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Deutschland diskutiert über Wiedereinführung der Wehrpflicht

Verteidigungsminister prüft Modelle, CDU-Bundesparteitag spricht sich aus – wie sieht die Wehrpflicht in anderen Nato-Mitgliedern aus?

In Griechenland herrscht eine Militärpflicht für alle Männer. Daneben gibt es die Möglichkeit zu einem Zivildienst, der aber doppelt so lang dauert.
Foto: Petros Giannakouris/AP/dpa

Spätestens seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wird in Deutschland erneut verstärkt über eine Wiedereinführung der Wehrpflicht diskutiert. Nach 55 Jahren wurde sie im Juli 2011 unter dem damaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ausgesetzt.

Der Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) prüft derzeit aufgrund der veränderten Sicherheitslage Modelle einer Dienstpflicht, einschließlich des schwedischen Wehrpflichtmodells. Auch der CDU-Bundesparteitag hat sich nun für ein ähnliches Konzept ausgesprochen.

Aber wie ist dieses Modell gestaltet – und wie sieht die Wehrpflicht in anderen Nato-Mitgliedsländern aus? Eine Auswahl:

Schweden

Nachdem Schweden die Wehrpflicht 2010 ausgesetzt hatte, wurde sie sieben Jahre später wieder eingeführt. Dennoch werden nicht alle jungen Männer und Frauen eines Jahrgangs eingezogen. Nachdem zunächst alle einen Fragebogen von der Musterungsbehörde erhalten, werden nur einige von ihnen zur Musterung eingeladen. Eine ausgewählte Gruppe von ihnen erhält dann Angebote für einen Dienst. Es handelt sich also um eine Art Musterungspflicht. Innerhalb von sechs bis 15 Monaten erhalten die Rekrutinnen und Rekruten eine militärische Grund- und Führungsausbildung.

Dänemark

In Dänemark gilt die Wehrpflicht bislang für Männer ab 18 Jahren. Weil es genug Interessenten gibt, wird aber nur ein Teil eines Jahrgangs einberufen. Doch das soll sich ab 2026 ändern: Geplant ist, dass die Wehrpflicht auch auf Frauen ausgeweitet wird. Der Grundwehrdienst soll zudem von vier auf elf Monate verlängert werden.

Griechenland

In Griechenland besteht eine allgemeine Wehrpflicht für männliche Bürger. Die Dauer beträgt derzeit zwölf Monate in allen Truppengattungen. Für den Dienst an den Grenzen beträgt die Verpflichtung nur neun Monate. Diese Regelung gilt auch für Spezialeinheiten wie Fallschirmjäger oder Taucher. Es besteht auch die Möglichkeit eines Zivildienstes, der jedoch doppelt so lange dauert. Aufgrund des Rückgangs der Bevölkerung plant Athen die Einführung eines freiwilligen Militärdienstes für Frauen.

Türkei

In der Türkei müssen alle Männer im Alter zwischen 20 und 41 Jahren laut Gesetz Wehrdienst leisten. Die Dauer beträgt mindestens sechs Monate. Durch eine Zahlung von etwa 5200 Euro kann die Zeit auf vier Wochen verkürzt werden. Wer sich dem Wehrdienst entzieht, wird mit Geldstrafen und Gefängnis bestraft. Früher ermöglichte die Regierung zeitlich begrenzt, sich vollständig vom Wehrdienst freizukaufen. Ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung existiert nicht.

Lettland

Lettland hat als Reaktion auf den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine den Wehrdienst schrittweise wieder eingeführt: zunächst ab Mitte 2023 auf freiwilliger Basis, seit Anfang 2024 verpflichtend. Männer im Alter von 18 bis 27 Jahren werden eingezogen. Frauen haben die Möglichkeit, freiwillig an der elfmonatigen militärischen Ausbildung teilzunehmen. Ein alternativer Ersatzdienst muss in einer Einrichtung unter der Aufsicht des Verteidigungsministeriums geleistet werden.

dpa