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Lizzo: Vom Leben im Auto auf die große Bühne

Lizzos Hit „About Damn Time“ hält sich weiter in den internationalen Streaming-Charts. Mit dem Album „Special“ legt sie nun nach. Doch kaum jemand weiß, welch harten Weg die Musikerin auf dem Weg zum Erfolg hinter sich hat.

"Special" ist Lizzos viertes Studioalbum.
Foto: Warner Music

Mit dem Song „About Damn Time“ liefert Multitalent Lizzo (34) nicht nur einen Sommerhit des Jahres, sondern auch gleich noch den passenden viralen TikTok-Tanz dazu. Am 15. Juli erscheint ihr mit Spannung erwartetes neues Album „Special“. Ihren ersten globalen Hit hatte die Rapperin und Songwriterin 2019 mit dem Song „Truth Hurts“. Was kaum jemand weiß: Der Song war zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre alt und die heute 34-Jährige lange keine Newcomerin mehr…

Melissa Viviane Jefferson, wie die Sängerin gebürtig heißt, startete schon früh mit der Musik. Ihr Markenzeichen und treue Begleiterin bis heute: ihre Querflöte, die sie später „Sasha Flute“ taufte. Unterricht an dem klassischen Instrument erhielt das jüngste von drei Geschwistern seit dem zehnten Lebensjahr. Während der High School fand sie die Liebe zum Rap. Vorerst blieb sie dennoch der klassischen Musik treu und studierte diese ab 2007 an der University of Houston.

Nach dem Tod ihres Vaters lebte sie in ihrem Auto

Kurze Zeit später ereilte sie ein schwerer Schicksalsschlag. Rückblickend sagt sie, dass 2009 das schwerste Jahr in ihrem Leben gewesen sei. Zwei Jahre nach Beginn ihres Studiums starb ihr Vater. Er sei ihr größter Fan und Unterstützer gewesen. Sie brach ihr Studium ab, lebte erst bei Freunden und letztlich in ihrem Auto. Im Interview mit dem US-Sender CBS News erinnerte sie sich 2020 zurück: „Es war einfach, weil ich depressiv war. Ich hatte kein Ziel, ich hatte das Gefühl, dass ich nicht dazu bestimmt war, Musikerin zu werden oder irgendetwas.“ Da sie Freunden nicht mehr zur Last fallen wollte, blieb ihr nur ihr Auto, ein Subaru, als Rückzugsort. „Das war für eine gewisse Zeit mein Zuhause. Ich habe Thanksgiving in diesem Auto verbracht und ich erinnere mich, wie ich mich in den Schlaf geweint habe.“

Dass sie zehn Jahre später ihren internationalen Durchbruch feiern würde, ahnte Lizzo zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Stattdessen waren die darauffolgenden Jahre von harter Arbeit geprägt. 2011 zog sie von Texas nach Minneapolis. Zusammen mit zwei weiteren Musikerinnen gründete sie die R&B-Rap-Formierung The Chalice, die 2012 ihr erstes Album aufnahm.

Ein Jahr später veröffentlichte Lizzo ihr Debüt-Soloalbum „Lizzobangers“. Zwar wurde dieses von Kritikern gelobt, aber der große Erfolg blieb aus. Nahtlos nach dem Release arbeitete die US-Amerikanerin weiter an dem nächsten Album. Unterdessen wurde Prince (1958-2016) auf Lizzo und ihre Bandkolleginnen aus The Chalice aufmerksam und nahm mit ihnen im September 2014 einen Song für das Album „Plectrumelectrum“ auf. Eine Erfahrung, die für Lizzo „fast wie ein Märchen“ war, wie sie später in einem YouTube-Interview verriet.

