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Prozessgebinn zum Tod eines 14-Jährigen in Franken

Ein 14-Jähriger wird in einer Kleinstadt in Franken getötet – mutmaßlich von einem Gleichaltrigen, der einen Serienmörder als Vorbild haben soll. Nun beginnt der Prozess hinter verschlossenen Türen.

Am Morgen nach dem Fund eines toten Jugendlichen auf dem Schulgelände im September 2023 kommen immer wieder Menschen vorbei, die das Opfer gekannt haben und halten inne.
Foto: Pia Bayer/dpa

Knapp acht Monate nach dem gewaltsamen Tod eines 14-Jährigen in Lohr am Main beginnt heute vor dem Landgericht Würzburg der Prozess gegen einen Gleichaltrigen. Auch wenn das Verfahren aufgrund des Alters des Angeklagten hinter verschlossenen Türen stattfindet, hofft der katholische Stadtpfarrer von Lohr, dass einige Informationen aus dem Prozess nach außen dringen werden.

Dies könne helfen, «Gerüchten und Falschinformationen Einhalt zu gebieten», sagte Sven Johannsen der Deutschen Presse-Agentur. «Es muss nicht jede Neugierde befriedigt werden. Manches geht uns auch gar nichts an, so zum Beispiel die Frage nach dem Verhältnis zwischen Opfer und Täter.»

Aber einige Informationen etwa zur Tatzeit und der Herkunft der Waffe halte er für durchaus hilfreich, «damit die Tat nicht von Menschen zu fantasiereich ausgeschmückt wird, die eigentlich gar nichts wissen können», sagte der Pfarrer. Johannsen hat nach eigenen Angaben gelegentlich Kontakt zur Familie des Opfers und leitete auch den Gottesdienst in der Stadtpfarrkirche St. Michael wenige Tage nach dem Tod des 14-jährigen Italieners.

Vorwurf: Kopfschuss von hinten

Am 8. September 2023 soll der beschuldigte Deutsche den Jugendlichen auf einem Schulgelände der Kleinstadt im Landkreis Main-Spessart mit einem Kopfschuss heimtückisch von hinten getötet haben. Das Motiv ist unbekannt. Die Staatsanwaltschaft vermutet, dass der Verdächtige aus reiner Mordlust gehandelt hat und den amerikanischen Serienmörder Jeffrey Dahmer verehrt.

Nach Worten des Stadtpfarrers ist es für die Familie des Opfers wichtig, dass der Tod ihres Angehörigen juristisch aufgearbeitet wird. Ferner gebe es in Lohr Menschen, «welche immer noch mit so einem Akt der Gewalt ringen und nach Antworten suchen, wie so etwas geschehen konnte». 

Tat für viele immer noch nicht fassbar

Zugleich habe sich die örtliche Politik des Auftrags angenommen, nachzufragen, wie das Leben für Jugendliche in der Stadt attraktiver werden kann. «Ich befürchte aber, dass wir da in einem Dilemma stecken», sagte Johannsen. «Vereine, Chöre, Kapellen, Pfarreien und Stadt bieten ja Möglichkeiten zum Engagement, aber nicht jeder Jugendliche möchte diese nutzen. Ich sehe die größte Herausforderung in der Gruppe von jungen Menschen, die durch keine Angebote angesprochen werden. Das ist sicher nicht nur ein Lohrer Problem.» Für das Verfahren vor dem Landgericht Würzburg sind bis zum 9. August 17 Verhandlungstage terminiert. Für Jugendliche beträgt bei Mord das Höchstmaß der Jugendstrafe zehn Jahre. Sicherungsverwahrung ist nach Gerichtsangaben unter engen Voraussetzungen möglich. Eine Gerichtssprecherin will die Öffentlichkeit im Verlauf des Prozesses über einige Inhalte informieren, etwa ob der Angeklagte die Tat einräumt.

dpa