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Putin dreht Deutschland das Gas ab – Müssen wir jetzt im Winter frieren?

Nord Stream 1 ist für Deutschland die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Nun reduziert Gazprom die Gaslieferung radikal und nennt eine abenteuerliche Begründung.

Blick auf Rohrsysteme und Absperrvorrichtungen in der Gasempfangsstation der Ostseepipeline Nord Stream 1.
Foto: Stefan Sauer/dpa

Es ist nicht der erste Lieferstopp Putins. Mehrere Länder in Europa wie Polen, Bulgarien und Finnland wurden von der Energielieferung aus Russland abgeschnitten. Anfang Juni stellte Gazprom ebenfalls die Lieferung dänischen Versorger Ørsted sowie Shell Energy Europe ein.

Gazprom habe die Lieferungen an die beiden Konzerne beendet, weil diese sich weigerten, ihre Gaszahlungen auf Rubel umzustellen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Von dem Lieferstopp gegenüber Shell ist auch Deutschland betroffen.

Gazprom berief sich in seiner Entscheidung auf ein Dekret von Kremlchef Wladimir Putin, wonach alle Käufer russischen Gases aus dem sogenannten unfreundlichen Ausland, wozu die EU-Länder aus Sicht Moskaus zählen, ihre Zahlungen ab April auf Rubel umstellen müssen. Über diese Umstellung seien die Geschäftspartner rechtzeitig informiert worden, betonte Gazprom. Shell und Ørsted hatten sich geweigert, in der russischen Landeswährung zu zahlen.

Putins Reaktion auf Sanktionen

Kremlchef Putin hatte das neue Zahlungssystem als Reaktion auf die Sanktionen des Westens im Zuge von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine eingeführt. Das Verfahren sieht vor, dass Kunden bei der russischen Gazprombank ein sogenanntes K-Konto eröffnen.

Dort können sie wie bisher ihre Rechnungen in Euro oder Dollar begleichen, die Bank konvertiert das Geld in Rubel und überweist es an Gazprom. Die EU-Kommission sieht die Sanktionen nicht als verletzt an, solange die Firmen die Beträge in Euro oder Dollar – wie in den Verträgen festgelegt – auf ein Konto bei Gazprom überweisen, und die Transaktion damit als abgeschlossen gilt.

Verordnung von Habeck: Gasspeicher befüllen!

Anfang Juni hoffte man noch, dass der größte Gasspeicher Deutschlands in Rehden angesichts bislang historisch niedriger Stände nun endlich befüllt werden könne. Dazu erließ Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Ministerverordnung, wie das Ministerium mitteilte. Doch Putins heutige Reduzierung der Gaslieferung könnte dem Ganzen ein Strich durch die Rechnung machen.

Habeck sprach damals von einem weiteren wichtigen Schritt, um die Versorgungssicherheit und Vorsorge in Deutschland weiter zu stärken und um insbesondere für den nächsten Winter ausreichend gerüstet zu sein.

Der Speicher im niedersächsischen Rehden war in der Hand des russischen Staatskonzerns Gazprom – dessen Deutschlandtochter ist inzwischen aber unter der Kontrolle der Bundesnetzagentur.

Gas-Speicher sind fast leer

Der Gasspeicher in Rehden sei anders als Speicher anderer Eigentümer seit Monaten nur in geringfügigem Maß befüllt worden, so das Ministerium. Der Füllstand liege aktuell nur bei 2 Prozent. Insgesamt liegen die aktuellen Füllstände der Speicher in Deutschland bei 48,6 Prozent, wie die Bundesnetzagentur am Mittwoch mitteilte.

«Da die Speicherstände von Deutschlands größtem Gasspeicher in Rehden seit Monaten auf historischem Tief liegen, ist es notwendig hier schnell zu handeln», so Habeck. Mit der Ministerverordnung werde die Voraussetzung geschaffen, damit der sogenannte Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe mit der Einspeicherung in Rehden schnellstmöglich beginnen könne.

Die Ministerverordnung basiert laut Ministerium auf dem neuen Gasspeichergesetz. Sie sei am Mittwoch im Bundesanzeiger veröffentlicht worden und trete am Donnerstag in Kraft.

