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Experten warnen vor zunehmendem Cannabiskonsum

Die Suchthilfe verzeichnet eine Verdopplung der Probleme seit der Jahrtausendwende und fordert verstärkte Prävention angesichts der Legalisierung.

Seit dem 1. April ist in Deutschland der Besitz, private Anbau und Konsum bestimmter Mengen Cannabis für Erwachsene erlaubt.
Foto: Hannes P Albert/dpa

Experten der Suchthilfe beobachten eine Zunahme des problematischen Cannabiskonsums in den vergangenen Jahrzehnten und fordern angesichts einer teilweisen Legalisierung des Kiffens eine Stärkung der Prävention. Wie aus dem «Jahrbuch Sucht» der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) in Hamm hervorgeht, zeigt sich in den vergangenen drei Jahrzehnten insgesamt ein steigender Trend im Konsum der Droge.

Der Anteil der Menschen, die sich aufgrund von Problemen mit Cannabisgebrauch an die ambulante Suchthilfe gewandt haben, hat sich seit der Jahrtausendwende fast verdreifacht. Im stationären Bereich wurde eine Verzehnfachung registriert.

Laut Angaben der ambulanten Suchthilfestellen in Deutschland waren Störungen nach Cannabiskonsum seit 2013 der zweithäufigste Grund, um ein Suchthilfeangebot in Anspruch zu nehmen – nach Alkoholproblemen. Die jährliche Anzahl solcher Fälle bei Cannabis lag bei über 25.000, während sie im Jahr 2001 noch bei 3700 lag.

Zahl der Kiffer hat deutlich zugenommen

Insgesamt ist die Anzahl der Cannabis-Konsumenten in den letzten Jahrzehnten deutlich gestiegen: Gemäß dem Bericht gaben im Jahr 2021 zehn Prozent der 18- bis 59-Jährigen an, in den letzten 12 Monaten Cannabis konsumiert zu haben – 2012 waren es noch 5 Prozent. Männer konsumierten etwas häufiger als Frauen und bewerteten ihren Konsum öfter als problematisch. Dies bedeutet laut Experten, dass sie Schwierigkeiten haben, ihren Konsum zu kontrollieren oder bereits psychosoziale Auswirkungen bemerken.

Seit dem 1. April ist es in Deutschland legal, bestimmte Mengen Cannabis für Erwachsene zu besitzen, privat anzubauen und zu konsumieren. Ab Juni sollen staatlich kontrollierte Anbauvereine unter strengen Auflagen Cannabis anbauen und an ihre Mitglieder abgeben dürfen. Angesichts der Gesetzesänderung fordert die DHS eine angemessene Finanzierung von Beratungs- und Schutzmaßnahmen.

«Zwar gibt es gute Angebote zur Prävention des problematischen Cannabiskonsums», sagte Peter Raiser, Geschäftsführer der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen. Es sei jedoch dringend erforderlich, diese «deutlich auszubauen und weiterzuentwickeln». Aktuell beobachte man stattdessen vielerorts sogar Kürzungen. «Insbesondere vor dem Hintergrund der Gesetzesänderung darf bei der Finanzierung der Suchtberatung nicht gespart werden», betonte er.

Deutschland bleibt Alkohol-Hochkonsumland

Die DHS ist die Dachorganisation der deutschen Suchthilfe und Sucht-Selbsthilfe. Experten bündeln im jährlich erscheinenden Jahrbuch Zahlen und aktuelle Studien zu sucht- und drogenbezogenen Themen.

Der Bericht behandelt auch die weit verbreiteten Suchtmittel Tabak und Alkohol: Etwa ein Drittel der Erwachsenen in Deutschland raucht laut Experten – mit rückläufiger Tendenz. Im Jahr 2023 erreichte der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch an Zigaretten mit 764 Stück den niedrigsten Wert seit der Wiedervereinigung. Immer weniger Jugendliche greifen zur Zigarette. Allerdings deuten Studien auf eine Zunahme der Nutzung von E-Zigaretten hin.

Die Experten betonen, dass Deutschland weiterhin ein Land mit hohem Alkoholkonsum ist. Obwohl der Konsum von Bier, Sekt und Schnaps in den letzten zwei Jahrzehnten leicht gesunken ist, liegt Deutschland mit einem Verbrauch von über 10 Litern reinem Alkohol pro Person über 15 Jahren immer noch zwei Liter über dem Durchschnitt der OECD-Länder.

dpa