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Stromleitungen bedrohen seltene Vögel in Indien

Stromleitungen gefährden die seltenen Hindutrappen in Indien, da sie ihre Sicht einschränken und sie nicht schnell genug ausweichen können. Der Lebensraum der Vögel schrumpft weiter, was ihre Zukunft gefährdet.

Seltenheit: Laut WWF gibt es nur noch rund 200 Hindutrappen.
Foto: Radheyshyam Bishnoi/ERDS Foundation/dpa

In einer Region in Indien, die ein hohes Potenzial für erneuerbare Energien hat, stellen Stromleitungen eine Gefahr für die äußerst seltenen Hindutrappen dar. Die Hindutrappen, die relativ schwer sind, leben hauptsächlich im Distrikt Jaisalmer im Bundesstaat Rajasthan, einer trockenen Region, die sich besonders gut für Wind- und Solarparks eignet, wie das Wildlife Institute of India berichtet. Das Land benötigt dringend saubere Energie.

Stromleitungen stellen eine große Gefahr für Vögel dar, da sie sie oft zu spät bemerken können, erklärt Sumit Dookia von der GGS Indraprastha University in Neu Delhi und der ERDS Foundation, die sich im Distrikt Jaisalmer für den Schutz der Hindutrappen (Ardeotis nigriceps) einsetzt. Die Augen der Vögel befinden sich seitlich am Kopf, was ihre Sicht einschränkt. Darüber hinaus können sie aufgrund ihres Gewichts von 15 bis 18 Kilogramm nur langsam Hindernissen ausweichen. Deshalb finden Freiwillige seiner Organisation immer wieder verletzte und getötete Vögel mit gebrochenen Knochen und Verbrennungen, berichtete Dookia. Außerdem werden die Tiere von streunenden Hunden und Katzen angegriffen.

Nur noch 200 Stück

Laut dem Wildlife Institute of India gibt es nach Angaben der Umweltorganisation WWF insgesamt nur noch etwa 200 der majestätischen Vögel. Sie sind in Indien und dem Nachbarland Pakistan beheimatet. Vor fünf Jahrzehnten gab es allein in Indien mehr als 1200 von ihnen.

Seit einigen Jahren beschäftigt sich sogar das höchste indische Gericht mit dem Thema Tiere und Stromleitungen. Allerdings argumentieren das Ministerium für Erneuerbare Energie sowie Stromfirmen dort, dass es zu teuer wäre, die Leitungen unter die Erde zu verlegen, und es auch technische Schwierigkeiten geben könnte. Immerhin bauen die Unternehmen mittlerweile neue Stromleitungen vermehrt in Distrikten, in denen Hindutrappen seltener anzutreffen sind, sagt Dookia. Außerdem werden den bestehenden Leitungen Reflektoren hinzugefügt, um die Vögel besser sichtbar zu machen.

Darüber hinaus arbeiten das Umweltministerium, die Regierung des Bundesstaates Rajasthan und das Wildlife Institute of India zusammen an einem Zuchtprogramm, um Hindutrappen aufzuziehen, die sie in etwa 20 bis 25 Jahren auswildern möchten.

Doch Umweltschützer Dookia blickt mit Sorge auf die Zukunft der Tiere. Denn ihr Lebensraum schrumpfe weiter – angesichts von Landwirtschaft, Bewässerungskanälen, Industrialisierung und Bergbau. «Es ist ein scheuer Vogel, der mindestens einen Kilometer Abstand von Menschen halten will», sagt Dookia. «Und das wird immer schwieriger.»

dpa