Ein bitterer Nachmittag für den Aufsteiger, begleitet von Debatte um Stadionhymne und Duell der Eggestein-Brüder.
FC St. Pauli verliert emotionales Bundesliga-Heimspiel durch Eigentor
Der FC St. Pauli hat durch ein Eigentor kurz vor Ende ein emotionales Bundesliga-Heimspiel verloren. Trotz der Debatte um die Stadionhymne des Vereins und dem Duell der beiden Eggestein-Brüder unterlag der Aufsteiger dem SC Freiburg mit 0:1 (0:0).
Der Tabellensechste der Fußball-Bundesliga kassierte das Tor erst in der 88. Minute, als Philipp Treu einen Schuss von Christian Günter ins eigene Netz lenkte. Für die Freiburger war es bereits der dritte 1:0-Sieg in Serie im engen Rennen um die Europa-League-Plätze. Selbst der verschossene Foulelfmeter von Vincenzo Grifo kurz vor der Pause (45.) hatte am Ende keine Bedeutung mehr.
Pfiffe für St. Pauli-Präsident
Der Aufsteiger aus Hamburg erlebte hingegen einen bitteren Nachmittag in einer angespannten Situation. Kurz nach dem 0:1 verletzte sich auch noch der amerikanische Neuzugang James Sands offenbar schwerer am Knie.
Und diesmal war es am Millerntor auch schon vor dem Spiel laut geworden. Da begründeten Präsident Oke Göttlich und Sicherheitschef Sven Brux über die Stadionmikrofone die Entscheidung, zum ersten Mal seit 20 Jahren nicht mehr das Lied «Herz von St. Pauli» vor einem Heimspiel des Kiezclubs zu spielen.
Der Hintergrund ist die NS-Vergangenheit des Texters, die die Mitarbeiter des Vereinsmuseums selbst recherchiert hatten. Seitdem diskutieren viele St.-Pauli-Fans, ob das Lied im Stadion weiterhin gespielt oder dieses Ritual beendet werden sollte. Die Reaktion vor dem Anpfiff war ähnlich gespalten: Ein Teil der Anhänger applaudierte, ein anderer Teil pfiff den Präsidenten sogar aus.
Bruderduell Eggestein gegen Eggestein
Zwischen Johannes von St. Pauli und Maximilian Eggestein von Freiburg verlief die Beziehung deutlich harmonischer. Beide stammen aus Hannover, wurden bei Werder Bremen ausgebildet und hatten in diesem Spiel gleichermaßen Schwierigkeiten.
St. Paulis Eggestein bekam gegen die überlegenen Freiburger als einsamer Mittelstürmer nur selten den Ball. Gegen kompakt verteidigende Hamburger tat sich Freiburgs Eggestein als Spielgestalter ebenfalls schwer. Nur selten war einmal eine Lücke in diesem Abwehrverbund zu finden.
Trotzdem hatten die Gäste die klar besseren Möglichkeiten. In der 13. Minute stand plötzlich Ritsu Doan allein vor Nikola Vasilj, scheiterte jedoch mit einem zu ungenauen Schuss am starken St.-Pauli-Torhüter.
Erst zu lässig, dann gescheitert
Ein Freistoß von Grifo flog knapp über das Tor (43.) und dann kam der Slapstick-Elfmeter des 31-Jährigen: Grifo lief locker und lässig an und versuchte den Ball in die Mitte des Tores zu lupfen. Aber da stand Vasilj und hätte ihn sogar mit einer Mütze fangen können.
Beim FC St. Pauli gehören insgesamt vier ehemalige Freiburger zum Kader und auch der Sportchef Andreas Bornemann spielte und arbeitete früher einmal für den SC. Der Stadionsprecher stellte die Hamburger deshalb auf launische Weise als «Badischer FC» vor, aber die besondere Kenntnis der Freiburger Spielweise half dem Aufsteiger kaum.
St. Pauli blieb auch nach der Halbzeitpause offensiv harmlos. Die meisten vielversprechenden Konterchancen wurden zu überhastet abgeschlossen. Selbst bei einer Schlussoffensive in den letzten zehn Minuten kam bis auf eine gute Kopfballchance für Jackson Irvine (85.) nichts dabei heraus.
Die Freiburger, die auch dominant waren, konnten ihre Chancen lange Zeit nicht nutzen. In der 57. Minute trat erneut Grifo an: dieses Mal für einen Freistoß und dieses Mal auch mit viel Kraft. Aber Vasilj hielt erneut stark.