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Herzogin Camilla: Geliebt, gehasst, verachtet

Herzogin Camilla feiert ihren 75. Geburtstag. Die Frau an der Seite von Prinz Charles blickt auf ein Leben mit Verachtung und Eifersucht gegen ihre Person zurück.

Herzogin Camilla feiert am 17. Juli ihren 75. Geburtstag.
Foto: imago images/i Images

Ihre Königliche Hoheit Camilla Rosemary, Herzogin von Cornwall, feiert Geburtstag. Diesen Sonntag (17.7.) wird die Ehefrau des britischen Thronfolgers Prinz Charles (73) 75 Jahre alt. Deshalb wird man in England keine überschwänglichen Elogen auf sie anstimmen, was eigentlich ein gutes Zeichen ist. Noch vor wenigen Jahren hätte Camilla sicher sein können, dass selbst an ihrem Geburtstag jede Menge verbaler Unrat über sie ausgekübelt wird, denn sie war nun mal die bestgehasste Frau im Vereinigten Königreich.

Über Jahrzehnte hinweg wurde sie als der negative Gegenpol zur strahlenden Kult-Göttin Prinzessin Diana (1961-1997) gesehen. Camilla war, wie die Wiener Zeitung „Der Standard“ treffsicher analysiert, die Frau, die ein „Märchen zerstörte und eine schöne, romantische Liebe torpedierte“.

Camilla und Diana: Eine „Geschichte des Frauenhasses“?

Dabei gehe es, so die Kommentatorin, keineswegs nur um das weit verbreitete Bild dieser Frau, sondern es handele sich bei der Geschichte von Camilla „um eine universelle Geschichte des Frauenhasses. Eine Geschichte unter vielen, die entstehen, wenn Männer ein Verhältnis haben und nobel in den Hintergrund treten, während zwischen den involvierten Frauen ein Catfight inszeniert wird“.

Diese gefühlsmäßige Zuordnung wurde, wenn man so will, Camilla in die Wiege gelegt. Die Tochter eines Berufsoffiziers und Vice Lord Lieutenants of East Sussex (Verwaltungsrepräsentant der britischen Monarchie in der Grafschaft East Sussex) ist die Urenkelin von Alice Keppel (1869-1947), der berühmten Geliebten von König Edward VII. (1841-1910), einem Ururgroßvater von Prinz Charles. Diese Alice Keppel hatte einen immensen Einfluss auf den Herrscher.

Alice Keppel war ihrerseits mit dem Offizier George Keppel verheiratet. Als sie 1901 ihre Tochter Sonia – die Großmutter mütterlicherseits von Camilla – zur Welt brachte, kam auch Edward als Vater in Betracht. Es könnte also durchaus sein, dass Camilla und der ein Jahr jüngere Charles miteinander verwandt sind. Diese Episode in ihrem Stammbaum wurde von Anfang an genüsslich erwähnt, wenn es um die Vita von Camilla ging.

Wer war das eigentliche Opfer?

Wenn man jedoch die Fakten und Abläufe richtig einordnet, ergibt sich ein anderes Bild: Dann ist nämlich zunächst einmal Camilla in der Rolle des Opfers. Sie war die Frau, die selbst verzichten musste und jahrelang um die Liebe ihres Lebens gebracht wurde. Und diese Geschichte geht weit zurück bis Ende 60er Jahre.

Seinerzeit hatte die junge Camilla den acht Jahre älteren Berufsoffizier Andrew Parker Bowles (82) aus einer angesehenen Adelsfamilie als Freund. Er und Prinz Charles kannten sich, sie ritten im gleichen Poloteam. 1970 verliebte sich Parker Bowles in Charles Schwester Prinzessin Anne (71) und gab Camilla den Laufpass. Noch im gleichen Jahr lernte sie Prinz Charles bei einem Polo-Spiel kennen. So muss sogleich heftig gezündet haben.

Camilla, der Charles seine große Liebe gestanden hatte, machte sich jedoch keine Hoffnungen auf eine Ehe mit dem Thronfolger: Sie kam weder aus der Hocharistokratie, noch war sie Jungfrau geblieben. Gleichzeitig ging die Beziehung von Anne mit Parker Bowles in die Brüche, weil der Offizier katholisch war – und somit eine mögliche Heirat mit der Tochter der Queen (96), dem Oberhaupt der anglikanischen Kirche, ein absolutes No-Go. Parker Bowles kehrte zu Camilla zurück, Charles stach mit der Royal Navy in See, und 1973 feierten Andrew und Camilla Parker Bowles ihre Hochzeit. Von der königlichen Familie waren die Queen Mum (1900-2002), Prinzessin Margaret (1930-2002) und Anne dabei, Charles kam nicht.

