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Tote bei Gefechten in Libyen

Es ist der erste große Bruch der Waffenruhe in Libyen. Bei Auseinandersetzungen verfeindeter Lager in Tripolis sind mindestens zehn Menschen getötet und 27 weitere verletzt worden.

Vermummte Soldaten der libyschen Armee neben Militärfahrzeugen auf einer Straße in Tripolis.
Foto: Yousef Murad/AP/dpa

Als Ersten größeren Bruch einer Waffenruhe haben verfeindete Lager im Bürgerkriegsland Libyen ihren Machtkampf wieder gewaltsam auf offener Straße ausgetragen.

Bei Kämpfen in der Hauptstadt Tripolis wurden seit Donnerstagabend mindestens zehn Menschen getötet und 27 weitere verletzt. Das bestätigte der Sprecher der örtlichen Rettungsdienste, Osama Ali, der Deutschen Presse-Agentur. Unter den Opfern seien auch Zivilisten. Außerdem seien Häuser und Autos beschädigt worden. Die Kämpfe setzten sich am Freitag fort.

Es handelt sich um die schwersten Gefechte in Libyen seit dem Sommer 2020 und den ersten größeren Bruch der landesweiten Waffenruhe seit Inkrafttreten im Oktober desselben Jahres.

Seitdem kam es in dem Konflikt, an dem unter anderem die Türkei und Russland beteiligt sind, vereinzelt schon wieder zu Gefechten. Bis heute ringen zahlreiche Milizen in dem ölreichen Wüstenstaat um Macht und Einfluss. Der Machtkampf von zwei verfeindeten Regierungen spitzt sich seit Monaten zudem immer weiter zu.

Kinder und Frauen in einem Hochzeitssaal gefangen

Die Kämpfe seit Donnerstagabend spielten sich auch in bewohnten Gegenden ab. Rettungsdienst-Sprecher Ali sagte, Helfer kämen nur schwer zu den Opfern. Berichten zufolge waren mehrere Frauen und Kinder durch die Kämpfe am Abend in einem Hochzeitssaal gefangen. Der Rettungsdienst rief Anwohner dazu auf, zu Hause zu bleiben und nicht in die Nähe von Balkonen und Fenstern zu kommen. Der Flughafen von Tripolis, der in Nähe der Gefechte liegt, wurde vorübergehend geschlossen.

In Libyen beanspruchen Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba und Ex-Innenminister Fathi Baschagha die Macht. Das Parlament im Osten hatte Baschagha in einem umstrittenen Schritt ebenfalls zum Ministerpräsidenten gewählt. Dbaiba hätte sein Amt eigentlich nach einer Wahl, die für vergangenen Dezember geplant war, abgeben sollen. Diese platzte aber im Streit über den genauen Ablauf und Kandidaten. Ob und wann die Wahl nachgeholt wird, ist unklar.

Zugleich wächst der Unmut in der Bevölkerung, unter anderem wegen der schlechten Stromversorgung in Libyen. Bei Demonstrationen im Osten hatten Protestler zuletzt das Parlamentsgebäude angegriffen und Feuer gelegt.

dpa