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Nicht nur bei Kindern: „Auch Erwachsene sind von Fluorose betroffen“

Eine Fluorose schadet auf Dauer unseren Zähnen. Von dem Krankheitsbild betroffen seien „etwa 25 Prozent aller Kinder“, aber auch hin und wieder Erwachsene, wie Dr. Jochen H. Schmidt im Interview erklärt.

Bei einer Fluorose sollte die Ursache in der Zahnarztpraxis abgeklärt werden.
Foto: Dean Drobot/Shutterstock.com

Sie beginnt zumeist mit vereinzelten weißen Flecken auf den Zähnen, kann aber in schweren Fällen auch zu porösen Oberflächen und Löchern führen: die Fluorose. Dr. Jochen H. Schmidt, zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln, klärt im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news über das Krankheitsbild sowie Folgen und Ursachen auf.

Was versteht man unter Fluorose?

Dr. Jochen H. Schmidt: Nicht nur zu wenig Fluorid schadet den Zähnen. Auch zu viel des Guten ist dental wenig bekömmlich: Die Kombination fluoridhaltiger Zahncremes und zusätzlicher Fluoridtabletten und/oder -gels kann sich negativ auf unsere Zahngesundheit auswirken. Mögliche Folge ist insbesondere bei Kindern eine sogenannte Fluorose. In diesem Fall zeugen weiße Flecken auf den Eck- und Schneidezähnen von einer zu hohen Fluorid-Konzentration. Zahnärzte raten deshalb auch von Tabletten ab und empfehlen ausschließlich fluoridhaltige Zahnpasten.

Welche und wie viele Menschen leiden darunter?

Schmidt: Man geht davon aus, dass etwa 25 Prozent aller Kinder betroffen sind. Doch nicht nur der Nachwuchs leidet unter Fluorose, wie oft vermutet wird. Auch Erwachsene sind hin und wieder betroffen – beispielsweise durch eine „Überdosierung“ in jungen Jahren oder etwa das jahrelange Trinken sehr fluoridhaltigen Leitungswassers.

Welche Folgen hat Fluorose?

Schmidt: Bei leichterer Ausprägung ist Fluorose in der Regel mehr oder weniger ein kosmetisches Problem. Dennoch ist eine Ursachen-Abklärung in der Praxis empfehlenswert. Auf jeden Fall behandlungsbedürftig ist eine schwere Fluorose, auf den ersten Blick erkennbar durch braune Verfärbungen. Da die Schmelzstruktur bei Fluorose poröser ist, kann es eher zu Karies kommen. Gefährlich wird es aber nur, wenn kleine Kinder unbeaufsichtigt größere Mengen Fluoriod schlucken, etwa eine Tube fluoridhaltiger Zahnpasta. Möglich sind dann Erbrechen und Übelkeit.

Wie wird Fluorose behandelt?

Schmidt: Die professionelle zahnmedizinische Behandlung umfasst u.a. spezielle Pasten zur Beseitigung der Verfärbungen, Kompositfüllungen (bei erheblichen Zahnschmelzschädigungen) und/oder Bleachings zur Zahnaufhellung.

Immer häufiger zum Einsatz kommt bei Fluorose-Flecken auch die innovative Methode der „Kariesinfiltration“: Statt des Bohrers setzt der Zahnarzt bei diesem modernen Verfahren ein schmerzfreies Kunststoff-Gel ein – anfangs eher um Karies-Stellen zu beseitigen, neuerdings aber auch vermehrt, um Fluorose-Flecken zu entfernen – und das schmerzfrei und ohne unnötige Vernichtung gesunder Zahnsubstanz.

Wie kann man Fluorose vorbeugen?

Schmidt: Wichtig ist eine kontrollierte Fluorid-Zufuhr. So empfiehlt sich bei Kindern im ersten und zweiten Lebensjahr zweimal täglich das Putzen mit lediglich einer etwa reiskorngroßen Menge fluoridhaltiger Zahnpasta (500 ppm). Am besten darüber zuvor mit dem Kinder- oder Zahnarzt sprechen.

Um die Zähne bei Erwachsenen effektiv vor Fluormangel und somit erhöhter Kariesanfälligkeit zu schützen, genügt ebenfalls das zweimalige Putzen täglich mit fluoridierter Zahnpasta. Diese Dosis ist ausreichend, um den Zahnschmelz zu remineralisieren, also zu stärken. Bei empfindlichen Zähnen sind Produkte mit speziellen Salzen hilfreich (Kaliumverbindungen oder Arminfluorid). Diese können die Überempfindlichkeit der Zahnhälse minimieren.

Dr. Jochen H. Schmidt ist zahnärztlicher Leiter des Carree Dental in Köln. Er besitzt den akademischen Zusatztitel des „Master of Science in Oral Implantology and Surgery“.

spoton