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Getöteter Joel: Geständnis und Mord-Plädoyers

Immer wieder gibt es beim Prozess rund um den getöteten sechsjährigen Joel Wendungen. Nun legt der Angeklagte ein neues Geständnis ab. Danach wurde teils auf Mord plädiert.

Kreuze, Figuren, Kerzen und Blumen stehen in Pragsdorf an der Stelle, wo die Leiche des kleinen Joel gefunden wurde.
Foto: Bernd Wüstneck/dpa

Der Angeklagte hat erneut ein umfassendes Geständnis abgelegt, was zu einer weiteren Wendung im Prozess um den getöteten sechsjährigen Joel aus Pragsdorf bei Neubrandenburg geführt hat.

Der 15 Jahre alte Angeklagte habe sich «weitergehend zur Sache eingelassen» teilte ein Sprecher des Landgerichts Neubrandenburg mit. «Die Prozessbeteiligten haben ihre Plädoyers gehalten. Wobei mehrjährige Jugendstrafen teilweise wegen Totschlags und teilweise wegen Mordes gefordert wurden.» Einzelheiten nannte er nicht. Der Prozess findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt.

Handelte der Verdächtige doch alleine?

Nach Aussage der Vertreterin von Joels Eltern, Christine Habetha, sagte der Angeklagte anders als bisher erklärt aus, allein gehandelt zu haben. Zuerst hatte der «Nordkurier» berichtet. Der Angeklagte soll im vergangenen September Joel im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte geschlagen und erstochen haben.

Habetha berichtete, dass die Staatsanwaltschaft acht Jahre Jugendstrafe wegen Mordes gefordert habe. Als Vertreterin der Nebenklage forderte Habetha ebenfalls die Höchststrafe von zehn Jahren wegen Mordes und die Sicherungsverwahrung. Der Verteidiger des Angeklagten plädierte auf Totschlag, wie ursprünglich angeklagt, und forderte sieben Jahre.

Im Verlauf des seit Februar laufenden Prozesses gab es mehrere Überraschungen. Zu Beginn wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft auch gegen den 17 Jahre alten Bruder des Angeklagten ermittelt hatte. Anfang April legte der Angeklagte nach langem Schweigen ein Teilgeständnis ab und erwähnte die Beteiligung einer anderen Person, die nicht sein Bruder war. Bei dem Geständnis am Dienstag wurde nicht mehr von einem Mittäter gesprochen. Das Geständnis erfolgte aufgrund der Beweislage, die die Beteiligung eines weiteren Täters ausschließt. Das Urteil soll laut Gericht am Donnerstag der kommenden Woche verkündet werden.

DNA-Spur am Tatmesser

Der brutale Tod des sechsjährigen Joel im September des letzten Jahres hat in ganz Deutschland Entsetzen ausgelöst. Laut Staatsanwaltschaft hat der damals 14-jährige Täter Joel mehrmals ins Gesicht geschlagen und ihn siebenmal mit einem Messer mit einer Klingenlänge von etwa 15 Zentimetern erstochen. Der Jugendliche hatte laut früheren Angaben widersprüchliche Aussagen gemacht und seine DNA-Spur wurde angeblich am Tatmesser gefunden.

Die grausame Tat soll sich in einem Gebüsch am Bolzplatz in dem kleinen Dorf in Mecklenburg-Vorpommern ereignet haben. Dort, wo Joel gestorben ist, standen Monate später immer noch Engelsfiguren, Erinnerungsstücke und ein größeres Kreuz. Der Angeklagte wurde zwischenzeitlich aus der Untersuchungshaft entlassen, da das Gericht keinen Haftgrund sah. Die Staatsanwaltschaft legte Einspruch ein, und das Oberlandesgericht Rostock hob die Entscheidung auf.

dpa