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SOS-Kinderdorf wird 75: Kriege belasten Kinder

Die Organisation wurde nach dem Zweiten Weltkrieg gegründet. Heute litten Kinder noch genauso in Konflikten, sagt die Leiterin der Bewegung. Doch auch Trends in Ländern wie Deutschland machen Sorgen.

1953: Kinderdorf-Gründer Hermann Gmeiner unterhält sich mit Kindern im ersten SOS-Kinderdorf.
Foto: Handout/SOS-Kinderdörfer/dpa

Vor dem Hintergrund aktueller Konflikte fordert die Chefin der weltweiten SOS-Kinderdorf-Bewegung, Angela Rosales, Kriege aus der Perspektive von Kindern zu sehen. «Vielleicht ist das nötig, um eine friedlichere Welt zu schaffen», sagte die amtierende Vorständin von SOS Children’s Villages International der Deutschen Presse-Agentur in Wien.

Kriegserlebnisse in der Kindheit «können jahrzehntelang große Auswirkungen haben», sagte die Leiterin der Organisation, deren Grundstein heute vor 75 Jahren gelegt wurde. Am 25. April 1949 gründete der österreichische Medizinstudent Hermann Gmeiner mit einigen Mitstreiterinnen und Mitstreitern den Verein «Societas Socialis» (SOS). Im selben Jahr wurde in Tirol mit dem Bau des ersten Kinderdorfs begonnen, wo verlassene und verwaiste Kinder nach dem Weltkrieg in Ersatzfamilien statt in Heimen aufwachsen konnten. 

Heute arbeitet SOS-Kinderdorf in über 130 Ländern. Im Gegensatz zu den Anfangsjahren liegt der Schwerpunkt der Organisation heute viel mehr auf Sozialarbeit und humanitärer Hilfe, um es Kindern und Eltern zu ermöglichen, in Krisensituationen zusammenzubleiben. „So ist beispielsweise ein Kinderdorf in Rafah im südlichen Gazastreifen zu einem Hilfszentrum für Hunderte von Menschen in und um diese Einrichtung geworden“, sagte Rosales.

«Die größten Opfer jedes Konflikts sind die Kinder»

Manches hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg aus Sicht von Rosales nicht geändert. «Die größten Opfer jedes Konflikts sind die Kinder», sagte sie mit Blick auf den Verlust von Familienmitgliedern, psychische Langzeitfolgen, Mangelernährung und Bildungslücken. «Sie tragen keine Verantwortung, aber sie zahlen den höchsten Preis», so Rosales. Seit 1945 sei jedoch das Bewusstsein für Kinder in Kriegssituationen gewachsen, und Hilfsorganisationen hätten maßgeschneiderte Angebote entwickelt, betonte sie.

Abseits von Konfliktgebieten wie der Ukraine, dem Gazastreifen, dem Sudan, dem Kongo oder Haiti stellt SOS-Kinderdorf auch zunehmende Probleme in stabileren Regionen fest. In wohlhabenderen Ländern gibt es einen Anstieg des Drogen- und Alkoholmissbrauchs bei Eltern, so Rosales. Dadurch sind Kinder einem erhöhten Risiko ausgesetzt, von ihren Eltern getrennt zu werden. Zudem fehlt es in Ländern wie Deutschland und Österreich an sozialer und psychologischer Unterstützung für Familien.

dpa