Unter der Treuhandverwaltung durch die Bundesnetzagentur seien in einem ersten Schritt die bislang an die russische Gazprom Export vermarkteten Speicherkapazitäten gekündigt worden, teilte das Ministerium mit.

Nun könne auf Basis der Ministerverordnung der Marktgebietsverantwortliche tätig werden und direkt physisches Gas erwerben und einspeichern. «Damit kann sichergestellt werden, dass die Füllstandsvorgaben des Gasspeichergesetzes eingehalten werden können und so die Versorgungssicherheit gestärkt wird.»

Mit dem Gesetz werden alle Betreiber in Deutschland verpflichtet, ihre Speicher schrittweise zu füllen. Die Speicherstände müssen zum 1. Oktober eines Jahres 80 Prozent betragen, zum 1. November 90 Prozent und am 1. Februar 40 Prozent.

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Befüllung der Speicher läuft nur sehr langsam

Der bundesweit größte Gasspeicher im niedersächsischen Rehden ist in den vergangenen Tagen mit so viel Gas befüllt worden wie seit Monaten nicht. Binnen eines Monats stieg der Füllstand von rund 0,5 auf etwas mehr als 3 Prozent, wie die Bundesnetzagentur in Bonn bestätigte.

Ziel ist neuen gesetzlichen Vorgaben zufolge ein Füllstand von 80 Prozent zum 1. Oktober, 90 Prozent zum 1. November und 40 Prozent zum 1. Februar. Die Behörde bezeichnete diese Werte zum Anfang des Monats zunächst noch als «erreichbar». Das ist aber immer noch extrem niedrig und könnte durch Gazprom radikalen Schnitt immer schwieriger werden.

Die Gaszufuhr in Rehden hat dabei über das Pfingstwochenende deutlich zugenommen. Hintergrund ist, dass Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) eine Verordnung erlassen hatte, auf deren Grundlage der sogenannte Marktgebietsverantwortliche Trading Hub Europe mit der Einspeicherung beginnen konnte.

Wie aus Daten von Europas Gasinfrastruktur-Betreibern (GIE) hervorgeht, kamen am Samstag und Sonntag jeweils mehr als 230 Gigawattstunden hinzu – ein höherer Tageswert wurde zuletzt Anfang Oktober verzeichnet.

Der Gasspeicher in Rehden war bis zum Frühjahr in der Hand des russischen Staatskonzerns Gazprom, dessen Deutschlandtochter ist inzwischen aber unter der Kontrolle der Bundesnetzagentur. Nach Angaben des Betreibers Astora verfügt der Speicher über eine Kapazität von fast vier Milliarden Kubikmetern Gas. Das entspreche rund einem Fünftel der gesamten Speicherkapazität in Deutschland und dem Jahresverbrauch von rund zwei Millionen Einfamilienhäusern.

Suche nach Alternativen

Die Eigenförderung von Erdgas in Deutschland hat im vergangenen Jahr ein wenig zugenommen – am langfristigen Trend eines Rückgangs ändert das aber vorerst nichts.

Das niedersächsische Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LBEG) bestätigi Kern Daten für 2021, welche die Rohstoffbranche Ende März bekanntgegeben hatte. Demnach stieg die Förderung von Erdgas im vorigen Jahr bundesweit leicht um 0,8 Prozent auf insgesamt etwa 5,7 Milliarden Kubikmeter. Die heimische Erdölgewinnung hingegen sank im Vergleich zu 2020 um 4,7 Prozent auf gut 1,8 Millionen Tonnen.

Künftig soll flüssiges Erdgas per Schiff kommen

In Niedersachsen sind fast alle noch laufenden deutschen Erdgas-Förderprojekte angesiedelt, beim Erdöl entfällt wegen des Nordseefelds Mittelplate auch ein großer Teil auf Schleswig-Holstein. Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar suchen etliche Staaten händeringend nach Alternativen zu russischem Gas und Öl, noch ist die Abhängigkeit sehr hoch. Vielfach soll Pipelinegas dabei durch verflüssigtes Erdgas (LNG) ersetzt werden, das per Schiff etwa aus den USA oder Katar nach Europa transportiert werden kann.

