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Urteil gegen Harvey Weinstein aufgehoben – Reaktionen der Anklägerinnen

Prominente Anklägerinnen sind fassungslos und entsetzt über die Entscheidung des Berufungsgerichts. Sie fühlen sich vom Justizsystem im Stich gelassen.

Harvey Weinstein während seines Gerichtsprozesses 2020 in New York.
Foto: imago images/UPI Photo

Ein New Yorker Berufungsgericht hat am 25. April das Urteil von 2020 wegen Vergewaltigung gegen Harvey Weinstein (72) aufgehoben. Die Schauspielerin Ashley Judd (56) und andere prominente Anklägerinnen des gefallenen Hollywood-Moguls zeigen in ihren ersten Reaktionen Bestürzung und Fassungslosigkeit über diese Entscheidung.

Ashley Judd: „Wir wissen, was passiert ist“

Ashley Judd, ein Hollywoodstar, war die erste, die im Jahr 2017 Anschuldigungen gegen Weinstein erhoben hat. In einem Interview mit der „New York Times“ sagte die Schlüsselfigur der MeToo-Bewegung nun: „Das ist unfair gegenüber den Betroffenen. Wir leben immer noch in unserer Wahrheit. Und wir wissen, was passiert ist.“

Die Oscarpreisträgerin Mira Sorvino (56), die Weinstein ebenfalls der sexuellen Belästigung bezichtigt hatte, äußerte sich mit einem Statement auf X. Sorvino schrieb: „Entsetzt […]. Seit wann erlauben Gerichte nicht, dass Beweise für frühere schlimme Taten zugelassen werden?“ Weinsteins Urteil wurde aufgehoben, weil eine Mehrheit der Berufungsrichter bemängelte, dass im Prozess Frauen über Vorwürfe aussagten, die nicht Teil der Anklage waren.

Die Schauspielerin Katherine Kendall (54), die Weinstein ebenfalls beschuldigt hatte, bezeichnete die heutige Entscheidung gegenüber der „New York Times“ als „eine schreckliche Erinnerung daran, dass Opfer von sexuellen Übergriffen einfach keine Gerechtigkeit bekommen. Ich fühle mich im Moment vom Justizsystem völlig im Stich gelassen. Ich bin irgendwie fassungslos.“

„Anhaltendes Versagen des Justizsystems“

Ambra Battilana Gutierrez (31), das Model, das Weinstein beschuldigte, ihre Brust berührt und seine Hand unter ihren Rock gesteckt zu haben, äußerte in einer Erklärung, aus der auch die „New York Times“ zitiert: „Wenn die Staatsanwaltschaft meinen Fall 2015 ernst genommen hätte, wären wir jetzt nicht hier. Dies ist ein anhaltendes Versagen des Justizsystems – und der Gerichte – Betroffene ernst zu nehmen und unsere Interessen zu schützen.“

Die Anklägerin im Weinstein-Fall, Louise Gobold, die nicht im New Yorker Prozess aussagte, äußerte gegenüber dem US-Magazin „Variety“, dass „es manchmal so scheint, als ob das Rechtssystem in einem Paralleluniversum arbeitet“. Sie fügte hinzu: „Jeder weiß, dass Harvey ein sexuelles Raubtier ist und dass er unzähligen Frauen Schaden zugefügt hat. Und doch wurde heute seine Verurteilung in New York aufgehoben. Die Leute beruhigen uns heute Morgen, dass er seine Verurteilung in Los Angeles noch absitzen muss, aber das hält mich nicht davon ab, vor Schock und Empörung zu zittern.“

New Yorker Staatsanwaltschaft strebt erneuten Prozess gegen Weinstein an

Derweil erklärte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft von Manhattan in einem Statement, aus dem unter anderen „Variety“ zitiert: „Wir werden alles in unserer Macht Stehende tun, um diesen Fall erneut zu verhandeln, und wir werden uns weiterhin für die Überlebenden sexueller Übergriffe einsetzen.“

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