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15-Jährige tot am Rheinufer gefunden: Eltern unter Totschlagsverdacht

Verdacht auf ehrbezogene Tötung durch afghanische Eltern. Ermittlungen zu Motiv und Tatort laufen noch.

Polizeieinsatz am Rheinufer.
Foto: Michael Deines/Promediafoto/dpa

Die Leiche der 15-Jährigen wurde am Rheinufer in Worms gefunden. Die Obduktion bestätigte am Mittwoch: Tod durch Ertrinken. Der genaue Ablauf der Tat ist noch unklar. Allerdings richtet sich der Verdacht gegen die Eltern des Mädchens: Der 39-jährige Vater und die 34-jährige Mutter befinden sich seit Dienstag in Untersuchungshaft wegen des Verdachts auf Totschlag.

Laut Polizei besteht der Verdacht, dass die Beschuldigten den Entschluss zur Tötung ihrer Tochter gefasst haben, weil sie «mit deren Lebenswandel nicht einverstanden» gewesen seien. Es handele sich allesamt um afghanische Staatsangehörige, die in Pirmasens wohnten. Was die Eltern möglicherweise am Leben ihrer Tochter gestört haben könnte, dazu gab es zunächst keine näheren Angaben von den Ermittlern. 

Nur so viel: Es handele sich um «eine Gesamtwürdigung verschiedener Details und Hinweise», die die Ermittler zu der Einschätzung veranlasst hätten, teilte Oberstaatsanwalt Alexander Fassel in Mainz mit. Diese Indizien müssten nun sorgfältig geprüft werden.

Ein Femizid steht als Motiv im Raum

Der Direktor des Instituts für Kriminologie der Universität Tübingen, Professor Jörg Kinzig, sagte der Deutschen Presse-Agentur, dass die mutmaßliche Tötung eines Kindes durch seine beiden Elternteile ungewöhnlich sei. Wenn das Motiv darin bestehe, dass sie mit dem Lebensstil ihrer Tochter nicht einverstanden waren, könnte dies auf eine ehrbezogene Tötung hindeuten, die teilweise auch als Femizid bezeichnet wird. Es sei jedoch noch zu früh für eine endgültige Bewertung in diesem Fall.

Femizid bedeutet, dass Frauen aufgrund ihres Geschlechts getötet werden – also weil sie Frauen sind. Als häufigste Form gilt die Tötung von Frauen durch Partner oder Ex-Partner. Darüber hinaus spricht man von Femiziden auch dann, wenn Frauen wegen ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität, vermeintlich im Namen der «Ehre», als Folge von Genitalverstümmelung, wegen angeblicher Hexerei oder gezielt bei bewaffneten Konflikten getötet werden.

Vater ist bei Justiz kein Unbekannter

Im Fall der getöteten 15-Jährigen in Rheinland-Pfalz untersuchen Beamte noch viele Aspekte. Die Polizei teilte mit, dass sie prüfen, ob der Ort, an dem die Leiche gefunden wurde, auch der Tatort war. Es gibt jedoch keine konkreten Hinweise darauf, dass der Tatort nicht am Fundort liegt. Sowohl der Vater als auch die Mutter haben sich gegenüber der Polizei zu den Vorwürfen geäußert. Aufgrund der laufenden Ermittlungen kann jedoch nicht mitgeteilt werden, wie dies geschehen ist.

Die Jugendliche war am Montag kurz nach 18.00 Uhr tot gefunden worden, nachdem ihre Mutter sich am Vormittag bei der Polizeiinspektion Pirmasens gemeldet «und den Verdacht der Tötung ihrer Tochter mitgeteilt hatte», wie die Polizei formulierte. Die Tat solle demnach am Samstagabend am Rheinufer stattgefunden haben. Die Kriminalpolizei Mainz fand daraufhin während einer Suche die Leiche im Stadtteil Rheindürkheim.

Laut Polizeiangaben sind die Eltern in Pirmasens unter verschiedenen Adressen gemeldet. Die Tochter lebte bei der Mutter. Der 39-Jährige hat eine Aufenthaltsgestattung, die 34-Jährige eine Niederlassungserlaubnis.

Der Vater ist bei der Justiz bekannt. Laut Anklagebehörde sind bei der Staatsanwaltschaft Zweibrücken drei Verfahren gegen ihn anhängig: wegen Körperverletzung und Vergehen nach dem Gewaltschutzgesetz, wie häusliche Gewalt.

dpa