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Tödliche Schüsse an Universität Mannheim: Ermittlungen laufen auf Hochtouren

Die Einzelheiten zum Vorfall sind noch unklar. Das Landeskriminalamt (LKA) ist nun involviert, um den Fall zu klären.

Einsatzkräfte der Polizei stehen vor der Universität in Mannheim. Das Landeskriminalamt ermittelt nun zu dem tödlichen Polizeieinsatz.
Foto: René Priebe/dpa

Die Ermittlungen nach den tödlichen Schüssen auf einen mit einer Machete bewaffneten Mann in einer Mannheimer Universität laufen auf Hochtouren. Die Einzelheiten zu dem Vorfall am Dienstagabend sind weiterhin unklar, sagte ein Polizeisprecher am Morgen. Das Landeskriminalamt (LKA) führt nun die Ermittlungen durch.

Es war geplant, dass unter anderem Zeugen befragt, ballistische sowie Schmauchspuren untersucht und das Geschehen rekonstruiert werden. Auch die Leiche des 31-Jährigen sollte obduziert werden. Die Universität Mannheim reagierte bestürzt auf den Vorfall.

Der 31 Jahre alte Deutsche wurde am Dienstagnachmittag im Bereich der Bibliothek der wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät von der Polizei gemeinsam mit der Staatsanwaltschaft und dem Landeskriminalamt (LKA) bemerkt. Als er dann randalierte und eine Angestellte aggressiv anging, wurde die Polizei alarmiert, wie der Polizeisprecher sagte.

Mann starb im Krankenhaus

Bei Ankunft der Streife hielt der Mann laut Angaben bereits die Machete in der Hand. Er soll sich den Beamten gegenüber aggressiv verhalten haben, wie es weiter hieß. Daraufhin haben die Beamten auf den 31-Jährigen geschossen. Der Schwerverletzte wurde ins Krankenhaus gebracht, wo er kurz darauf verstarb.

Der «Mannheimer Morgen» zitierte drei junge Männer, die den Vorfall nach eigenen Aussagen miterlebt hatten. Das Ganze habe sich im Eingangsbereich der Bibliothek abgespielt, erzählten sie demnach. «Ich habe gesehen, dass der Typ rumgemeckert hat, weil er seine Sticker nicht kleben durfte. Dann sehe ich auf einmal, wie er sein Messer auspackt, ein riesiges Messer», sagte demnach einer der Zeugen. 

Sein Freund fügte hinzu, dass er in dem Moment an dem Mann vorbeigelaufen sei. «Es war eine riesige, lange Machete mit langer schwarzer Klinge. Sie sah auf den ersten Blick aus wie ein Spielzeug. Ich habe gedacht, dass er einfach nur verrückt ist.» Anfangs habe er die Situation nicht ernst genommen. «Erst als die Security meinte: „Junger Mann, gehen Sie nicht zu nah an den ran“, habe ich das erst realisiert und bin direkt weggegangen.» Mitarbeiter der Universität haben der Zeitung bestätigt, dass sich der Vorfall in etwa so zugetragen hat.

Unklar, wie viele Schüsse abgegeben wurden

Es ist noch nicht bekannt, wie viele Schüsse abgefeuert wurden. Laut Zeugenaussagen wurde einmal geschossen. Es wird jedoch noch überprüft, ob dies der Wahrheit entspricht. Studenten waren auch am Tatort, laut Polizeiangaben waren sie nicht in Gefahr. Danach wurden sie von Notfallseelsorgern betreut.

Der Mann, der in Saarbrücken geboren wurde, hatte sich vor der Tat mehrmals negativ verhalten und war polizeilich bekannt, wie es hieß. Er hatte bereits ein Hausverbot für die Bibliothek, was aber erst während des Geschehens aufgefallen sein soll.

Der Rektor der Universität Mannheim, Thomas Puhl, sagte laut einer Mitteilung: «Wir sind zutiefst betroffen von diesem schrecklichen Vorfall auf unserem Universitäts­gelände und müssen das Geschehene erst noch verarbeiten. Wir sind in Gedanken bei den Betroffenen, die den Vorfall aus nächster Nähe miterleben mussten, und bei den Angehörigen des Täters.» Die Universität werde die Polizei in den kommenden Tagen bei ihren Ermittlungen unterstützen und den Vorfall für sich als Universität aufarbeiten. «Aktuell arbeiten wir an Möglichkeiten, den Betroffenen weitere psychologische Unterstützung anzubieten.»

Laut Angaben vom Dienstagabend wird der Universitätsbetrieb mit nur wenigen Einschränkungen fortgesetzt, da einige Teile des Gebäudes aufgrund der laufenden Ermittlungen derzeit gesperrt sind.

Zweiter tödlicher Einsatz innerhalb weniger Monate

Der Vorfall in Mannheim war bereits der zweite tödliche Schusswaffengebrauch der Polizei innerhalb weniger Monate. Vor Heiligabend hatte ein 49-Jähriger den Notruf gewählt und wartete mit einem Küchenmesser bewaffnet auf der Straße. Ein Beamter gab während der Auseinandersetzung mehrere Schüsse auf den Mann ab, der anschließend verletzt ins Krankenhaus gebracht wurde und kurz darauf verstarb. Das Motiv des 49-Jährigen blieb zu diesem Zeitpunkt unklar.

Im März wurde bekannt gegeben, dass das Landeskriminalamt die Ermittlungen in dem Fall abgeschlossen hat. Die Akte wird nun an die Staatsanwaltschaft übergeben. Der Beamte, der damals die tödlichen Schüsse abgegeben hat, ist weiterhin im Dienst.

Dienstwaffen dürfen nur als «Ultima Ratio», also als äußerstes Mittel, genutzt werden. Ob sogenannter unmittelbarer Zwang angewendet wird, entscheidet die jeweilige Polizeibeamtin oder der jeweilige Polizeibeamte grundsätzlich einzelfallbezogen und unter Berücksichtigung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit, wie das Innenministerium bereits nach früheren Fällen mitgeteilt hatte.

dpa