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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage

Der ukrainische Präsident Selenskyj bedankt sich in Kiew beim Vizekanzler für deutsche Hilfe. Im Fokus steht die Flugabwehr. Die News im Überblick.

Selenskyj (l) und Habeck hätten vor allem die Lage an der Front und die Bedürfnisse der ukrainischen Armee besprochen.
Foto: Kay Nietfeld/dpa

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich nach dem Besuch von Vizekanzler Robert Habeck für die fortwährende Unterstützung Deutschlands im Verteidigungskrieg gegen Russland bedankt. «Wir schätzen Deutschlands Führungsrolle, die nicht nur uns in der Ukraine beim Schutz von Leben hilft, sondern ganz Europa selbst – eben jenes Europa zu bewahren, das friedlich zu leben weiß, das Recht kennt und weiß, wie man sich um Menschen kümmert», sagte Selenskyj in seiner täglichen Videoansprache.

Er kündigte an, dass es bei der im Juni in Berlin geplanten Konferenz zum Wiederaufbau der Ukraine vor allem um bilaterale Projekte in der Rüstungs- und Energiewirtschaft gehen werde. „Heute tagt auf Bitten Kiews der Nato-Ukraine-Rat.“

Selenskyj sagte, dass er mit Habeck die Situation an der Front und die Bedürfnisse der ukrainischen Armee, insbesondere im Bereich der Flugabwehr, besprochen habe. In einem separaten Beitrag auf Telegram lobte er auch die Entscheidung der Bundesregierung, ein weiteres Flugabwehrsystem vom Typ Patriot zu schicken.

Bundeskanzler Olaf Scholz hat während eines EU-Gipfels dafür geworben, dass weitere sechs Patriots aus anderen Nato-Ländern geliefert werden. Die Ukraine wird stark von russischen Angriffen mit Drohnen, Raketen und Gleitbomben getroffen.

Auf der Welt Luftverteidigung «zusammenkratzen»

Angesichts der verheerenden russischen Luftangriffe auf die Ukraine fordert auch Außenministerin Annalena Baerbock mit Nachdruck mehr westliche Militärhilfe. «Auf der ganzen Welt müssen wir die Luftverteidigung, die wir haben, zusammenkratzen», sagte die Grünen-Politikerin im ZDF-«heute-journal». Wie das gehen könne, darüber zerbreche man sich gerade beim Außenministertreffen der Siebenergruppe wichtiger westlicher Industrienationen auf der italienischen Insel Capri den Kopf. 

Litauens Präsident: US-Hilfspaket und Flugabwehr nötig

Rhetorische Unterstützung gab es aus Vilnius: Litauens Staatspräsident Gitanas Nauseda sagte, das Beispiel der gemeinsam erfolgten Abwehr des iranischen Angriffs auf Israel müsse auf die Flugabwehr der Ukraine übertragen werden. «Eine europäische Luftverteidigungskoalition könnte ein Game Changer sein», schrieb er auf der Plattform X (vormals Twitter). Nauseda appellierte an den US-Kongress, endlich ein weiteres Hilfspaket für Kiew zu verabschieden. «Die Geschichte beurteilt uns nach dem, was wir tun. Es ist jetzt der Moment für die USA, das Richtige zu tun.»

In den USA wird das Repräsentantenhaus voraussichtlich am Samstag über das lange verzögerte Hilfspaket für Kiew im Wert von 61 Milliarden US-Dollar (57 Milliarden Euro) abstimmen. Ex-Präsident Donald Trump forderte die Europäer auf, die Ukraine bei deren Verteidigung gegen den Aggressor Russland stärker zu unterstützen. «Warum gibt Europa nicht mehr Geld, um der Ukraine zu helfen?», schrieb der auf einen Wiedereinzug ins Weiße Haus hoffende Republikaner auf der von ihm mitbegründeten Plattform Truth Social. «Warum kann Europa nicht das gleiche Geld wie die Vereinigten Staaten von Amerika aufbringen, um einem Land in verzweifelter Not zu helfen?».

Gleichzeitig betonte Trump, das «Überleben der Ukraine» sei auch für die USA wichtig – ein ungewöhnlich klares Bekenntnis des 77-Jährigen. Trump schrieb: «Wir sind uns alle einig, dass das Überleben und die Stärke der Ukraine für Europa viel wichtiger sein sollte als für uns, aber es ist auch für uns wichtig!»

Bericht über weitere Drohne bei AKW in Ukraine

In der Nacht wurden erneut in vielen Regionen der Ukraine Luftalarme ausgelöst. Explosionen wurden unter anderem in der Stadt Pawlohrad in der zentralukrainischen Industrieregion Dnipropetrowsk gemeldet. Gleichzeitig berichtet auch Russland über Angriffe seitens des ukrainischen Militärs. So wurde im Grenzgebiet Belgorod in der Nacht ein Raketenalarm ausgelöst.

Im von Russland verwalteten ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja wurde ein erneuter Zwischenfall mit einer Kampfdrohne gemeldet. Die vor Ort befindlichen Beobachter der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) wurden über einen versuchten Drohnenangriff informiert, wie es in einem Lagebericht der IAEA heißt. Die Beobachter hörten auch selbst eine Explosion, durften jedoch danach nicht zum Ort des vermeintlichen Vorfalls gelangen.

Das wird heute wichtig

Heute findet die Sitzung des Nato-Ukraine-Rates statt. Präsident Selenskyj möchte bei dem Krisentreffen mit den Verteidigungsministern der Nato um zusätzliche militärische Unterstützung für den Abwehrkampf gegen Russland werben. Es steht für sein Land auf dem Spiel, ob es die Frontlinie halten und die noch bestehende Energieinfrastruktur schützen kann. In den letzten Wochen hat Russland den militärischen Druck auf die Ukraine erhöht und durch Luftangriffe unter anderem fast alle Wärmekraftwerke zerstört.

dpa