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Depressionen im eigenen Umfeld? Das sollten Angehörige wissen

Eine Depression zu erkennen und als außenstehende Person damit umzugehen, kann eine Herausforderung sein. Expertin Peggy Elfmann gibt im Interview wertvolle Ratschläge.

Peggy Elfmann rät: "Angehörige sollten ihren Partner oder ihre Partnerin bei einer Depression zur Therapie ermutigen."
Foto: vk_st/Shutterstock.com

Der richtige Umgang mit Depressionen ist nicht einfach, erst recht nicht, wenn eine Person im engen Umfeld, etwa der Partner oder die Partnerin, der beste Freund oder ein Familienmitglied, betroffen ist. Peggy Elfmann, Journalistin in den Bereichen Gesundheit, Gesellschaft, Pflege und Familie und Autorin von “Depression. Verstehen und achtsam begleiten” (Wort & Bild Verlag), rät Angehörigen, “nichts persönlich zu nehmen” und mit den Betroffenen “in Kontakt zu bleiben”. Weitere Tipps hat sie im Interview mit der Nachrichtenagentur spot on news parat.

Wie erkenne ich, ob jemand in meinem Umfeld an einer Depression erkrankt ist?

Peggy Elfmann: Ob sich hinter einem Stimmungstief eine Depression verbirgt, ist für Außenstehende nicht leicht zu erkennen. Verschiedene Symptome können auf eine Depression hinweisen. Dabei unterscheiden Fachleute zwischen Hauptsymptomen und Zusatzsymptomen. Als Hauptsymptome gelten etwa depressive Stimmung, Interessenverlust und Antriebslosigkeit, Nebensymptome sind beispielsweise Hoffnungslosigkeit, Schlafstörungen, vermindertes Selbstwertgefühl, Konzentrationsprobleme. Halten mindestens zwei Hauptsymptome und zwei Zusatzsymptome über mehr als zwei Wochen an, könnte es sich um eine Depression handeln.

Wie reagiere ich, wenn mein Partner oder meine Partnerin immer traurig oder deprimiert ist?

Elfmann: Jeder ist mal traurig oder deprimiert, diese Gefühlslagen sind ganz normal. Besonders nach einschneidenden Lebensereignissen wie einer Trennung, dem Tod einer geliebten Person oder dem Verlust des Arbeitsplatzes fühlen sich viele Menschen traurig und betrübt. Daraus kann sich eine Depression entwickeln, aber nicht jeder, der eine schwere Krise durchmacht, wird depressiv. Wenn die depressive Stimmung länger anhält, sollte der Betroffene sich an einen Arzt oder Psychologen wenden. Angehörige sollten ihren Partner oder ihre Partnerin dazu ermutigen und gegebenenfalls auch unterstützen, einen Termin auszumachen und dorthin zu begleiten.

Wie geht man am besten mit depressiven Personen im engen Umfeld um?

Elfmann: Das hängt von verschiedenen Faktoren ab, vor allem von der Art und Schwere der Depression. Generell kann man sagen, dass Depressionen häufig dazu führen, dass sich die Personen zurückziehen. Auf das Umfeld mag das wirken, als hätte die Person kein Interesse oder wolle keinen Kontakt mehr. Doch Familie und Freunde können dazu beitragen, dass der Betroffene die Depression überwindet. Die Kommunikation erfordert viel Feingefühl, Geduld und Verständnis.

Was sind absolute No-Gos im Umgang mit Depressionen?

Elfmann: Zurückhalten sollte man sich mit schlauen Ratschlägen wie “Geh doch mal häufiger spazieren”, Verharmlosungen wie “Ich bin auch manchmal traurig” oder Vorwürfen wie “Jetzt stell dich nicht so an”. Eine Depression ist eine Erkrankung und die sollte man als Angehöriger und Freund ernst nehmen. Betroffene haben häufig ein verzehrte Selbstwahrnehmung und fühlen sich schuldig. Wichtig ist, ihnen zu vermitteln, dass sie nicht schuld sind. Eine zweite wichtige Botschaft: Depressionen lassen sich gut behandeln. Und je früher, desto besser gelingt dies in der Regel.

Wie schütze ich mich und meine Familie?

Elfmann: Als Angehöriger ist man nicht der Therapeut und sollte daher nicht versuchen, in diese Rolle zu schlüpfen. Man kann mit viel Feingefühl begleiten, aber für die Therapie sind Fachleute zuständig. Hilfreich ist ein Netzwerk an Helfenden und ein offener Umgang mit dem Thema. Eltern möchten ihre Kinder oft schonen und vermeiden es, mit ihnen über die Depression zu sprechen. Aber diese Vermeidungstaktik ist keine gute Idee, denn Kinder spüren meist genau, wenn es ihren Eltern schlecht geht. Auch, wenn es vielleicht schwerfällt, aber Eltern sollten mit ihren Kindern darüber sprechen, damit sie verstehen, dass eine Depression eine Krankheit ist und sie nichts dafür können, dass Mama oder Papa davon betroffen ist.

Welche Strategien gibt es, um den Betroffenen oder die Betroffene zu unterstützen?

Elfmann: Vielen Betroffenen hilft ein strukturierter Alltag mit möglichst festen Schlafenszeiten und regelmäßig Bewegung. Man sollte versuchen, in Kontakt zu bleiben. Wenn Menschen mit Depressionen eine Einladung oder ein Angebot ablehnen, sollte man dies nicht persönlich nehmen. Denn wenn sie “Nein” sagen, meinen sie oft: “Ich kann das gerade nicht.” Man kann es an einem anderen Tag wieder versuchen. Vielleicht ist die Aktion zu viel gewesen und man kann mit einem einfacheren Vorschlag mehr motivieren? Es fällt leichter sich zu einem kleinen Spaziergang im Park zu überwinden, als zu einem Tagesausflug in die Berge.

Wie reagiere ich auf eine Person mit Suizidgedanken?

Elfmann: Wenn ein Mensch Suizidgedanken äußert, ist es extrem wichtig, darauf einzugehen. Es ist bekannt, dass die Mehrheit der Suizide vorher angekündigt wird. Das kann direkt sein durch Aussagen wie “Es hat doch alles keinen Sinn mehr” oder auch indirekt durch ein riskanteres Verhalten beim Autofahren oder Alkoholkonsum, die intensive Beschäftigung mit dem Thema Sterben oder wenn Menschen anfangen, ihre letzten Angelegenheiten zu ordnen und Abschied nehmen. Wenn man Anzeichen bemerkt, sollte man die eigenen Eindrücke mitteilen und fragen, wie es der Person geht. Die Offenheit mag schwerfallen, aber sie ist wichtig. Solche Gespräche sind sehr belastend und können schnell überfordern. Die Deutsche DepressionsLiga und die Deutsche Depressionshilfe bieten entsprechende Beratungsangebote.

Hilfe bei Depressionen bietet zudem die Telefonseelsorge unter der kostenlosen Rufnummer: 0800/111 0 111.

In ihrem neuen Buch hat Peggy Elfmann hilfreiche Tipps für den Umgang mit Depressionen. / Wort & Bild Verlag

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