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Harvey Weinstein vor Gericht: Anhörung in Manhattan angesetzt

Der ehemalige Filmmogul soll vor Gericht erscheinen und könnte einen neuen Prozess erwarten, trotz Aufhebung des Urteils.

Harvey Weinstein soll unter anderem 2006 eine Frau zum Oralsex gezwungen und 2013 eine Frau vergewaltigt haben.
Foto: Mark Lennihan/AP/dpa

Eine Woche nachdem die Verurteilung von Harvey Weinstein wegen Sexualverbrechen überraschend aufgehoben wurde, soll der ehemalige Filmmogul vor Gericht erscheinen. Die Staatsanwaltschaft teilte mit, dass für kommenden Mittwoch eine Anhörung im Gericht von Manhattan geplant sei, wie US-Medien berichteten.

Der 72-Jährige wurde bereits aus einem Gefängnis im Norden des US-Bundesstaates New York näher an die Metropole nach Rikers Island verlegt, wie Weinsteins Sprecher Juda Engelmayer bekannt gab. Die Mitteilung lag der dpa vor. „Sie sind für einen neuen Prozess bereit, falls es dazu kommen sollte“, führt Engelmayer aus. Bei diesem Verfahren würden weniger Vorwürfe erhoben und Weinstein hätte bessere Chancen.

Am Donnerstag hob ein Berufungsgericht überraschend das historische Urteil von 2020 gegen Weinstein auf. Mit knapper Mehrheit stellte das Gremium fest, dass im damaligen Verfahren Verfahrensfehler begangen wurden.

Die Vorwürfe gegen Weinstein

Es drehte sich damals hauptsächlich um zwei Anschuldigungen: Weinstein soll 2006 die Produktionsassistentin Mimi Haleyi zum Oralsex gezwungen und die heutige Friseurin Jessica Mann 2013 vergewaltigt haben. Tatsächlich stützte sich die Staatsanwaltschaft bei dem weltweit beachteten Fall auch auf eine Reihe von Zeuginnen, die Weinstein sexuelle Übergriffe vorwarfen, die allerdings nicht Teil der Anklage waren. Damit sollte aufgezeigt werden, dass die Taten Weinsteins einem wiederkehrenden Muster folgten.

Trotz der Entscheidung vom Donnerstag bleibt Weinstein im Gefängnis. In einem zweiten Strafprozess in Los Angeles, in dem es ebenfalls um Sexualverbrechen ging, war er 2023 zu 16 Jahren Gefängnis verurteilt worden – zusätzlich zu den 23 Jahren in New York.

Manhattans Bezirksstaatsanwalt Alvin Bragg muss nun entscheiden, ob er ein neues Verfahren gegen Weinstein einleitet. Man werde «alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln», teilte eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft mit. 

Haleyi: Aufhebung des Urteils «niederschmetternd»

Die frühere Produktionsassistentin Mimi Haleyi, eine der Hauptzeuginnen der Anklage, hatte in dem New Yorker Prozess teils unter Tränen ausgesagt und vor der Jury angebliche Übergriffe Weinsteins geschildert. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit ihrer Anwältin Gloria Allred sagte Haleyi nun, dass sie es in Erwägung ziehe, bei einem weiteren Prozess wieder auszusagen, obwohl die Erfahrung «traumatisierend» und «furchterregend» gewesen sei.

Die Aufhebung des Urteils gegen Weinstein sei «niederschmetternd». Die Richter hätten damit eine «extrem entmutigende» Botschaft für Opfer von sexueller Gewalt überall vermittelt. 

Der erste Weinstein-Prozess war ein Meilenstein in der Geschichte des Rechts. Zu der Zeit löste der Fall maßgeblich die #MeToo-Bewegung aus. Seit 2017 haben mehr als 80 Frauen öffentlich Weinstein sexuelle Übergriffe vorgeworfen.

dpa