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In Deutschland leben rund 83 Millionen Menschen

Bevölkerungsdaten sind wichtig für den Länderfinanzausgleich und auch für die Planung vor Ort – zum Beispiel, wenn es um Wohnraum und Kitaplätze geht. Neue Daten sorgen jetzt für eine Überraschung.

Ruth Brand, die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, gibt die Ergebnisse des Zensus 2022 bekannt.
Foto: Christoph Soeder/dpa

Die ersten Daten des Zensus 2022, die in Berlin veröffentlicht wurden, zeigen, dass Deutschland derzeit rund 83 Millionen Einwohnerinnen und Einwohner hat – und damit etwa 1,6 Prozent weniger als bisher angenommen.

In der Schätzung vom Januar ging das Statistische Bundesamt davon aus, dass sich derzeit etwa 84,7 Millionen Menschen mittelfristig in der Bundesrepublik aufhalten. Laut Zensus 2022 lebten jedoch am 15. Mai 2022 nur etwa 82,7 Millionen Menschen in Deutschland. Dies bedeutet, dass etwa 1,4 Millionen Einwohner weniger in Deutschland leben als bisher auf Basis der amtlichen Bevölkerungsfortschreibung angenommen wurde, wie die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, erklärte.

https://x.com/zensus2022/status/1805513354619822307

Der Zensus ermittelt die Bevölkerungszahlen aller 10.786 Gemeinden Deutschlands. In 56 Prozent dieser Gemeinden hatte es am 15. Mai 2022 mindestens ein Prozent weniger Menschen gegeben. Beim Zensus gehe es auch darum, Fehler zu korrigieren, sagte Brand, das sei «ganz normal». Nach den neuen Daten wuchs die Bevölkerung Deutschlands zwischen dem Zensus von 2011 und dem von 2022 um rund 2,5 Millionen Einwohner.

Bevölkerungszahl für Köln deutlich nach unten korrigiert

Die Abweichung für Köln war besonders groß, wo zum Stichtag 5,6 Prozent weniger Menschen lebten als angenommen. Trotzdem bleibt Köln eine Millionenstadt, sagte Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamtes für Statistik. Die geringste prozentuale Abweichung der Bevölkerungszahl bei den Großstädten wurde in München festgestellt, wo es im Mai 2022 zwei Prozent weniger Einwohner gab als zuvor angenommen.

Nur in Bremen und im Saarland war die Bevölkerung im Mai 2022 größer als bisher angenommen. In Bremen lebten 1,9 Prozent mehr Menschen als nach den bisherigen Daten. Im Saarland betrug das Plus 1,8 Prozent. In Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg war die Bevölkerung hingegen um jeweils 3,5 Prozent geringer als angenommen. Die Statistiker stellten ein Plus von 0,9 Prozent gegenüber den zuvor angenommenen Daten zur Einwohnerzahl von Dortmund fest.

Weniger Ausländer als bislang angenommen

Die bundesweiten Abweichungen zur Bevölkerungsfortschreibung betreffen den Angaben zufolge zu rund 71 Prozent die ausländische Bevölkerung. Laut Zensus 2022 lebten am 15. Mai 2022 in Deutschland rund 10,9 Millionen Ausländerinnen und Ausländer – fast eine Million weniger als bislang amtlich ausgewiesen. Ein Grund dafür sei, dass sich manche Ausländer nicht in Deutschland abgemeldet hätten, etwa wenn sie ihren Ruhestand im Ausland verbringen, sagte Gößl. Er verwies zudem auf die «hohe Mobilität durch die Fluchtbewegung von 2015», die für die Statistiker nicht einfach abzubilden sei. Ein Großteil der Kriegsflüchtlinge, die nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine nach Deutschland gekommen waren, sei in den Zensus-Daten bereits berücksichtigt.

Brand sagte, der Stichtag sei «in eine unruhige Zeit» gefallen. Der Zensus erfasst alle Menschen, die ihren regelmäßigen Aufenthaltsort in Deutschland haben. Regional verortet werden sie da, wo sie ihren Hauptwohnsitz haben.

«Bei allen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen sind wir auf verlässliche Fakten angewiesen», sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD). Mit den Ergebnissen des Zensus 2022 hätten die statistischen Ämter des Bundes und der Länder nun eine wichtige aktuelle Datenbasis geschaffen.

Nächster Zensus 2031

Die nächste Zensus-Runde ist für das Jahr 2031 geplant, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Bei dieser Erhebung wollen die Statistiker jedoch verstärkt auf bereits vorhandene Daten aus Registern zurückgreifen. Für den Zensus 2022 wurden zusätzlich rund 10,3 Millionen Menschen in einer Haushaltsbefragung interviewt. Ursprünglich war der Zensus für 2021 geplant, musste jedoch aufgrund der Corona-Pandemie ins Folgejahr verschoben werden. Die Kosten für den Zensus 2022 wurden auf etwa 1,5 Milliarden Euro geschätzt. Die Erhebung von Daten in Deutschland erfolgt in bestimmten Zeitabständen gemäß den Vorgaben der Europäischen Union.

dpa