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„Sehr berührend“: Sebastian Ströbel schwärmt vom „Herzstolpern“-Dreh

Sebastian Ströbel spielt im TV-Zweiteiler „Herzstolpern“ den Vater eines Jungen mit Downsyndrom. Wie schön und „berührend“ die Dreharbeiten waren, davon kann der Schauspieler im Interview nur schwärmen.

"Herzstolpern": Alex (Sebastian Ströbel, l.) und Felix Häverkamp (Benjamin Raue) haben als Vater und Sohn einen guten Draht zueinander.
Foto: ZDF / Georges Pauly

Sebastian Ströbel (46), der beliebte Star aus der TV-Reihe „Die Bergretter“ (ZDF) ist am Sonntag (7. Mai) und Montag (8. Mai) im sehenswerten TV-Zweiteiler „Herzstolpern“ (20:15 Uhr, ZDF) zu sehen. In der Familiengeschichte spielt Alex, den Vater von Felix (Benjamin Raue), der mit Trisomie 21 zur Welt gekommen ist. Als Felix sich auf einem inklusiven Bauernhof in die ebenfalls mit dem Bonus-Chromosom geborene Emma (Benjamin Raue) verliebt, wird der Helikopter-Papa nervös… Im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news erzählt der Schauspieler von den Dreharbeiten und zeigt sich dabei schwer begeistert.

Trisomie 21, Downsyndrom oder „Bonus-Chromosom“, wie es das ZDF in der Inhaltsbeschreibung zum Film nennt – ist es in Ordnung, alle drei Begriffe zu nutzen? Und welchen würden Sie bevorzugen? 

Sebastian Ströbel: Ich denke, alle drei Begriffe sind in Ordnung. Das mit dem Bonus-Chromosom gefällt mir, weil es verdeutlicht, dass diese Menschen etwas Besonderes haben. 

Warum wollten Sie bei diesem TV-Zweiteiler mitmachen, was hat Sie daran besonders gereizt? 

Ströbel: Ich finde es unglaublich interessant und auch sehr reizvoll, einen Film mit zwei HauptdarstellerInnen zu machen, die Trisomie 21 haben, bei dem das dann aber eigentlich gar keine Rolle spielt. Wir reden alle immer über Inklusion, Diversität und Gleichberechtigung, insofern finde ich es schön, einen Film zu machen, der allem gerecht wird, ohne aufgeregt zu sein. Es ist ein kleiner großer Film geworden. 

In „Herzstolpern“ spielen viele junge Schauspielerinnen und Schauspieler mit Trisomie 21 mit. Was am Anfang etwas überrascht, nimmt man im Laufe des Films überhaupt nicht mehr wahr. Wie erklären Sie sich diesen Prozess? 

Ströbel: Das ist ein Merkstück, das man auf alles ummünzen kann. Immer, wenn wir Menschen Ressentiments haben oder Abwehrhaltungen entwickeln, dann hat es mit Nicht-Kennen zu tun; man macht es sich „einfach“. Wenn man sich mit etwas beschäftigt, etwas kennenlernt, mit Menschen Kontakt hat, dann verfliegen die Vorurteile und Berührungsängste. Insofern kann man diesen Film auf alles übertragen, wo es um den Umgang mit Menschen geht. Wenn wir alle das mehr leben würden, hätten wir ein paar Probleme weniger auf unserem Planeten.

Im Film gibt es einige Situationen, in denen fremde Menschen ganz unterschiedlich auf Emma und Felix reagieren. Die einen behandeln sie wie unmündige Kinder, andere bieten präventiv Hilfe an. Beides macht sie wütend…

Ströbel: Das stimmt und es wird vermutlich auch immer zu solchen Missverständnissen kommen. Mal gelingt das Zusammenleben besser, mal weniger gut. Wie überall im Leben. Es gibt auch ganz verschiedene Farben der Trisomie 21. Manche brauchen mehr Betreuung, andere sind sehr selbständig. Auch die Energielevel sind unterschiedlich. Das gilt aber auch für Menschen mit „normalen“ Chromosomen.

