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Sex im Alter: Neue Herausforderungen und Chancen

Eine offene Kommunikation über Bedürfnisse und Veränderungen im Alter ist entscheidend. Tipps wie Zeitpunkt und Intimität können zu neuen, erfüllenden Erfahrungen führen.

Im Alter verändert sich das Sexleben - das muss aber nicht das Ende von Intimität bedeuten.
Foto: Ground Picture/Shutterstock.com

Die Auffassungen darüber, was guten Sex ausmacht, ändern sich im Laufe des Lebens – und somit auch die Herausforderungen, die entstehen, um die eigenen Ansprüche und die des Partners oder der Partnerin zu erfüllen. Besonders bei Menschen über 50, die gerne als „Best Ager“ bezeichnet werden, ist es um ihr Liebesleben oft nicht allzu „bestens“ bestellt. Doch aktuelle Umfragen geben interessante Einblicke, worauf es der Generation 50+ beim Sex wirklich ankommt – und was helfen kann, die durch körperliche Veränderungen entstehenden Probleme zu lösen.

Erektile Dysfunktion: das Ü50-Schreckgespenst

In einer Umfrage von Perspectus Global im Auftrag von Eroxon, einem Gel bei erektiler Dysfunktion (ED), erklärten 45 Prozent der Befragten, dass sie mit zunehmendem Alter weniger Sex haben. 13 Prozent gaben an, weniger leicht erregbar zu sein, 10 Prozent haben eine geringere Libido als früher und 9 Prozent leiden unter körperlichen Einschränkungen. Studien belegen, dass Erektionsprobleme ab Mitte 50 zunehmen und fast jeden dritten Mann ab Mitte 60 betreffen, wie die GeSiD-Studie zu Gesundheit und Sexualität in Deutschland.

Und das hat definitiv Auswirkungen auf das Intimleben und die Partnerschaft: In der Umfrage betrachteten 41 Prozent der Befragten eine ED als „belastend“, für sieben Prozent wäre sie sogar ein Grund für eine Trennung. Fast die Hälfte (45 Prozent) gab an, dass die Störung das Selbstwertgefühl des Betroffenen „stark belastend“ beeinflusst.

Tipps für sexuelles Wohlbefinden in jedem Alter

Diese oft physischen, manchmal psychischen Herausforderungen bedeuten jedoch nicht das Ende des Sexuallebens für Menschen über 50. Im Gegenteil: Die Frequenz des Geschlechtsverkehrs kann bei einem 60-Jährigen, der frisch verliebt ist, höher sein als bei einem 35-Jährigen, der seit 12 Jahren in einer festen Beziehung ist“, erklärt Prof. Dr. med. Michael Zitzmann vom Universitätsklinikum Münster. „Sie hängt nicht so sehr vom Alter ab, sondern von der Dauer der Beziehung“, so Zitzmann, der unter anderem auf Andrologie und Sexualmedizin spezialisiert ist.

Wer also lernt, wie man richtig mit dem sich verändernden Körper umgeht, kann völlig neue Erfahrungen machen – angepasst an die sich entsprechend veränderten Bedürfnisse. Und das ist äußerst wichtig: Sexuelles Wohlbefinden ist eng mit der allgemeinen körperlichen und mentalen Gesundheit verbunden. Diese Tipps können hilfreich sein:

Mit dem Partner sprechen

Es ist vielen Menschen schwierig, mit ihrem Partner offen über Sex zu sprechen, und diese Zurückhaltung nimmt laut einer Umfrage von Eroxon sogar mit zunehmendem Alter zu. Nur 69 Prozent der Befragten über 60 Jahren können demnach über sexuelle Probleme sprechen, während es bei den Jüngsten (18 bis 29 Jahre) immerhin 74 Prozent sind. Gerade wenn sich die Bedürfnisse und Sorgen im Alter verändern, wird eine offene und sensible Kommunikation immer wichtiger.

Neue Bedürfnisse und das Sprechen darüber können zu völlig neuen Möglichkeiten führen. So wünschen sich vor allem Männer (53 Prozent der Befragten im Vergleich zu 46 Prozent bei Frauen) mehr Intimität beim Sex. Ebenso nimmt die Anzahl der Männer, die Penetration als wichtig oder sehr wichtig erachten, mit zunehmendem Alter deutlich ab – von 47,3 Prozent bei den 30- bis 44-Jährigen auf 28 Prozent bei den Über-60-Jährigen. Beide Informationen könnten einige Partnerinnen in einem offenen Gespräch überraschen.

Neue Routinen schaffen

Es ist immer gut, etwas Neues auszuprobieren. Es könnte hilfreich sein, die Tageszeit, zu der man Sex hat, zu ändern. Die Hormonspiegel bei Männern und Frauen schwanken im Laufe des Tages. Morgens ist der Testosteronspiegel bei den meisten Männern höher als am Ende eines langen Tages. Ein gutes Sexleben im Alter kann auch bedeuten, sich mehr Zeit für das Liebesspiel zu nehmen. Es kann länger dauern, bis man erregt ist. Dies spiegelt sich auch in den Umfrageergebnissen wider: Während der intensive Orgasmus als Höhepunkt der sexuellen Begegnung immer unwichtiger wird (über 40 Prozent bei den Jüngeren, 26 Prozent bei den Älteren), gewinnen Faktoren wie Zärtlichkeit (von 53 auf 66 Prozent) oder langes Liebesspiel (von 23 auf 27 Prozent) an Bedeutung.

Einen Arzt zurate ziehen

Es ist dennoch ratsam, bei fortbestehenden körperlichen Einschränkungen einen Arzt oder eine Ärztin aufzusuchen. Eine erektile Dysfunktion kann nämlich ein Hinweis auf eine zugrunde liegende Erkrankung, wie z.B. eine Herzerkrankung, sein, die unbedingt abgeklärt werden sollte. Allerdings können Erektionsprobleme auch mit Medikamenten, Gelen oder mechanischen Hilfsmitteln behandelt werden.

Ganzheitliche Gesundheit hilft beim Sexleben

Ein erfülltes Sexualleben beeinflusst nicht nur unsere allgemeine Gesundheit, sondern es gibt auch eine Verbindung in die andere Richtung. Besonders im Alter ist es wichtig, sich um sich selbst zu kümmern und so gesund wie möglich zu leben. Dazu zählen gesunde Ernährung, regelmäßige Bewegung, geringer Alkoholkonsum, Nichtrauchen und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Ebenso sind ausreichender Schlaf, ein ausgeglichenes Sozialleben, Hobbys und regelmäßige Arztbesuche förderlich für eine bessere Gesundheit und somit ein schöneres (Intim)leben.

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