In Deutschland sind Fördervolumina und -vorhaben schon seit einiger Zeit rückläufig. Die Branche hat sich angesichts der Diskussionen über die Energiesicherheit kürzlich aber wieder ins Spiel gebracht – zumindest kleinere Teile einer Importlücke könnten ihren Angaben zufolge mit aufgefangen werden.

Auch 2019 hatte das hierzulande geförderte Erdgasvolumen laut dem Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie (BVEG) mit 6,1 Milliarden Kubikmetern noch höher gelegen. 5 Prozent des deutschen Verbrauchs ließen sich so sichern, hieß es.

Umstritten: Experten für Fracking bei Gasförderung in Deutschland

Experten fordern angesichts der hohen Energiepreise, in Deutschland Erdgas durch die Fracking-Technologie zu gewinnen.

«Solange wir in Deutschland Erdgas benötigen, ist es – freundlich ausgedrückt – ein Schildbürgerstreich, dass wir es nicht bei uns fördern», sagte Hans-Joachim Kümpel, Ex-Präsident der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe, der «Welt am Sonntag». Demnach liegen bis zu 2,3 Billionen Kubikmeter erschließbares Erdgas unter Deutschland im Schiefergestein – genug, um das Land über Jahrzehnte mit Erdgas zu versorgen, sagte Kümpel.

In Deutschland sei die Förderung von 20 Milliarden Kubikmetern pro Jahr durch Fracking auf Jahrzehnte hinaus möglich. Dies entspreche etwa der Hälfte der derzeitigen Erdgaslieferungen aus Russland. Die Importabhängigkeit könne dadurch «erheblich reduziert» werden.

Beim Fracking wird Gas oder Öl mit Hilfe von Druck und Chemikalien aus Gesteinsschichten herausgeholt, was Gefahren für die Umwelt birgt. Kritik wird auch an der Verflüssigung durch starkes Abkühlen geübt, weil dies nach Angaben von Umweltschützern bis zu 25 Prozent des Energiegehalts des Gases kostet.

Habeck lehnt Fracking bislang ab

Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bemüht sich angesichts des Ukraine-Kriegs um eine schnelle Energie-Unabhängigkeit von Russland. Fracking in Deutschland lehnt er aber ab und verweist auf mögliche negative Folgen für die Umwelt sowie rechtliche Hürden.

Zuletzt hatten CSU-Chef Markus Söder und NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) sowie der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, eine ergebnisoffene Prüfung des Frackings gefordert.

Experte Mohammed Amro von der Bergakademie Freiberg sagte der «Welt am Sonntag», in Deutschland könnte bei einer Aufhebung des Fracking-Verbots binnen eines Jahres mit der Förderung von Schiefergas begonnen werden.

In fünf Jahren ließe sich die Förderrate demnach so weit erhöhen, dass Deutschland mit heimischem Frackinggas ein Fünftel seines Erdgasbedarfs decken könnte. «In Deutschland nicht zu fracken, ist ein schwerer Fehler», sagte auch Werner Ressing, ehemaliger Abteilungsleiter im Bundeswirtschaftsministerium.

Gas aus Spanien: Schlecht für Putin, gut fürs Klima

Spanien hat, was Deutschland derzeit schmerzlich fehlt: Flüssiggas-Terminals und die dazugehörigen Speicher. Und zwar gleich sechs davon, das entspricht etwa 25 Prozent der gesamten europäischen Kapazitäten in diesem Bereich.

Zudem strömt durch zwei Pipelines Erdgas aus Algerien in Nordafrika in das gut ausgebaute spanische Netz. Schade nur, dass es kaum Pipelines nach Norden gibt und Spanien zusammen mit Portugal bei Energie wie eine Insel ist.

Das soll sich nun unter dem Eindruck des Krieges in der Ukraine schleunigst ändern, und zwar durch den Bau neuer Pipelines. Durch sie würde für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre noch Erdgas, langfristig dann aber grüner Wasserstoff fließen.