Diese Vernunftehe (zwei Kinder) war nicht sonderlich glücklich, denn Andrew Parker Bowles hielt es mit der ehelichen Treue nicht so genau. Gegen 1979 flammte die Liebe zwischen Camilla und Charles wieder auf, noch bevor der Prinz und Diana ein Paar wurden, was 1980 geschah.

Die unglückliche Ehe von Prinz Charles und Lady Di

Für die Königsfamilie und die Medien war sie die ideale Braut: Abstammung aus einem führenden Adelshaus, Jungfrau und anglikanischen Glaubens. Anfang 1981 machte Charles der jungen Diana einen Heiratsantrag – ob nun freiwillig oder auf Druck der Öffentlichkeit und den Windsors sei mal dahingestellt. Die Liaison mit Camilla war jedenfalls wieder beendet, noch vor Charles‘ und Dianas umjubelter Hochzeit am 29. Juli 1981.

Auch diese Ehe kam in die Krise und endete im Unglück. Bereits 1986 hatte Charles erneut Kontakt zur (immer noch unglücklich verheirateten) Camilla aufgenommen, 1992 gaben er und Diana die Trennung bekannt, und 1995 sagte Diana in einem aufsehenerregenden Interview: „Wir waren zu dritt in dieser Ehe, es war also etwas überfüllt.“ Ein Jahr später folgte die Scheidung, Camilla war bereits seit 1995 geschieden.

Nach dem tragischen Unfalltod von Diana (1997) zog sich Camilla aus der Öffentlichkeit zurück, die sich umso mehr mit ihr beschäftigte: Camilla wurde die Frau, die Glück und Leben der Ikone Diana zerstört hatte, eine unheilvolle Figur, der man jegliche Form von Anstand und Skrupel absprach.

Herzogin Camilla: Alle gegen eine

Die Kampagnen gegen Camilla scheuten keinen Ausbruch an Hässlichkeit. Die im Vergleich zur mädchenhaften Diana eher herbere Erscheinung wurde als „Rottweiler“ bezeichnet, eine bullige, aggressive Hunderasse, die als besonders verbissen gilt. Als Prinz Charles die große Liebe seines Lebens 2005 endlich heiratete, wurde das Paar nicht nur beglückwünscht. Camilla soll sogar befürchtet haben, auf der Straße ausgebuht zu werden.

Es heißt, sie habe sich mit ihrer ungekünstelten und humorvollen Art (sie liebt deftige Witze) innerhalb der königlichen Familie Respekt, ja sogar Zuneigung verschaffen können. Selbst die Königin scheint sich blendend mit ihr zu verstehen. Elizabeth II. soll ausdrücklich darauf bestanden haben, dass Camilla, die nach Charles‘ Krönung den Titel einer Prinzessinnengemahlin (Princess Consort) führen würde, eine „Queen Consort“ wird. Wenn ihr Mann König ist, soll auch sie Königin sein.

Auch in der britischen Öffentlichkeit hat man sie durchaus schätzen gelernt, ihr Interesse für Kunst und Kultur, ihr Engagement für Opfer von häuslicher und sexueller Gewalt. Doch als 2020 in der Erfolgsserie „The Crown“ das Kapitel Camilla abgehandelt wird, hagelt es erneut die alten Ressentiments: Anonyme Kritiker lassen sich in den sozialen Medien aus.

„Du musst mit dem Leben weitermachen“

Doch Camilla hat sich über die Jahre nicht unterkriegen lassen. Die Frau, die für ihr Leben gern reitet, angelt, zur Jagd geht, auch schon mal selbst Pferdeställe ausmistet und im Garten arbeitet, posiert anlässlich ihres 75. Geburtstags in der britischen Ausgabe der Mode-Bibel „Vogue“, unter anderem in einer eleganten blauen Abendrobe. Ihr Weg, sagt sie im Interview, sei nicht einfach gewesen. „Ich wurde so lange unter die Lupe genommen, dass man einfach einen Weg finden muss, damit zu leben. Niemand mag es, die ganze Zeit angesehen und kritisiert zu werden. Aber am Ende stehe ich irgendwie darüber und mache weiter. Du musst mit dem Leben weitermachen.“

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