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Bitcoin vor Halving: Kursrallye und Unsicherheit

Der Bitcoin-Kurs bewegt sich auf Rekordniveau, doch das bevorstehende Halving sorgt für Unsicherheit bei Minern und Anlegern.

Experten machen für den Bitcoin Boom vor allem die hohe Nachfrage mehrerer ETF-Anbieter verantwortlich.
Foto: Hannes P Albert/dpa

Die Kryptowährung Bitcoin ist normalerweise nichts für schwache Nerven. In diesen Wochen sind die Besitzer der ältesten und größten Kryptowährung jedoch eher entspannt, da der Kurs immer wieder auf Rekordniveau steigt. Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin allein rund 50 Prozent zugelegt und die Erinnerungen an den dramatischen Kursverfall nach November 2021 verblassen lassen.

In den letzten Tagen kühlten jedoch der Angriff des Irans auf Israel sowie Gewinnmitnahmen das überhitzte Bitcoin-Geschäft stark ab und drückten den Kurs von rund 71.000 Dollar zeitweise unter 61.000 Dollar. Am Donnerstag lag der Bitcoin-Kurs wieder bei knapp 63.000 Dollar.

Bitcoin-Boom durch ETFs

Experten führen den Boom seit Jahresbeginn hauptsächlich auf die hohe Nachfrage mehrerer ETF-Anbieter zurück, die seit Januar in den USA neue Bitcoin-Fonds anbieten dürfen. Anleger können somit in die Digitalwährung investieren, ohne sie direkt kaufen und aufbewahren zu müssen. Die Rally wird auch durch die Aussicht auf ein langsames Bitcoin-Wachstum angetrieben, da Ende dieser Woche die Belohnung für die Verifizierung von Bitcoin-Transaktionen halbiert wird.

Gemäß dem technischen Protokoll von Bitcoin wird am Samstagmorgen das vierte sogenannte Halving durchgeführt. Satoshi Nakamoto, der geheimnisvolle pseudonyme Gründer von Bitcoin, hat festgelegt, dass die Gesamtmenge aller Bitcoins auf 21 Millionen begrenzt wird. Die Bitcoins sollen nicht sofort nach seinem Konzept ausgegeben werden. Daher werden die Bitcoin-Bestände nach und nach durch das Lösen von komplexen Rechenaufgaben freigegeben.

Für jeden neuen Block in der öffentlichen Bitcoin-Datenbank («Blockchain») darf sich der Miner, der diesen errechnet hat, eine Belohnung auszahlen. Die sogenannte Blocksubvention («Block Subsidy»), soll die Miner dazu bringen, das Netzwerk zu sichern. Gleichzeitig werden damit neue Bitcoins herausgegeben.

Am Anfang des Bitcoin-Zeitalters im Jahr 2009 betrug die Belohnung noch 50 Bitcoins pro neuem Block. Gemäß den Regeln von Satoshi Nakamoto halbierte sich die Belohnung dann alle 210.000 Blöcke, ungefähr alle vier Jahre. Nach dem ersten Halving im Jahr 2012 sank die Belohnung von 50 Bitcoins auf 25 Digitalmünzen, und vier Jahre später wurde sie auf nur noch 12,5 Bitcoins reduziert. Seit Mai 2020 werden 6,25 Bitcoin pro Block ausgezahlt. Jetzt steht das nächste Halving bevor.

Belohnung halbiert

«Durch die Kürzung der Belohnung für Miner auf 3,125 Bitcoin wird die Menge der Token, die in das System eingeführt werden, erneut halbiert», erläutert Eric Demuth, Mitgründer und CEO der Krypto-Handelsplattform Bitpanda. «Nach dem Prinzip von Angebot und Nachfrage könnte dies zu einem Anstieg des Bitcoin-Preises führen, wenn die Nachfrage weiterhin die nun kleiner werdende Angebotsausweitung übersteigt.»

Kryptounternehmer Peter Grosskopf vom Berliner Fintech Unstoppable Finance verweist ebenfalls darauf, dass es in der Vergangenheit immer einen Anstieg vor und nach dem Halving gegeben habe. «Den Anstieg vor dem Halving konnten wir in den jüngsten Monaten bereits beobachten. Märkte sind Psychologie. Daher kann es sein, dass sich die Geschichte hier noch mal wiederholt. Aber ich bin kein Wahrsager und halte mich normalerweise mit Prognosen und Spekulation zurück.»

Viele Verbraucher skeptisch

Trotz der Rekordkurse herrscht bei vielen traditionellen Anlegern keine Bullen-Stimmung. Sie gehen nicht davon aus, dass sich der Bitcoin-Kurs in Richtung 100.000 Dollar oder höher entwickeln könnte. Laut einer Umfrage der Deutschen Bank sind zumindest die Verbraucher in den USA uneins über die Wertentwicklung des Bitcoins: Etwa ein Drittel erwartet, dass die Kryptowährung bis zum Ende des Jahres unter 20.000 Dollar fallen wird. Dies würde einen Abschlag von etwa 50.000 Dollar auf den aktuellen Preis bedeuten und den Bitcoin-Token auf das Niveau des Bärenmarktes im Jahr 2022 zurückführen.

Nur 10 Prozent der über 3600 Befragten glauben, dass der Bitcoin bis zum Jahresende über 75.000 Dollar steigen wird. 40 Prozent sind der Meinung, dass der Bitcoin in den nächsten Jahren florieren wird, während 38 Prozent erwarten, dass er verschwinden wird.

Wegen der großen Unsicherheiten sehen die deutschen Verbraucherzentralen im Bitcoin keine geeignete Geldanlage für Verbraucherinnen und Verbraucher. Sie verweisen auf die Risiken: «Hier sind insbesondere die massiven Kursschwankungen bis hin zum Totalverlust und die fehlenden Sicherungssysteme zu nennen.»

Werden die Miner weiter schürfen?

So wenig wie man den Bitcoin-Kurs fest vorhersagen kann, so unklar bleiben die Folgen des Halvings für die Miner, die mit ihren Spezialrechnern und einem Einsatz großer Energiemengen den Bitcoin-Laden am Laufen halten. Wenn sich die Belohnung für das «Schürfen» neuer Bitcoins halbiert, könnte das etliche Marktteilnehmer in Schwierigkeiten bringen. «In der Tat könnte das Halving dazu führen, dass weniger effiziente oder kostspielige Miner aus dem Markt ausscheiden, vornehmlich solche, die auf veraltete oder weniger effiziente Prozesse und Hardware setzen – oder schlichtweg zu hohe Energiekosten haben», sagt Bitpanda-Chef Demuth.

Nach Demuths Einschätzung könnte aber auch ein starker Preisanstieg folgen, was wiederum dazu führe, dass das Mining für die meisten Marktteilnehmer rentabel bleibe. «Das ist jedoch alles sehr spekulativ. Was sicher ist: Die professionellen Miner konnten und haben sich seit langer Zeit auf das Halving vorbereitet und werden auch danach noch profitabel arbeiten können.» Die Mining-Landschaft werde sich verändern, glaubt Demuth. «Allerdings denke ich nicht, dass das große Auswirkungen auf das Netzwerk haben wird.»

dpa