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Deutschland besiegt Frankreich mit 2:0 und begeistert die Fans

Die junge deutsche Mannschaft überrascht mit historischem Sieg gegen EM-Favoriten und zeigt großes Potenzial für das bevorstehende Turnier.

Das DFB-Team feiert den 2:0-Sieg gegen Frankreich.
Foto: Christian Charisius/dpa

Endlich steigt die Vorfreude auf die EM: Die Fußball-Nationalmannschaft hat mit der besten Leistung seit Jahren nicht nur den großen Titelfavoriten Frankreich verblüfft, sondern auch durch das Rekordtor von Florian Wirtz.

Der 2:0-Sieg (1:0) in Lyon war der erste deutsche Sieg in Frankreich seit über elf Jahren und ein großer Motivationsschub für das bevorstehende Heimturnier in knapp drei Monaten. Die drastischen Veränderungen von Julian Nagelsmann haben sich sofort ausgezahlt. Der Bundestrainer geht als großer Gewinner des Abends in den heißen EM-Countdown.

Nach sieben Sekunden erzielte Wirtz, bedient von dem herausragenden DFB-Rückkehrer Toni Kroos, das schnellste Tor in der Geschichte der deutschen Länderspiele. Kai Havertz (49.) traf früh in der zweiten Halbzeit nach einer großartigen Kombination der jungen Talente Wirtz und Jamal Musiala. Mit großer Konzentration und starkem Teamgeist wurde die Fußballmaschine der Équipe Tricolore um Superstar Kylian Mbappé gestoppt.

Der nächste Härtetest steht bereits am Dienstag an. Dann trifft Erzrivale Niederlande in Frankfurt ein, nachdem sie den deutschen EM-Auftaktgegner Schottland gerade mit 4:0 besiegt haben. Nagelsmann wird seine neue Linie dann konsequent weiterverfolgen.

Der Bundestrainer machte sich in einem kleinen Block am Spielfeldrand immer wieder Notizen zu seiner stark veränderten Auswahl. Wirtz‘ Geniestreich bejubelte der Bundestrainer mit energischem Blick – besser hätte seine «Wir kicken»-Vorgabe zu Beginn kaum umgesetzt werden können. Vom Anstoß kam der Ball zum Leverkusener, der aus 20 Metern ein traumhaftes erstes Tor im EM-Jahr erzielte – und das einen Wimpernschlag schneller als der bisherige Rekordhalter Lukas Podolski vor elf Jahren gegen Ecuador.

Vor 1000 deutschen Fans, die mitgereist waren, sorgte das frühe Tor der DFB-Auswahl für eine Stabilität und Sicherheit, die zuletzt kaum für möglich gehalten wurden. Mit Kroos als Taktgeber im Mittelfeld stimmten Einsatz und vor allem Konzentration in der ersten Halbzeit überein. Debütant Maximilian Mittelstädt startete als linker Verteidiger so, als hätte er bereits zahlreiche Länderspiele absolviert.

Der EM-Favorit Frankreich musste zuerst ins Spiel zurückkehren – allein das dürfte Nagelsmann gefallen haben. «Nicht wie das Kaninchen vor der Schlange» und mit «Risikobereitschaft» solle sein Team auftreten, hatte der 36-Jährige kurz vor dem Anpfiff im ZDF gesagt. Bei den enttäuschenden November-Pleiten in Berlin gegen die Türkei (2:3) und in Wien gegen Österreich (0:2) war das Selbstverständnis des Bundestrainers noch nicht im Team angekommen.

Die erste gute Chance des Vize-Weltmeisters durch Starspieler Kylian Mbappé entschärfte Marc-André ter Stegen, der den wieder verletzten EM-Torwart Manuel Neuer vertrat, mit einer starken Handparade (25.). Die folgenden Annäherungsversuche blockte die DFB-Auswahl mit vereinten Kräften. Auch die von Nagelsmann zu «drei Zauberern» erhobene Offensivreihe mit Kapitän Ilkay Gündogan, Wirtz und Musiala arbeitete im wahrsten Wortsinn defensiv mit. Musialas erste auffällige Szene war eine Rettungstat in der eigenen Hälfte.

Aber der Münchner kann bekanntlich auch anders. Der 21-Jährige bereitete das zweite deutsche Tor durch Havertz perfekt vor, indem er Frankreichs Torwart Brice Samba austanzte. Den starken langen Pass zuvor auf Musiala hatte Wirtz gespielt. Wieder war Frankreich überrascht, und Nagelsmann, über dessen nach der EM auslaufenden Vertrag nach dem Länderspiel gegen die Niederlande gesprochen werden soll, klatschte Beifall.

Nach etwa einer Stunde hörte man laute Pfiffe im Stadion, während die Franzosen bis dahin nur Einzelaktionen wie den Schlenzer von Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé (54.) zeigten. Die erste Gelbe Karte des Spiels erhielt zu diesem Zeitpunkt Nagelsmann, der sich zu lautstark über eine Schiedsrichterentscheidung beschwerte (60.). Sein Trainerkollege Didier Deschamps schien im Allgemeinen unzufrieden zu sein und wechselte nach einer Stunde vier Profis aus.

Nagelsmann gewährte seiner Mannschaft zusätzliche Minuten, um sich einzuspielen. Musiala, Wirtz, Gündogan und Havertz versuchten immer wieder, Kombinationen zu spielen. Dahinter sicherten Kroos und vor allem der kämpferische Leverkusener Robert Andrich ab. In der 72. Minute kamen Chris für sein zweites Länderspiel und Routinier Thomas Müller ins Spiel. Mittelstädt verfehlte knapp sein Debüt-Tor mit einem flachen Schuss (79.), bevor wenig später Deniz Undav als zweiter Debütant des Abends eingewechselt wurde (80.).

Müller und Niclas Füllkrug hatten in der Endphase weitere Gelegenheiten für das dritte Tor. Antonio Rüdiger rettete hinten kurz vor Schluss auf der Linie (88.), und auch Waldemar Anton gab sein DFB-Debüt (90.).

dpa