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Prozess gegen Weinstein soll neu aufgerollt werden

Das erste Urteil gegen Filmmogul Weinstein war ein Meilenstein der Rechtsgeschichte und der #MeToo-Bewegung. Dann wurde es überraschend aufgehoben – aber die Staatsanwaltschaft will nicht aufgeben.

Harvey Weinstein war gestern zum ersten Mal wieder in einem New Yorker Gerichtssaal, seit seine Verurteilung wegen Vergewaltigung im Jahr 2020.
Foto: David Dee Delgado/POOL Reuters/AP

Nach der spektakulären Aufhebung des Vergewaltigungsurteils gegen den früheren Filmmogul Harvey Weinstein will die Staatsanwaltschaft den Prozess neu aufrollen. «Wir glauben an diesen Fall und wir werden diesen Fall neu aufrollen», sagte die stellvertretende Staatsanwältin Nicole Blumberg bei einer Anhörung vor einem Gericht in New York, bei der auch der 72-jährige Weinstein selbst anwesend war, wie mehrere US-Medien übereinstimmend berichteten.

Auch die Verteidigung stimmte einem neuen Verfahren zu. Beide Seiten signalisierten, dass sie im Herbst bereit wären für einen neuen Prozess, sofern dies in den Gerichtskalender passen würde. Richter Curtis Farber setzte zunächst eine neue Anhörung für den 29. Mai an. Ob es tatsächlich zu einem neuen Prozess kommen wird, könnte auch davon abhängen, ob Zeugen erneut aussagen möchten.

Verurteilung überraschend aufgehoben

Weinstein wurde 2020 wegen Sexualverbrechen zu 23 Jahren Gefängnis verurteilt. Letzte Woche hob ein Berufungsgericht in New York überraschend das historische Urteil auf. Mit knapper Mehrheit stellte das Gremium fest, dass bei dem früheren Prozess Verfahrensfehler gemacht wurden. Viele Unterstützer und Aktivistinnen der #MeToo-Bewegung waren entsetzt.

Weinstein bleibt jedoch weiterhin in Haft, da er im Jahr 2023 in einem anderen Strafprozess in Los Angeles, der ebenfalls Sexualverbrechen betrifft, zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt wurde. Seine Verteidiger kämpfen auch gegen dieses Urteil an.

Weinstein-Prozess hatte mitunter #MeToo-Bewegung ausgelöst

Nach der Aufhebung des Urteils in New York war Weinstein aus einer Haftanstalt im Norden des Bundesstaats New York in das Gefängnis Rikers Island in der Metropole New York verlegt worden. Anschließend musste er nach Angaben seines Sprecher- und Anwaltsteams in einem Krankenhaus in Manhattan behandelt werden, er leide unter anderem an Bluthochdruck, Herzleiden und «einer Vielzahl» von anderen Gesundheitsproblemen. In den Gerichtssaal wurde er gestern in einem Rollstuhl geschoben. 

Der erste Weinstein-Prozess war ein Meilenstein in der Geschichte des Rechts. Zu dieser Zeit hatte der Fall wesentlich zur #MeToo-Bewegung beigetragen. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen Weinstein öffentlich sexuelle Übergriffe vorgeworfen. Der ehemalige Produzent hat immer jede Schuld bestritten und behauptet, dass sexuelle Handlungen einvernehmlich stattgefunden haben.

dpa