Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Becker und Tiriac: Die besondere Beziehung zweier Tennislegenden

Becker und Tiriac verbindet mehr als nur eine berufliche Beziehung. Sie sind wie Vater und Sohn, eine Beziehung, die über Jahrzehnte hinweg bestand hat.

Besonderes Treffen in Cannes: Boris Becker und Ion Tiriac.
Foto: imago/ABACAPRESS

Ein Auftritt wie ein Flashback in die Tenniswelt der 70er und 80er Jahre. Beim Filmfestival von Cannes trafen sich am Donnerstag mehrere Sportikonen zur Premiere der Film-Doku “Nasty” über den exzentrischen rumänischen Tennis-Star Ilia Nastase (77). Neben Nastase und seiner Ehefrau Ioana (48) waren auch der Franzose Henri Leconte (60) und der iranische Ballzauberer Mansour Bahrami (68) anwesend. Boris Becker (56) und sein ehemaliger Entdecker und Manager Ion Tiriac (85) erschienen gemeinsam auf dem roten Teppich an der Cote d’Azur. Es wurde erneut deutlich: Die beiden haben eine ganz besondere Beziehung – lebenslang.

Rockstars des “weißen Sports”

In den vergangenen Jahren war Boris Becker hauptsächlich wegen finanzieller Eskapaden bekannt. Trotzdem sollte man nicht vergessen, dass er den “weißen Sport” in den 80er Jahren wiederbelebt hat. Er war eine Identifikationsfigur und ein Lebemann, der den Tennisplatz in eine Bühne verwandelte. Ähnlich exzentrische Charaktere wie Jimmy Connors, John McEnroe und Ilie Nastase machten damals das Leben von Björn Borg schwer.

Becker-Entdecker Tiriac

Becker verdankt das Erbe der 70er-Helden vor allem zwei Menschen: seinem ehemaligen Trainer Günther Bosch (81) und seinem langjährigen Manager Ion Tiriac. Die beiden ehemaligen Arbeitskollegen und Tennis-Profis entdeckten 1984 den Leimener Jugendspieler, glaubten an ihn und bescherten ihm und sich selbst eine erfolgreiche und lukrative Zukunft. Bereits 1985 ging Beckers heller Stern mit dem sensationellen Sieg in Wimbledon auf und sollte sich lange am Tennis-Himmel halten. Im selben Jahr beendete Nastase seine aktive Karriere und ging in die Politik. Tiriac formte anschließend in einer im deutschen Individualsport bis dahin ungekannten Weise die Marke Becker. Beide verdienten Millionen, mit denen sie bekanntermaßen unterschiedlich haushalteten. Während Tiriac mit einem geschätzten Vermögen von knapp zwei Milliarden Euro aufwarten kann, setzte Becker so manches Business in den Sand.

“Wie ein Ersatzvater bis heute”

Nach Jahren voller negativer Schlagzeilen – sowohl beruflich als auch privat – machte Becker sein Comeback auf dem roten Teppich der Berlinale 2023. Gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin Lilian de Carvalho Monteiro (33) strahlte er vor Freude, um einen Neuanfang zu symbolisieren, vor den Fotografen. In Berlin präsentierte er nicht nur die Doku mit dem aussagekräftigen Titel “Boom! Boom! The World vs. Boris Becker.” Anschließend beantwortete er auch einige heikle Fragen, wie zum Beispiel, ob er nicht besser auf seinen Ex-Manager hätte hören sollen. Beckers klare und kurze Antwort lautete: “Ja!”

Ihre geschäftlichen Wege hatten sich offiziell bereits 1993 wieder getrennt. Die dreißig Jahre dazwischen scheinen der Beziehung nicht geschadet zu haben. Ebenfalls 2023 sagte Becker über Tiriac: “Er ist für mich ein Vaterersatz bis heute. Ich habe meinen Vater 1999 verloren. Und obwohl wir beruflich nicht mehr zusammengearbeitet haben, habe ich immer das Gefühl gehabt, dass ich ihn als Vater anrufen konnte. Und er hat mir meistens das Richtige gesagt.” Tiriac, der seinen eigenen Vater im Alter von neun verlor, weiß, wovon Becker spricht. Am 17. April postete Becker auf Instagram ein Bild mit Tiriac und schrieb vielsagend darunter: “Vereint mit meiner rumänischen Familie”.

Becker als Testimonial für Nastase

Zur Premiere von “Nasty” wurden Ilie Nastase von beiden, “Ersatzsohn” Becker und “Vaterersatz” Tiriac, geehrt. “Nasty”, also “gemein”, war Nastase öfter mal, indem er auch verbal Einfluss auf Gegner und Ausgang eines Matches nahm – genau wie Boris Becker zu seinen besten Zeiten. Beide waren beliebte Helden, die ihr Herz auf dem Platz ließen. Außerhalb des Courts verbindet sie die Liebe zu Frauen und zum Leben an sich. Becker taucht nicht umsonst in der Nastase-Doku als Testimonial auf. Er versteht, wie Nastase gedacht und gefühlt haben muss. Vor dem Premieren-Raum sagte Becker, wohl gemerkt über Nastase: “Er war ein Charakter, eine Persönlichkeit, ein echter Showman.” Die Premiere des Dokumentarfilms in Cannes wurde vom Publikum sehr positiv aufgenommen. Nastase erhielt wieder einmal Standing Ovations, wie in einem kurzen Instagram-Video zu sehen ist. Eine Reaktion, die sich auch Boris Becker von der breiten deutschen Öffentlichkeit für sein Lebenswerk wünscht.

spoton