«Diese Gasleitungen werden schon jetzt als Wasserstoffleitungen angepriesen, denn fossile Infrastruktur ist kaum noch durchsetzbar», sagt der Energieexperte Ángel Saz vom Thinktank Esade in Madrid. «Dass es sich langfristig um Leitungen für Wasserstoff handelt, ist ja auch keine Lüge», fügt er hinzu. Grüner Wasserstoff wäre vor allem für die energieintensiven Industrien Deutschlands von großer Bedeutung.

EU-Kommission treibt Umwandlung voran

Haupttreiber der Umwandlung ist die EU-Kommission. Mitte Mai hat sie ihren Plan zur Umwandlung des europäischen Energiesystems, den sogenannten «REPowerEU»-Plan, vorgestellt. Ziel ist es, den Energieverbrauch zu senken, den Ausbau erneuerbarer Energien zu beschleunigen und neue Quellen für Gaslieferungen zu erschließen, um unabhängig von russischem Gas zu werden.

Bei den beiden letzten Punkten rechnet sich Spanien gute Chancen aus. Sowohl beim Transport von Erdgas Richtung Norden als auch langfristig bei der Erzeugung und Weiterleitung grünen Wasserstoffs, der mit Elektrizität aus erneuerbaren Quellen wie Wind oder Sonne erzeugt wird.

«Wenn neue Pipelines, dann nur noch Wasserstoffpipelines», sagt ein Vertreter der Gasindustrie. Das spanische Wort für Gaspipelines, «Gasoducto», mag er fast nicht mehr in den Mund nehmen. Zudem könnten die schon bestehenden Gasleitungen «ohne größeren Aufwand» auf Wasserstoff umgestellt werden.

Seinen Namen und den seines großen Unternehmens möchte der Sprecher lieber nicht genannt haben. Alles sei gerade im Fluss, noch nichts in trockenen Tüchern und es gehe um politische Entscheidungen und viel Geld, begründet er seine Vorsicht.

Denn die Kommission will im Rahmen von «REPowerEU» bis zu 300 Milliarden Euro mobilisieren. Davon sind 72 Milliarden Euro als Zuschüsse und 225 Milliarden Euro an Darlehen vorgesehen. Ein Teil, und zwar bis zu 10 Milliarden Euro, soll in die Finanzierung fehlender Gas- und Flüssiggas-Verbindungen investiert werden, unter anderem von Spanien Richtung Norden.

Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez hat gerade erst wieder bekräftigt, dass der Ausbau von Brüssel finanziert werden müsse, weil die Pipelines ja den Nordeuropäern, vor allem Deutschland, aus der Patsche helfen sollen.

Bisher gibt es gerade mal zwei kleinere Pipelines über die Pyrenäen nach Frankreich. Sie haben zusammen eine Jahreskapazität von nur sieben Milliarden Kubikmetern. Zur Einordnung: Die EU importierte bis zum Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine jährlich rund 150 Milliarden Kubikmeter Gas aus Russland.

Zwei Projekte im Fokus

Diskutiert werden zwei Projekte. Dabei geht es zum einen um die Wiederbelebung des 2017 abgebrochenen Projekts Midcat, einer Erdgaspipeline von Barcelona über die Pyrenäen bis zum südfranzösischen Barbairan.

Auf spanischer Seite ist die Röhre bis Hostalric nicht weit von der Grenze entfernt damals fertiggestellt worden. «Diese MidCat war damals unrentabel und wurde beendet. Heute aber steht die Versorgungssicherheit im Vordergrund und deshalb müsste der Bau der Pipeline von Europa finanziert werden», antwortete das Umweltministerium auf eine Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Auch Deutschland macht sich für den Weiterbau der Gaspipeline MidCat stark. Der deutsche Botschafter in Madrid, Wolfgang Dold, antwortete schon Ende März auf die Frage der Zeitung «La Vanguardia», ob Deutschland dieses Projekt unterstütze: «Ja, absolut.» Deutschland stehe darüber mit Spanien und Frankreich in Gesprächen.