Lizzo schrieb Hits – doch sie fanden keinen Anklang

2015 unterschrieb sie nach der Veröffentlichung ihres zweiten Albums „Big Grrrl Small World“ einen Plattenvertrag bei Atlantic Records. Fortan steckte sie ihre gesamte Energie und Kreativität in die EP „Coconut Oil“, die ihr endlich den Erfolg einbringen sollte, auf den sie in den vorherigen Jahren hingearbeitet hatte. Die 2016 erschienene Leadsingle „Good As Hell“ hatte alles, was es für einen Hit benötigte – und fiel doch durch den musikalischen Radar. Mit der Schlussmachhymne „Truth Hurts“ nahm Lizzo ein Jahr später noch einmal Anlauf. Im Interview mit dem „Rolling Stone“ verriet sie, dass sich nun alles richtig angefühlt hatte. „Ich mache da dieses Rap-Gesang-Ding und der Beat war stark. Ich war stolz darauf.“ Der Song floppte abermals.

Als Lizzo anfing zu zweifeln, ob sie mit der Musik die richtige Richtung eingeschlagen hatte, wendete sich das Blatt. Konzertausschnitte der Rapperin gingen 2018 viral – der Grund: ihre Flötensolos, die sie bei Live-Auftritten regelmäßig zum Besten gab, während sie zeitgleich twerkte. Mit den sich schnell verbreitenden Clips wurde Lizzo zum US-Star. Die Sängerin spielte daraufhin ausverkaufte Konzerte, war in US-Talkshows zu Gast und war sich sicher: Besser konnte es nicht mehr werden.

Doch hatte sie die Rechnung ohne den Netflix-Film „Someone Great“ gemacht, der sie 2019 endgültig zum internationalen Phänomen machen sollte. In der Komödie wird „Jane The Virgin“-Star Gina Rodriguez (37) das Herz gebrochen. Trost findet sie in einer legendären Szene im Alkohol und dem Song „Truth Hurts“ von Lizzo. Über Nacht wurde der zu diesem Zeitpunkt bereits zwei Jahre alte Song weltweit zum Hit. Das kurz zuvor veröffentlichte dritte Album „Cuz I Love You“ erreichte wenige Wochen später Goldstatus und erhielt zwei Grammy-Nominierungen. Zehn Jahre nach dem schwersten Jahr ihres Lebens wurde Lizzo als „Star über Nacht“ gefeiert. Dabei erkannte kaum jemand, wie viel Arbeit, Tränen und Schmerz für die heute 34-Jährige hinter dem vermeintlich plötzlichen Erfolg gesteckt hatten.

Lizzo arbeitete fünf Jahre an „Special“

Drei Jahre sind seit Lizzos großem Durchbruch vergangen. In der Zeit gewann sie drei Grammys, stellte mit dem Erfolg von „Truth Hurts“ einen Weltrekord auf und ging auf zwei ausverkaufte Tourneen. Sie legte mit „Rumours“ mit Rapperin Cardi B (29) und „About Damn Time“ zwei weltweite Hits nach und brachte nebenbei ihre eigene Amazon-Prime-Video-Serie heraus, die erst kürzlich für sieben Emmys nominiert wurde. Sie besitzt ihre eigene Shape-Wear-Kollektion, war neben Jennifer Lopez (52) 2019 im Film „Hustlers“ zu sehen und bekommt in diesem Herbst ihre eigene Dokumentation auf dem US-Streamingdienst HBO. Die 34-Jährige steht unbestreitbar an der bisherigen Spitze ihrer Karriere.

Mit „Special“ veröffentlicht sie am 15. Juli ein von Musikfans heiß ersehntes viertes Album. Im Interview mit dem Branchenmagazin „Variety“ verriet die Sängerin vorab: „Ich habe seit Sommer 2018 an diesem Album gearbeitet. […] Es ist das musikalisch knallhärteste, gewagteste und anspruchsvollste Werk, das ich bisher gemacht habe.“ Die bereits veröffentlichten Songs „About Damn Time“ und „Grrrls“ versprechen bereits, dass sich Fans erneut auf Pophymnen über Frauenpower, Selbstliebe und mentale Gesundheit freuen dürfen.

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