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Wie geht es eigentlich mit dem Netflix-Hit „Squid Game“ weiter?

„Squid Game“ ist die bis heute erfolgreichste Netflix-Serie. Eine zweite Staffel ist geplant, aber das ist weitaus nicht alles. Es gibt unter anderem auch Gerüchte über ein US-Remake.

Keine Serie bei Netflix kommt auch nur ansatzweise an den Erfolg von "Squid Game" heran.
Foto: Noh Juhan | Netflix

Die Liste der Netflix-Erfolgsserien ist lang: „Haus des Geldes“, „Stranger Things“, „Bridgerton“, „Wednesday“, „The Crown“, … Doch keine dieser Produktionen kann es mit dem Mega-Hit „Squid Game“ aufnehmen, über den die gesamte Welt nach der Veröffentlichung der ersten Staffel im September 2021 monatelang sprach.

456 Kandidatinnen und Kandidaten spielen in der Serie nicht nur um ein hohes Preisgeld, sondern auch um ihr Leben. In einem geradezu bizarren Wettbewerb stellen sie sich auf Kinderspielen basierenden Herausforderungen, die tödliche Folgen haben. Mittlerweile sind gut eineinhalb Jahre vergangen – und Fans warten gebannt auf Nachschub.

Zwölf lange Jahre mit „Squid Game“

Rund zwölf Jahre habe es von der Entstehung der Geschichte bis zum Erscheinen der ersten Staffel bei Netflix gedauert, erzählte Regisseur Hwang Dong-hyuk (51) unter anderem der „The Korea Times“. 2008 hatte er demnach die Idee zur Geschichte, das Drehbuch stellte er im Folgejahr fertig. Nur wenige Tage brauchte es jedoch, bis „Squid Game“ zur erfolgreichsten Produktion auf der Plattform wurde. Innerhalb der ersten vier Wochen nach Veröffentlichung kamen weltweit mehr als 1,65 Milliarden Sehstunden zusammen – ein Wert, den bis heute keine andere Netflix-Serie auch nur ansatzweise erreichen konnte. Die vierte Staffel von „Stranger Things“ liegt als zweiterfolgreichste Serie bei etwas mehr als 1,35 Milliarden Stunden.

Das Warten auf neue Folgen wird wohl leider nicht so schnell vorbei sein, selbst wenn der Drehbuchautor, Regisseur und leitende Produzent von „Squid Game“ im Sommer 2022 bestätigt hat, dass sich die zweite Staffel in Arbeit befinde. Dem Branchenmagazin „Variety“ zufolge sprach Hwang Dong-hyuk im April 2022 von Ende 2024 als Veröffentlichungszeitraum für die neuen Folgen. Nachdem Hauptdarsteller Lee Jung-jae (50) laut übereinstimmender Medienberichte erst kürzlich im Interview mit der südkoreanischen Zeitung „Ilgan Sports“ darüber gesprochen habe, dass die Dreharbeiten im Sommer 2023 starten sollen und voraussichtlich rund zehn Monate dauern werden, scheint dies realistisch.

Solidarität und Systemkritik

Über die genaue Handlung der neuen Episoden wollte Hwang Dong-hyuk bisher nicht ausführlich sprechen. Kleine Einblicke gab er in den vergangenen Monaten jedoch. So steht etwa fest, dass die Hauptfigur Gi-hun (Lee Jung-jae) und der Frontmann (Lee Byung-hun, 52) zurückkehren sollen. Auch der Mann im Anzug (Gong Yoo, 43) könnte erneut auftauchen. Daneben werden Zuschauerinnen und Zuschauer Cheol-su kennenlernen, den Freund des aus dem „Rotes Licht, grünes Licht“-Spiel bekannten Puppen-ähnlichen Roboters Young-hee, die beide auf alten Schulbuchfiguren basieren.

Dem Branchenmagazin „The Hollywood Reporter“ hatte er schon im Oktober 2021 mitgeteilt, dass ein möglicher Handlungsstrang der Story von Staffel zwei Gi-huns Geschichte aufgreifen könnte. Man könne etwa beleuchten, wie er mit einer möglichen Abrechnung mit den Menschen hinter dem „Squid Game“ umgehen wird. Als Beispiel für weitere Erzählmöglichkeiten nannte Hwang Dong-hyuk die noch nicht erzählte Story des Polizisten (Wi Ha-jun, 31) und dessen Bruders, des Frontmannes – oder Zusammenhänge rund um den Mann im Anzug, der die Kandidatinnen und Kandidaten für das makabre Spiel rekrutiert. „Also, ich weiß es noch nicht, ich sage nur, dass es da draußen viele Möglichkeiten für Handlungsstränge einer zweiten Staffel gibt“, meinte der 51-Jährige.

„Ich möchte [Anm. d. Red.: in der zweiten Staffel] die Frage stellen: ‚Ist wahre Solidarität zwischen Menschen möglich?'“, sagte Hwang Dong-hyuk der „Vanity Fair“ im Sommer des vergangenen Jahres. Dies sei in der ersten Staffel nicht möglich gewesen, denn die Charaktere seien „darauf fokussiert gewesen, einander töten zu wollen“. Sie hätten demnach nicht als Gruppe überleben können.