Und wie verhalte ich mich dann richtig, wenn ich noch nicht weiß, welche Form der Trisomie 21 mein Gegenüber hat? 

Ströbel: Viele Menschen, die im Rollstuhl sitzen, wollen auch nicht, dass man sie die ganze Zeit fragt, ob sie Hilfe brauchen. Eigentlich sieht man in den meisten Fällen doch eindeutig, ob jemand Hilfe braucht. Mit einem gewissen Maß an Reflexion und Empathie, ist es gar nicht mehr so schwer, zu wissen, wann man was sagt. Man bietet seine Hilfe einfach dann an, wenn man sieht, dass jemand in Not ist. So wie man es bei jedem anderen Menschen ohne Einschränkung auch machen würde. Wenn ich sehe, dass jemand dasitzt und weint, dann gehe ich hin und frage, ob alles in Ordnung ist oder ob ich Hilfe holen soll. Dieses Maß an Sensibilität muss eine Gesellschaft eben entwickeln. Das kann aber nur im Umgang miteinander entstehen. Und das wiederum geht nur, wenn wir miteinander und nicht getrennt voneinander leben. 

Was wissen Sie zum Casting-Prozess für den Zweiteiler? 

Ströbel: Das war Glück. Alle waren zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es ist gelungen, zwei DarstellerInnen zu finden, die so gut sind und auch von ihren Charakteren her so gut zu den Rollen gepasst haben: Juliane ist sehr extrovertiert und Benni ist ein zurückhaltender Mensch, aus dem es dann aber plötzlich auch herausbricht. Es war toll zu sehen, wie gerade Benni im Laufe der Dreharbeiten gewachsen ist; er ist geschätzte zehn Zentimeter größer aus dem Dreh rausgekommen.

Wie war die Arbeit am Set? War es anders als beispielsweise bei den „Bergrettern“? 

Ströbel: Für mich persönlich war es überhaupt nicht anders. Weil ich zum einen das, was Juliane und Benni so gelebt haben, dieses Herzliche, Emotionale, Exaltierte und ganz viel Kuscheln, sehr stark auch habe. Das ist für mich beim Drehen sehr wichtig. Für mich ist Drehen Lebenszeit, weil ich sehr viel unterwegs bin. Bei den „Bergrettern“ drehe ich auch an sehr speziellen, teils hochalpinen Sets, an denen wir Gefahren ausgesetzt sind. Wir müssen aufeinander achten, müssen sensibel sein und können uns keine Querschüsse oder Idioten leisten, weil es immer auch um unser Leben geht. Diese Art von Sensibilität lebe ich eigentlich das ganze Jahr hindurch. Das ist für mich mittlerweile auch wichtig, um zu arbeiten. 

Wurde dennoch bei den „Herzstolpern“-Dreharbeiten auf irgendetwas besonders Rücksicht genommen?

Ströbel: Ich habe schon mit Menschen mit Trisomie 21 gearbeitet, von daher wusste ich, was mich erwartet. Bei der Krafteinteilung mussten wir Rücksicht nehmen, weil sie einfach sehr schnell müde waren. Wir mussten Juliane und Benni auch ein bisschen schützen und dafür sorgen, dass nicht zu viel Unruhe am Set war und alles ungefiltert auf sie einprasselt. Das haben alle super gemacht und das war auch das Besondere an dem Dreh. Und irgendwie hat das ganze Team diese Stimmung genossen. Auch die üblichen Schwierigkeiten, die wir alle haben, unsere Emotionen zu zeigen, konnten wir bei diesen Dreharbeiten hinter uns lassen. Echt zu sein, leben einem Menschen mit Trisomie 21 unglaublich vor. Es war für alle im Team eine Art Reset im Umgang mit Gefühlen – das hat mich sehr berührt.

spoton