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«Danke Franz»: Bayern-Sieg für den «Kaiser»

Das erste Bundesligaspiel des FC Bayern steht ganz im Zeichen des Gedenkens an Franz Beckenbauer. Im eisigen Stadion berührt die Erinnerung an den «Kaiser» die Herzen der Fans. Und ein Star zaubert.

Brachte die Bayern gegen Hoffenheim in Führung und erzielte auch das 2:0: Jamal Musiala (M).
Foto: Daniel Löb/dpa

Die Zeit des FC Bayern München ohne Lichtgestalt Franz Beckenbauer hat dank Fußball-Künstler Jamal Musiala mit einem am Ende standesgemäßen Sieg begonnen. Beim kurzzeitig auch mal wackligen 3:0 (1:0) zum Jahresauftakt gegen die TSG 1899 Hoffenheim hätte auch der «Kaiser» seine Freude am Auftritt des zweifachen Torschützen Musiala gehabt.

Der Nationalspieler erzielte zunächst in der 18. Minute das 1:0 nach einer einstudierten Ecke. Dabei zeigte er eine beeindruckende Ballmitnahme und einen entschlossenen Abschluss aus spitzem Winkel. In der 70. Minute erhöhte der beste Spieler auf 2:0 – erneut auf Vorlage von Leroy Sané. Das 3:0 wurde in der Nachspielzeit (90.+1) von Torjäger Harry Kane mit seinem 22. Saisontreffer erzielt.

Der Fokus des Abends lag in der ausverkauften Allianz Arena eindeutig auf dem Gedenken an Beckenbauer, der am vergangenen Sonntag im Alter von 78 Jahren verstorben ist. Ein Abseitstor von Sané nach der Halbzeit wurde zunächst nicht anerkannt (56.). Kurz darauf traf der beeindruckende Musiala mit großer Wucht den Pfosten (58).

Gelb-Rote Karte gegen Prömel

Neben Musiala war auch Kapitän Manuel Neuer in seinem 500. Pflichtspiel für den FC Bayern wieder einmal ein Erfolgsgarant. Der Nationaltorhüter verhinderte zweimal das 1:1, als er gegen Maximilian Beier (63.) und Andrej Kramaric (64.) parierte. Glück hatte Neuer außerdem, als ein Schuss von Beier an die Latte ging (65.).

Nach der Halbzeitpause verlor Bayern die Kontrolle, während Hoffenheim Fahrt aufnahm. Nach Musialas zweitem Tor und der unmittelbar darauf folgenden Gelb-Roten Karte für Grischa Prömel (74.) waren die Gäste, die in Unterzahl waren, nicht mehr in der Lage, das Spiel zu drehen.

«Danke Franz» stand in großen weißen Lettern auf der Rot leuchtenden Arena, in der sich der deutsche Serienmeister zum Hinrundenabschluss der Bundesliga zum Erfolg mehr mühte als zauberte. Es war ein Stotterstart der Bayern, die am Sonntag in ein kurzes Trainingslager nach Portugal aufbrechen. Dort hat Trainer Thomas Tuchel noch einiges zu verbessern.

Bayern-Rückstand auf Bayer verkürzt

Seine Bayern-Stars erfüllten letztendlich überzeugend ihren wichtigsten Auftrag: In der Tabelle rückten sie bis auf einen Zähler an Tabellenführer Bayer Leverkusen heran, der am Samstag beim FC Augsburg nachziehen muss. Die Münchner haben schließlich noch ein Nachholspiel gegen Union Berlin in der Hinterhand.

«Gute Freunde kann niemand trennen» – der legendäre Beckenbauer-Song hallte wiederholt durch die Arena. Beim Einlaufen der Mannschaft sangen viele Fans inbrünstig mit. Auch als Tor-Hymne erklang das Lied. «Der Franz hätte gewollt, dass die Mannschaft gut spielt», hatte der frühere Bayern-Chef und Beckenbauer-Weggefährte Karl-Heinz Rummenigge vor dem Spiel bei DAZN gesagt. Gut war vor allem Musiala – und dazu das Endergebnis.

Die legendäre 5

«Die Lichtgestalt geht auf die letzte Reise – Ruhe in Frieden, Kaiser», stand auf einem Transparent, das die besonders treuen Bayern-Fans vor der Südkurve aufgehängt hatten. Die Trauer und die Erinnerung an prägten den Abend. Die Bayern-Profis trugen beim vor dem Anpfiff rote Trainingsanzüge mit der legendären 5. Auf den Shirts der Einlaufkinder stand ebenfalls Beckenbauers Trikot-Nummer. Unzählige Erfolge als Libero des FC Bayern feierte Beckenbauer mit der 5 – ebenso mit der deutschen Nationalelf, die er 1974 erst als Kapitän und 16 Jahre später als DFB-Teamchef jeweils zum WM-Triumph führte.

Die Schweigeminute wurde von Stille begleitet, jedoch auch von Applaus. Beide Mannschaften trugen Trauerflor. Bayerns neuer Spieler für den Winter, der Engländer Eric Dier, war einen Tag nach seiner Verpflichtung noch nicht im Kader. Der von Tottenham Hotspur ausgeliehene Profi soll die personelle Knappheit in der Abwehr verringern.

Der FC Bayern wird noch längere Zeit von der Trauer um Beckenbauer begleitet werden. Rummenigge sagte: «Der ganze Club war sehr betroffen, fast in einer leichten Schockstarre». Am kommenden Freitag wird es eine Gedenkfeier in der Arena geben, an der zahlreiche Ehrengäste aus Politik, Kultur und Sport sowie viele Weggefährten teilnehmen werden. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier wird anwesend sein und eine Rede halten. Auch Kanzler Olaf Scholz (SPD) wird in München dabei sein.

dpa