Deutscher Nationalspieler brillieren, Stuttgarts erster Heimsieg in Champions League seit 15 Jahren.
Stuttgarts Torfestival: 5:1-Sieg gegen Young Boys Bern
Der VfB Stuttgart hat sich eindrucksvoll im Rennen um die Playoffs zurückgemeldet, indem er den Schweizer Meister Young Boys Bern mit 5:1 (1:1) besiegte. Dies war der erste Champions-League-Heimsieg seit fast genau 15 Jahren für den schwäbischen Fußball-Bundesligisten. Durch diesen Sieg hat Stuttgart seine Chancen aufs Weiterkommen vor den verbleibenden zwei Spieltagen der Ligaphase erheblich erhöht. Bern bleibt weiterhin im laufenden Wettbewerb ohne Punkt.
Drei deutsche Nationalspieler trafen für den VfB, der vor 60.000 Zuschauern erst einen frühen Rückschlag hinnehmen musste und dann in einen Rausch geriet: Angelo Stiller (25. Minute), Chris Führich (61.) und Josha Vagnoman (66.) an seinem 24. Geburtstag. Außerdem waren Enzo Millot (53.) und Yannick Keitel (76.) für die Stuttgarter erfolgreich. Lukasz Lakomy hatte die Gäste zunächst in Führung gebracht (6.).
Emotionen nach Todesfall in Familie von Bern-Profi
VfB-Trainer Sebastian Hoeneß hatte von seinem Team eine Reaktion auf die 1:5-Niederlage bei Roter Stern Belgrad vor zwei Wochen gefordert – und er erhielt sie. Der Abend begann für die Schwaben jedoch äußerst ungünstig. Nach nicht einmal sechs Minuten erzielte Lakomy mit einem Schuss aus etwa 20 Metern die Führung für Bern. Stuttgarts Nationaltorwart Alexander Nübel, der bereits im Ligaspiel gegen Union Berlin (3:2) am vergangenen Freitag einen Fehler gemacht hatte, sah dabei nicht besonders gut aus.
Lakomys Freude war emotional: Der Mittelfeldspieler hielt ein Trikot seines Teamkollegen Meschack Elia hoch, während der Rest der Mannschaft sich neben und hinter ihm versammelte. Vor dem Spiel hatten die Young Boys mitgeteilt, dass der Sohn des kongolesischen Stürmers nach kurzer Krankheit überraschend verstorben war und Elia deshalb vor dem Spiel abreisen musste. Vor dem Anpfiff wurde eine Schweigeminute abgehalten und beide Teams trugen Trauerflor.
VfB dominant, aber zunächst unpräzise
Nach dem Rückstand übernahmen die Stuttgarter das Kommando recht zügig und erzielten den verdienten Ausgleich durch Stiller nach einem feinen Doppelpass mit seinem Nationalmannschaftskollegen Vagnoman. Trotz ihrer Dominanz leisteten sich die Gastgeber in der ersten Halbzeit jedoch zu viele Ungenauigkeiten. Ein viel zu ungenaues Zuspiel von Atakan Karazor auf Chris Führich in sehr aussichtsreicher Position war bezeichnend dafür (36.).
Auch im zweiten Durchgang dominierten die Stuttgarter, bei denen Kapitän Karazor in der Halbzeitpause in der Kabine geblieben war, eindeutig das Spiel. Der Unterschied zur ersten Halbzeit: Sie waren nun wesentlich präziser und entschlossener in ihren Aktionen.
Verwirrung bei Millots Tor zum 2:1
Das 2:1 fiel jedoch auf kuriose Weise. Nachdem Rieder über die rechte Seite in den Strafraum gelaufen war, hob der Linienrichter die Fahne. Die Berner hörten auf zu spielen, Millot traf per Flachschuss. Ein detaillierter Videocheck ergab, dass der Ball zuvor anscheinend doch nicht im Aus gewesen war – das Tor zählte.
Die Gäste brachen regelrecht zusammen. Führich erzielte einen sehenswerten Treffer mit einem Schlenzer in den rechten Winkel, Vagnoman nach einer Flanke von Millot. Keitel, der für Karazor eingewechselt wurde, erhöhte sogar auf 5:1 mit einem Distanzschuss. Es war Stuttgarts erster Heimsieg in der Königsklasse seit dem 3:1 gegen Unirea Urziceni am 9. Dezember 2009 – und was für einer.