Standard und kann so nicht unbedingt mit einem anderen kommunizieren. Matter soll Abhilfe schaffen und viele Produkte miteinander verbinden.

Der neue Smart-Home-Standard Matter soll viele Geräte unterschiedlicher Hersteller miteinander kommunizieren lassen.
Foto: RossHelen/Shutterstock.com

Die Connectivity Standards Alliance (CSA) hat kürzlich den offiziellen Startschuss für Matter gegeben – und möchte damit den Weg in eine Smart-Home-Welt ebnen, die nicht mehr von unterschiedlichen Standards zurückgehalten wird. Funktioniert Apples Siri mit dieser Lampe? Kann der Google Assistant mit jener Steckdosenleiste interagieren? Und kann ich über meinen Smartspeaker mit Amazons Alexa auch dieses eine Thermostat regeln? All diese Fragen sollen künftig größtenteils der Vergangenheit angehören.

Was ist Matter?

Bisher hatten die großen Hersteller eigene Ökosysteme. Wer ein Smart-Home-Gerät zum Beispiel über einen Echo Dot von Amazon oder Apples HomePod mini ansteuern wollte, musste davor sicherstellen, dass das jeweilige Endgerät auch unterstützt wird. So konnte beispielsweise eine bestimmte smarte Kamera nur mit Alexa interagieren, eine andere wiederum nur mit Siri, als ob sie jeweils eigene Sprachen sprechen würden.

Matter soll hingegen Interoperabilität ermöglichen und ist durchaus mit einer Plansprache wie Esperanto vergleichbar, die eine Kommunikation für Menschen unterschiedlicher Nationalitäten und Muttersprachen gewährleisten soll. Sprecherinnen und Sprecher sollen einander verstehen können, egal ob sie aus Deutschland stammen, aus den USA oder Japan. Umgemünzt auf das Smart Home: Ein für Matter zertifiziertes Gerät soll unabhängig vom Hersteller mit einem anderen kommunizieren können – die Devices sprechen dann dieselbe Sprache.

Unter dem Mantel der Allianz haben sich laut Angaben von CSA mittlerweile mehr als 400 Mitglieder zusammengeschlossen, um den neuen Standard Matter weiterzuentwickeln oder zumindest zu unterstützen. Darunter befinden sich neben kleineren Unternehmen mit Amazon, Apple, Google, Samsung, LG oder auch Huawei viele Riesen aus der Welt der Technik – aber auch Ikea ist mit an Bord.

Die Vorteile für Verbraucherinnen und Verbraucher

Noch steht Matter am Anfang und wie sich das Ganze entwickeln wird, muss die Zukunft erst noch zeigen. Die Vorteile eines übergreifenden Standards für Konsumenten liegen aber auf der Hand. Das fängt schon beim teils undurchsichtigen Dickicht an bisherigen Standards an. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen künftig theoretisch nur noch darauf achten, ob ein Gerät Matter unterstützt. So muss womöglich dem intelligenten Wecker neben dem Bett also zum Beispiel nicht mehr per Google Assistant befohlen werden, dass er doch bitte aufhöre zu piepen. Ist er für Matter zertifiziert, können auch Siri oder Alexa auf Zuruf für Ruhe sorgen. Zudem soll die Einrichtung vieler Geräte mit Matter vereinfacht und vereinheitlicht werden.

Durch Matter soll auch die Auswahl an Anbietern für Verbraucher breiter werden. Wurden Produkte vieler Hersteller in einem kleineren Ökosystem zuvor nicht unterstützt, sollen Nutzer künftig auch über den bisherigen Tellerrand hinausschauen können. Die neue Konkurrenz könnte dabei mehrere positive Nebenerscheinungen mit sich bringen, denn wer sich am größeren Markt behaupten möchte, muss potenziellen Käuferinnen und Käufern auch etwas bieten. Hersteller müssen dann in Zukunft bestenfalls mit niedrigeren Preisen, besserer Qualität oder besonderen Funktionen ihrer Produkte auf sich aufmerksam machen und es reicht nicht mehr aus, nur eine von wenigen Alternativen anzubieten.

Geräte mit Unterstützung für Matter können über WLAN oder die neue Technologie Thread kommunizieren. Diese benötigt wenig Strom, ermöglicht es eingebundenen Devices über ein Mesh-Netzwerk miteinander zu sprechen und soll damit nicht nur für kürzere Reaktionszeiten sorgen, sondern auch die Stabilität eines Systems unterstützen. Fällt eines der Geräte aus, springt ein anderes ein. Zudem werden Befehle verschlüsselt direkt vor Ort verarbeitet und müssen etwa nicht erst an die Cloud geschickt werden.

Verbraucherinnen und Verbraucher müssen sich nun übrigens nicht zwingend neue Geräte kaufen, wenn sie ihr Smart Home erweitern und für den Standard fit machen möchten. Einige Hersteller wollen ältere Produkte in den kommenden Wochen per Update nachrüsten und haben auch in den vergangenen Monaten schon Geräte auf den Markt gebracht, die künftig mit Matter funktionieren sollen.

Was wird zum Start geboten?

Laut CSA werden zum Start einige Kategorien smarter Produkte unterstützt, aber noch nicht alle. Mit dabei sind unter anderem Elektrik und Beleuchtung, Türschlösser oder auch Jalousien. Teams arbeiteten derzeit zudem beispielsweise an einer Unterstützung für Haushaltsgeräte und Kameras. Auf der Homepage der CSA können Verbraucher auch nach unterstützten Geräten suchen.

Die großen Marken sind für den neuen Standard gerüstet oder bereiten sich gerade noch darauf vor. Google erklärte im Mai, dass viele seiner Smart-Home-Geräte entsprechende Updates erhalten sollen und diese etwa auch mit Android-Smartphones steuerbar sein sollen. Mit iOS 16.1 und iPadOS 16.1 rüstet Apple das iPhone und iPad für Matter und Amazon möchte ab Dezember 17 Echo-Geräte mit Matter über WLAN sowie Steckdosen, Glühbirnen und Schalter mit Android-Setup unterstützen. Anfang 2023 soll eine Verfügbarkeit für iOS, Thread und weitere Geräte folgen.

spoton