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Zuckerberg will Meta zur Nummer eins bei KI machen

Glänzende Quartalszahlen, große KI-Pläne: Doch Anleger lassen die Aktie des Facebook-Konzerns Meta einbrechen. Denn Mark Zuckerberg sagt, es könne Jahre dauern, bis die KI-Offensive Früchte trägt.

Mark Zuckerbergs große KI-Pläne bringen Meta stärker in Wettbewerb mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI und anderen Tech-Schwergewichten.
Foto: Andrej Sokolow/dpa

Mark Zuckerberg hat ein neues Ziel: Er will seinen Facebook-Konzern Meta zur Nummer eins bei Künstlicher Intelligenz machen. Der hauseigene Assistent Meta AI solle zum «weltweit führenden KI-Dienst sowohl bei der Qualität als auch bei der Nutzung werden», verkündete der Facebook-Gründer nun. Zugleich stimmte Zuckerberg die Anleger darauf ein, dass die KI-Offensive mit Investitionen in Software und Technik teuer werde – es aber Jahre dauern könnte, bis der Konzern damit Geld verdient. 

Solche KI-Ambitionen vernahm die Wall Street mit Schrecken: Die Aktie rauschte im nachbörslichen Handel um gut 15 Prozent nach unten, obwohl das Werbegeschäft im vergangenen Quartal weiter auf Hochtouren lief. Zweieinhalb Jahre nachdem Zuckerberg den Konzern von Facebook in Meta umbenennen ließ, um den Fokus auf die verlustreichen virtuellen «Metaverse»-Welten zu betonen, scheint die Aussicht auf einen weiteren Umbruch Investoren den Angstschweiß auf die Stirn zu treiben.

Zuckerberg wirbt um Vertrauen der Börse

Zuckerbergs Programmrede in einer Telefonkonferenz mit Analysten schien wie ein Werben um das Vertrauen der Börse. Er betonte, dass der Ansatz von Facebook, zuerst beliebte Dienste für Nutzer zu schaffen und erst danach an Geld zu denken, bereits mehrmals erfolgreich war. Er sieht Geschäftsmöglichkeiten in der Kommunikation zwischen Unternehmen und ihren Kunden auf Metas Plattformen wie Facebook, Instagram und WhatsApp.

Auch stellt sich Zuckerberg «KI-Agenten» vor, die anders als heutige Chatbots nicht nur einzelne Fragen beantworten, sondern für die Nutzer auch komplexere Aufgaben übernehmen könnten, die im Hintergrund eigenes Handeln und Recherche erforderten.

Die großen KI-Pläne von Zuckerberg bringen Meta stärker in Wettbewerb mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI sowie anderen Tech-Schwergewichten wie Microsoft, Google und Amazon, die alle eine führende Rolle bei Künstlicher Intelligenz spielen wollen. Meta hat als strategischen Vorteil die Basis von 3,24 Milliarden Nutzern, die zuletzt täglich auf mindestens eine App des Konzerns zugriffen. Der Konzern muss Wege finden, um KI sinnvoll in den Alltag zu integrieren.

Vernetzte Brille als «perfektes Gerät für KI-Assistenten»

Seit vergangener Woche tauchen in den Meta-Apps in den USA und mehreren anderen Ländern Buttons auf, die den KI-Assistenten aktivieren. Große Hoffnungen setzt Zuckerberg auch in die gemeinsam mit Ray-Ban entwickelte vernetzte Brille mit Kamera, Mikrofon und Lautsprechern. Die KI kann in der Brille zum Beispiel Fragen dazu beantworten, was ein Nutzer gerade vor sich hat. «Brillen sind das perfekte Gerät für einen KI-Assistenten, weil sie sehen können, was man sieht, und hören können, was man hört», sagte Zuckerberg.

Die Ray-Ban-Brille wurde in der Sparte Reality Labs entwickelt, die auch an der «Metaverse»-Plattform und den Headsets zur Darstellung virtueller Realität (VR) arbeitet. In der Meta-Bilanz sind die Reality Labs ein chronischer Verlustbringer. Allein im vergangenen Quartal verbuchte der Bereich operativ rote Zahlen von 3,85 Milliarden Dollar. Das war unwesentlich besser als der operative Verlust von knapp vier Milliarden Dollar im Vorjahresquartal.

Zuckerberg argumentierte, dass die Reality Labs mit der KI in der Ray-Ban-Brille auch andere Dienste bereicherten, daher müsse man einen besseren Weg finden, ihren Beitrag darzustellen. Unter den Anlegern gab es eine Zeit lang Unzufriedenheit aufgrund der seit Jahren hohen Verluste der Sparte. Doch Zuckerberg hielt unbeirrt daran fest – und als das Anzeigengeschäft nach einer kurzen Delle wieder in Schwung kam, verstummten auch die Kritiker.

Ausblick alarmiert Anleger

Im letzten Quartal flossen erneut Werbedollar in die Meta-Kassen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 27 Prozent auf 36,45 Milliarden Dollar. Der Gewinn hat sich auf rund 12,4 Milliarden Dollar (11,6 Mrd Euro) mehr als verdoppelt.

Anleger entdeckten jedoch einen kleinen Wermutstropfen im Ausblick: Meta prognostizierte für das laufende Quartal einen Umsatz von 36,5 bis 39 Milliarden Dollar. Die Analysten hatten im Durchschnitt mit 38,4 Milliarden gerechnet. Außerdem zeichnen sich bereits die Kosten der KI-Offensive ab. Meta gibt nun die Spanne für die Ausgaben in diesem Jahr mit 96 bis 99 Milliarden Dollar an. Die bisherige Prognose lag bei 94 bis 99 Milliarden Dollar.

dpa