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Wie Kates Erkrankung die Royals überfordert

Der Palast in London tut sich schwer mit der Kommunikation über Prinzessin Kate, die sich von einer Bauch-OP erholt. Dabei wären Fakten in Zeiten sozialer Medien und Fake-News wohl wichtiger denn je.

Erheblich verschlimmert wurde die Situation durch den unbeholfenen Versuch, die Sorgen um Kate mit einem Familienfoto der Prinzessin und ihren Kindern zu zerstreuen.
Foto: Paul Grover/Press Association/dpa

Seit Januar wurde Prinzessin Kate, die 42-jährige Frau von Prinz William, am Bauch operiert. Diese Frage beschäftigt seit Wochen und Monaten nicht nur Anhänger des britischen Königshauses. Die Suche nach einer Antwort darauf ist zu einer regelrechten Obsession in sozialen Medien geworden.

Spekulationen und Verschwörungstheorien verbreiten sich. Eine klare Antwort des Palasts steht jedoch noch aus. Kate wird weder ihre Diagnose noch Details zu ihrem Genesungsprozess der Öffentlichkeit mitteilen und wird voraussichtlich bis nach den Osterferien auf öffentliche Auftritte verzichten. Obwohl viele der Prinzessin von Wales das Recht auf Privatsphäre zugestehen, gibt es erhebliche Zweifel daran, ob diese Strategie klug ist.

Verschwörungstheoretiker wittern Skandalöses

Auch seriöse Medien berichten mittlerweile über jede Äußerung über Kate. Als William beim Besuch eines von ihm gegründeten Projekts für Obdachlose am Dienstag eine beiläufige Bemerkung über seine Frau machte, wurde dies zu einer Schlagzeile für große Nachrichtenportale. Und das, obwohl nichts über ihre Gesundheit gesagt wurde.

Die BBC hat auf ihrer Nachrichten-Homepage eine Analyse veröffentlicht, die sich mit der Widerlegung der neuesten Verschwörungstheorie auf Tiktok und Twitter befasst – in denen es hauptsächlich um wilde Behauptungen geht, dass der Palast etwas Skandalöses versteckt oder Kate in Wirklichkeit viel schlechter geht als vermutet. Nicht zu vergessen die Spekulationen, die aus dem Fehlen eines Eherings gezogen werden können.

Absinken auf das Niveau der Kardashians

Die Royal-Expertin Tina Brown bescheinigte dem britischen Königshaus angesichts der außer Kontrolle geratenen Debatte bereits, auf das Niveau der US-Promi-Sippe der Kardashians herabgesunken zu sein. «Ich denke definitiv, dass es da einen Verlust an Statur gibt, zu dem sich das entwickelt hat, weil es sich alles lächerlich und skandalös anfühlt», sagte die britisch-amerikanische Journalistin und frühere Vanity-Fair-Herausgeberin dem Radiosender LBC.

Der Journalist und Autor mehrerer Royals-Bücher, Rob Jobson, spricht von einem «Zusammenbruch der royalen Kommunikation», der dem Ansehen der gesamten Königsfamilie schade, wie er Journalisten in London sagt. Es sei geradezu naiv gewesen, zu glauben, dass Kate für mehrere Monate einfach von der Bildfläche verschwinden könne. Viel klüger habe sich der Buckingham-Palast nach der Krebsdiagnose von König Charles III. verhalten, indem er den 75-Jährigen etwa beim Lesen von Genesungswünschen zeigte. Dass die Pressearbeit für das Königs- und das Thronfolgerpaar nicht wie früher in einer Hand liege, sondern William und Kate im Kensington-Palast ihre eigene Pressestelle betreiben, sei womöglich eine der Ursachen für die Schwierigkeiten, vermutet er.

Foto-Affäre wurde bald als «Kategate» bekannt

Die Situation wurde erheblich verschlimmert durch den ungeschickten Versuch, die Bedenken um Kate mit einem Familienfoto der Prinzessin und ihren Kindern zu besänftigen: Das vom Kensington-Palast am britischen Muttertag veröffentlichte Bild wurde innerhalb weniger Stunden von internationalen Nachrichtenagenturen zurückgezogen. Die Begründung war, dass es manipuliert worden sei.

Nach anfänglichem Zögern veröffentlichte der Palast einen Post auf der Plattform X (vormals Twitter), in dem sich Kate selbst zu der Foto-Affäre, die schnell als «Kategate» bekannt wurde, äußerte. Sie habe «wie viele Amateurfotografen gelegentlich mit Bildbearbeitung experimentiert» und entschuldigte sich für jegliche Verwirrung, die das Bild hervorgerufen habe. Doch in seiner ursprünglichen Form veröffentlicht wurde das Foto nicht.

Etablierte Presse wird als überflüssig angesehen

Der Fall schürte Misstrauen an den Mitteilungen des Palasts und war Wasser auf die Mühlen der Verschwörungstheoretiker. Für Jobson ist die Episode ein Beleg des Versagens in der royalen Pressarbeit – aber auch eine Folge der Tendenz, dass viele Institutionen und Prominente im Social-Media-Zeitalter glauben, die etablierte Presse sei überflüssig. Immer häufiger werde per Twitter, Instagram und Youtube direkt mit den Untertanen kommuniziert, um das eigene Selbstbild ungefiltert an die Öffentlichkeit zu tragen. «Das ist viel einfacher, weil man sich keinen Fragen stellen muss», sagt Jobson. Doch eine Institution, die öffentliche Gelder ausgebe, müsse sich die legitimen Fragen der freien Presse gefallen lassen.

Als die Boulevardzeitung «The Sun» ein Handyvideo veröffentlichte, das angeblich Kate und William am vergangenen Wochenende beim Einkauf in einem Farm-Shop nahe ihres Zuhauses bei Schloss Windsor zeigen soll, führte auch das nicht zu einem Ende der Spekulationen. Und das, obwohl Kate darauf anscheinend fit und gut gelaunt mit einer weißen Einkaufstüte an parkenden Autos vorbeischlenderte. Das wackelige Video dürfte sich die «Sun» aber Zehntausende Euro haben kosten lassen, schätzt Jobson. Wohin diese Entwicklung führt, ist ungewiss. Das Boulevardblatt «Mirror» berichtete unterdessen, in der Londoner Privatklinik, in der Kate behandelt wurde, sei eine Untersuchung eingeleitet worden: Angeblich soll ein Mitarbeiter versucht haben, an Kates Krankenakte zu kommen.

dpa