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Viele Tote bei israelischem Luftangriff in Rafah

Bei einem israelischen Luftangriff in Gaza gibt es laut Helfern Dutzende Opfer. Vor allem Geflüchtete sollen unter den Toten sein – aber auch zwei ranghohe Hamas-Terroristen. Die News im Überblick.

Der Internationale Gerichtshof hatte Israel verpflichtet, den Militäreinsatz in Rafah zu beenden.
Foto: Jehad Alshrafi/APA Images via ZUMA Press Wire/dpa

Bei einem israelischen Luftangriff in der Stadt Rafah im südlichen Gazastreifen sind nach Angaben von Hilfsorganisationen zahlreiche Menschen in einem Zeltlager mit geflüchteten Zivilisten ums Leben gekommen. Das Bombardement ereignete sich nach Angaben des Palästinensischen Roten Halbmonds am Sonntag im Nordwesten der Stadt, in der Israels Militär die letzten dort vermuteten Bataillone der Hamas zerschlagen will. In einer Rettungsstelle habe man «Dutzende Verletzte und mehr als 15 Tote» gezählt, schilderte die Organisation Ärzte ohne Grenzen. Andere Quellen im Gazastreifen sprachen von mehr als doppelt so vielen Toten, in eingestürzten oder niedergebrannten Zelten könne es zudem weitere Opfer geben.

Gemäß den Angaben des israelischen Militärs hatte der Geheimdienst vor dem Angriff wichtige Hamas-Terroristen auf dem Gelände identifiziert – zwei von ihnen wurden getötet, Berichte über zivile Opfer werden überprüft.

Die Armee erklärte auf der Online-Plattform X, der «präzise» geführte Luftangriff habe einem Komplex der Islamistenorganisation Hamas gegolten und sei im Einklang mit dem Völkerrecht erfolgt. Neben Jassin Rabia, dem maßgeblichen Kopf hinter den Terroraktivitäten der Hamas im Westjordanland, sei auch der ranghohe Hamas-Terrorist Chaled Nagar getötet worden. Beide seien maßgeblich an der Planung und Finanzierung von Anschlägen beteiligt gewesen und hätten das Leben israelischer Soldaten auf dem Gewissen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

https://x.com/IDF/status/1794854903489118405

Der Rote Halbmond erklärte, das vom Luftangriff getroffene Gebiet sei als humanitäre Schutzzone für Menschen ausgewiesen, die wegen der israelischen Kriegsführung flüchten mussten. «Wir sind entsetzt angesichts dieses tödlichen Vorfalls, der einmal mehr zeigt, dass es (im Gazastreifen) nirgends sicher ist», kritisierte Ärzte ohne Grenzen.

Der Internationale Gerichtshof (IGH) hatte Israel am Freitag angewiesen, den Militäreinsatz in Rafah sofort zu beenden. Die Entscheidungen des Weltgerichts sind verbindlich. Allerdings fehlt es den UN-Richtern an Zwangsmitteln, um einen Staat zur Umsetzung zu zwingen.

Erstmals seit Monaten Raketenalarm in Tel Aviv

Am Sonntag feuerte die Hamas erstmals seit vier Monaten wieder Raketen auf den Großraum Tel Aviv – laut Armee handelte es sich um acht Geschosse, die aus Rafah abgefeuert wurden. Einige Raketen wurden von der Raketenabwehr abgefangen. Es gab mehrere Explosionen im Stadtzentrum von Tel Aviv zu hören. Auch in anderen Städten im Großraum der Küstenmetropole wurde Raketenalarm ausgelöst. Die militärische Hamas-Gruppe beanspruchte die Angriffe für sich. Zwei Frauen wurden leicht verletzt, als sie in Schutzräume eilten, so die Angaben von Sanitätern. Zuletzt wurde Tel Aviv am 29. Januar mit Raketen aus dem Gazastreifen angegriffen.

Am Abend des Sonntags begleiteten mehrere tausend Menschen in Tel Aviv den Beerdigungszug einer israelischen Geisel, deren Leiche israelische Soldaten letzte Woche im Gazastreifen gefunden hatten. Der zweifache Vater hatte am 7. Oktober des vergangenen Jahres das Supernova-Musikfestival besucht und war dort während des beispiellosen Massakers der Hamas und anderer Terroristen in die Hände der Islamisten geraten. Seine Familie rief die Öffentlichkeit dazu auf, durch die Teilnahme an der Trauerprozession still für die Rückkehr aller Geiseln zu demonstrieren.

Bei einer Sitzung des Kriegskabinetts von Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu am Sonntagabend sollte auch über die Verhandlungen zur Freilassung der Geiseln gesprochen werden. Vor der Sitzung hatte Netanjahu in einer Stellungnahme betont, dass er die Hamas-Forderung nach einem Ende des Krieges und dem Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen weiterhin ablehnt.

Israelische Soldaten haben nach Angaben der Armee am Sonntag in der Nähe von Hebron im Westjordanland einen Palästinenser erschossen, der versucht hatte, einen Messerangriff auf einen Armeeposten zu verüben. Es gab keine Verletzungen unter den Soldaten. Das Gesundheitsministerium der palästinensischen Autonomiebehörde wurde von den israelischen Sicherheitsbehörden über den Tod des 14-jährigen Angreifers informiert. Seit Beginn des Gaza-Kriegs wurden fast 500 Palästinenser im Westjordanland bei Konfrontationen mit israelischen Sicherheitskräften, versuchten Anschlägen und Angriffen militanter Siedler getötet.

200 Lkw mit Hilfsgütern rollen in Gazastreifen

Zum ersten Mal seit einem Abkommen zwischen Ägypten und den USA wurden Hilfslieferungen für den Gazastreifen vom gesperrten ägyptischen Grenzübergang Rafah über die israelische Passagierstelle Kerem Schalom umgeleitet. Der staatsnahe ägyptische Fernsehsender Al-Kahira News berichtete am Sonntag, dass 200 Lastwagen mit humanitären Hilfsgütern von Rafah nach Kerem Schalom gefahren seien und die Einfahrt in den blockierten Gazastreifen begonnen habe.

Bei einer Veranstaltung mit Außenministerin Annalena Baerbock auf dem Demokratiefest in Berlin am Sonntag kam es zu lauten Protesten. Die Teilnehmer waren wütend über den Umgang der Bundesregierung mit dem Gaza-Krieg und störten die Debatte der Grünen-Politikerin mit Rufen und Bannern. Sie verlangten unter anderem, dass Baerbock die Waffenlieferungen an Israel sofort beendet. Baerbock versuchte, die Fragen ruhig zu beantworten und forderte die Störer auf, keine Drohungen auszusprechen.

dpa