„Unmenschliche Bedingungen“ am Set der Reality-Show

Gegenüber Netflix hatte der Serien-Macher zuvor zur ersten Staffel erklärt: „Mit dieser Geschichte wollte ich eine Allegorie bzw. Fabel über die moderne kapitalistische Gesellschaft schreiben, etwas, das einen extremen Wettbewerb widerspiegelt, wie den extremen Wettbewerb des Lebens.“ Genau diesen Punkt scheint Netflix entweder nicht verstanden zu haben oder willentlich zu ignorieren. Der Streamingdienst kündigte im Juni 2022 „Squid Game: The Challenge“ an – eine zehnteilige Reality-Show, in der 456 Spielerinnen und Spieler um einen Preispool von 4,56 Millionen US-Dollar kämpfen.

Für den Streamingdienst stellt sich offenbar nicht die Frage, wie Kapitalismuskritik und ein mit Superlativen angekündigtes Reality-Spektakel zusammenpassen. Zwar sollen die Mitspielerinnen und Mitspieler selbstverständlich nicht sterben, sie berichteten aber von einem regelrechten Dreh-Desaster. Im Januar 2023 wurde laut Medienberichten in Großbritannien für das erste Spiel „Rotes Licht, grünes Licht“ gedreht. Stundenlang hätten die Teilnehmenden bei Temperaturen von -3 Grad Celsius ausharren müssen, wie die britische Boulevardzeitung „The Sun“ damals unter Berufung auf Teilnehmer berichtete. Ein „eisiger Alptraum“ sei es demnach gewesen. Mindestens ein erschöpfter Kandidat habe laut eines Augenzeugen angeblich per Trage abtransportiert werden müssen, andere wären nur noch gekrochen.

Ein Bericht des „Rolling Stone“ aus dem Februar spricht unter anderem von „unmenschlichen Bedingungen“. Es ist die Rede von mindestens zehn Menschen, die während der Dreharbeiten zusammengebrochen seien. Netflix selbst habe bestätigt, dass drei Teilnehmende medizinisch versorgt werden mussten. Die Produzenten hätten gesagt, das Spiel solle zwei Stunden dauern, daraus wurden Angaben einiger Mitspieler zufolge bis zu neun Stunden. Sie durften sich angeblich für bis zu 30 Minuten am Stück nicht bewegen. Vor dem Hintergrund der Vorlage besonders zynisch: Teilnehmende fürchteten demnach, wenn sie anderen helfen würden, würden sie aus dem Spiel um die Millionen fliegen. Ein Kandidat erklärte: „Die Menschen, darunter auch ich, quälten sich, dass ein Mädchen krampfte und wir alle wie Statuen rumstanden. Auf welchem Planeten ist das überhaupt menschlich? […] Es hat mit unserer Moral gespielt und es ist krank. Es ist absolut krank.“

Der Artikel wirft zudem die Frage auf, ob beim Dreh in Sachen Wettbewerb alles mit rechten Dingen zuging. Mehrere Spieler behaupteten demnach, dass einige teilnehmende TikTok- und Instagram-Influencer offenbar vorausgewählt worden seien, um eine Runde weiterzukommen. Ein Augenzeuge habe zudem mitbekommen, wie ein eigentlich eliminierter Spieler wieder zurück ins Spiel gebracht wurde. Drei andere berichten, dass eine größere Gruppe an Teilnehmern eigentlich die Ziellinie erreicht habe, dann aber trotzdem ausscheiden musste. Netflix und die zuständigen Produktionsstudios hätten in einem gemeinsamen Statement erklärt, dass „jegliche Andeutung, dass der Wettbewerb manipuliert ist, oder Behauptungen, dass Spieler ernsthaft geschädigt wurden, einfach unwahr“ seien. Man habe angemessene Sicherheitsvorkehrungen getroffen, auch in Bezug auf die Nachsorge bei Teilnehmern.

„Ich habe gehört, Netflix arbeitet an einer US-Fassung“

Ganz egal, in welchem Licht solche Vorwürfe die Produktion erscheinen lassen, dürfte der Streamingdienst nach dem unfassbaren „Squid Game“-Erfolg geradezu nach weiteren Formaten rund um die Hit-Serie gieren. Anfang 2022 hatte Netflix-Co-Chef Ted Sarandos (58) mitgeteilt: „Das ‚Squid Game‘-Universum hat gerade erst begonnen.“ Es wäre also kein Wunder, wenn nicht auch irgendwann ein westliches Remake der Serie erscheinen würde – womöglich sogar, um die Wartezeit auf die zweite Staffel zu überbrücken.

Entsprechende Gerüchte kursieren seit einer Weile. „Ich habe gehört, Netflix arbeitet an einer US-Fassung von ‚Squid Game'“, meinte Filmindustrie-Insider Jeff Sneider im Gespräch mit John Rocha vor wenigen Wochen. Und erst kürzlich schrieb er bei Twitter, dass er weitere Gerüchte gehört habe. Netflix umwerbe laut mehrerer anonymer Quellen angeblich David Fincher (60). Der „Sieben“-, „The Game“- und „Fight Club“-Macher solle demnach, wenn möglich bei einer US-Version von „Squid Game“ als Regisseur und Produzent auftreten. Mal abgesehen davon, ob eine Neuauflage wirklich notwendig ist, könnte Fincher tatsächlich bei dem Ausgangsmaterial eine ganz gute Wahl sein.

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