Die zweite Pipeline würde von Barcelona durchs Mittelmeer bis in die Hafenstadt Livorno in der italienischen Region Toskana verlaufen. Dieses Projekt befindet sich nach Angaben von Energieexperten aber noch in einer sehr frühen Phase. Die guten Gasverbindungen von Italien Richtung Norden machten diesen Strang jedoch interessant. Zudem würde damit die Blockade Frankreichs umgangen, das selbst wegen seiner Ausrichtung auf Atomenergie gar nicht so sehr an Gas interessiert sei, gibt Saz zu Bedenken.

Etwas Geduld werde aber gebraucht. Der Bau der beiden Pipelines werde im günstigsten Fall zwei bis drei Jahre dauern, sagen Experten. Vorher muss das Genehmigungsverfahren durchlaufen werden. Und es könnte in Spanien und Frankreich noch erheblichen Widerstand von Umweltschützern geben.

«Ich denke, es wird großen Widerstand geben», sagt Saz. Aber vielleicht werde man die Menschen ja überzeugen, dass Wasserstoffleitungen nicht nur gut fürs Klima sind, sondern auch schlecht für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, weil sie Demokratien von solchen Diktaturen unabhängig mache.

42,2 Milliarden Kubikmeter sichere Erdgasreserven

Der BVEG hatte für 2021 von einem Gasfördervolumen von rund 5,2 Milliarden Kubikmetern gesprochen. Ein Grund für die Abweichung von den Behördendaten könnten verschiedenen Qualitäten oder Brennwerte der Gasgemische sein, die vorrangig aus Methan bestehen.

Die «Summe der sicheren und wahrscheinlichen Erdgasreserven» in Deutschland gab das Landesamt mit zuletzt 42,2 Milliarden Kubikmetern an – ein Minus von 2,3 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Beim Erdöl betrug der Rückgang über 16 Prozent auf noch 22,9 Millionen Tonnen.

Bundesregierung will Vorsorge erhöhen

Die Bundesregierung will die Vorsorge für den Fall einer Gasknappheit bei einem Stopp russischer Lieferungen erhöhen. Dazu soll eine bis zum 31. März 2024 befristete «Gasersatz-Reserve» aus stillgelegten Kohlekraftwerken eingerichtet werden. Das Kabinett stimmte entsprechenden Plänen zu, wie das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium mitteilt.

Kohle- oder Ölkraftwerke sollen demnach im Falle einer Gasmangellage kurzfristig und auf Abruf in den Markt zurückkehren können – um den Gasverbrauch in der Stromerzeugung deutlich verringern zu können.

Gas trug 2021 laut Ministerium zu 15 Prozent zur Stromerzeugung bei, der Anteil dürfte in den ersten Monaten 2022 aber schon geringer sein. Außerdem soll die Bundesregierung im Fall einer Gasknappheit die Möglichkeit bekommen, die Stromerzeugung von Gaskraftwerken schnell zu verringern.

Gazprom reduziert Lieferung per Nord Stream 1 um 40 Prozent

Der russische Energieriese Gazprom reduziert die maximalen Gasliefermengen durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland um 40 Prozent.

Grund seien Verzögerungen bei Reparaturarbeiten durch die Firma Siemens, teilte der Staatskonzern am Dienstag mit. Ein Gasverdichteraggregat sei nicht rechtzeitig aus der Reparatur zurückgekommen. Deshalb könnten nun nur noch täglich bis zu 100 Millionen Kubikmeter Gas durch die Pipeline gepumpt werden – oder rund 60 Prozent des bisher geplanten Tagesvolumens von 167 Millionen Kubikmeter Gas, hieß es.

Wichtigste Gas-Lieferanten

Für Deutschland ist Nord Stream 1 die Hauptversorgungsleitung mit russischem Gas. Zuvor war schon die Leitung Jamal-Europa nicht mehr befüllt worden. Reduziert ist auch die Durchleitung von russischem Gas durch die Ukraine, die deutlich unter Plan liegt. Bereits durch die bisherigen Einschränkungen hatten sich die Energiepreise erhöht, weil insgesamt weniger Gas von Russland nach Europa fließt. Die fertige Gaspipeline Nord Stream 2 ist bisher nicht in Betrieb genommen worden.

dpa, as