An Tag fünf der Tour sind wieder die Sprinter gefragt. Und es wird ein besonderer Tag: In der französischen Auvergne feiert Mark Cavendish seinen 35. Etappensieg – und schreibt Geschichte.
35. Tour-Erfolg: Cavendish krönt sich zum Etappenkönig
Mark Cavendish zeigte die Siegerfaust und schrie nach dem royalen Triumph seine Freude heraus. Er hatte es endlich geschafft: Der routinierte Sprint-Star errang in der französischen Auvergne seinen lang ersehnten alleinigen Rekord an Etappensiegen. Bei der 111. Tour de France kürte sich der Brite zum Etappenkönig und übertraf endgültig die Legende Eddy Merckx. Cavendish rauschte auf der fünften Etappe zum Sieg und holte im Alter von 39 Jahren seinen 35. Tageserfolg. «King Cav» besiegte nach den 177,4 Kilometern zwischen Saint-Jean-de-Maurienne und Saint-Vulbas den Sprint-Star Jasper Philipsen und den Norweger Alexander Kristoff bei einer Massenankunft.
Cavendish erfüllte sich an der französischen Atlantikküste einen Traum mit seinem 165. Karrieresieg, womit er nun auf Platz zwei der ewigen Bestenliste hinter Merckx (275) liegt. Bei seiner 15. und letzten Tour-Teilnahme wollte er diesen einen Job noch erledigen. Am Samstag drohte bereits das Aus, als er bei der harten Auftaktetappe entkräftet mit 39-minütigem Rückstand ins Ziel kam. Der große Coup kam nun früher als erwartet im Rennverlauf.
Von deutscher Seite aus betrachtet war es erfreulich, dass der Tour-Debütant Pascal Ackermann Sechster wurde. Es gab keine Veränderung an der Spitze der Gesamtwertung, wie erwartet. Nach seiner beeindruckenden Kletterleistung am Vortag führt der Träger des Gelben Trikots, Tadej Pogacar, weiterhin mit 45 Sekunden Vorsprung vor dem Belgier Remco Evenepoel und mit 50 Sekunden Vorsprung vor Titelverteidiger Jonas Vingegaard.
Favoriten schonen sich etwas nach Galibier-Etappe
Für die Favoriten auf den Tour-Sieg um Pogacar und Vingegaard war es einen Tag nach dem anstrengenden Duell am Col du Galibier etwas entspannter. Pogacar griff den Dänen mit einem beeindruckenden Tempo an und distanzierte ihn kurz vor dem Gipfel. Anschließend sicherte sich der slowenische Ausnahmefahrer mit einem Vorsprung von 50 Sekunden auf seinen Konkurrenten den Tagessieg.
Vingegaard bleibt trotz des schweren Schlags gelassen. «Ich muss es akzeptieren. Wir haben vor der Tour erwartet, dass wir an drei der ersten vier Tage Zeit verlieren. Jetzt sind es nur 50 Sekunden. Statt 0:3 liegen wir 0:1 hinten. Das ist gut», sagte der Däne mit Blick auf seine komplizierte Tour-Vorbereitung nach seinem schweren Sturz im April bei der Baskenland-Rundfahrt. «Meine Zeit wird kommen», fügte Vingegaard hinzu.
Beide Top-Fahrer liefern sich seit einigen Jahren ein umkämpftes Duell. Pogacar gewann 2020 und 2021 die Tour, Vingegaard düpierte seinen Widersacher in den vergangenen beiden Jahren. Nach der Machtdemonstration am Galibier plant Pogacar schon den nächsten Angriff: «Am Freitag kommt es zum nächsten Rendezvous beim Zeitfahren.» Dann könnte es eine Revanche nach dem klaren Zeitfahrsieg Vingegaards im vergangenen Jahr geben, als er in den Alpen mit 1:38 Minuten deutlich vor Pogacar im Ziel ankam.
Pogacar mit Spaß auf Sprintetappe
Pogacar machte am Mittwoch einen Scherz, als er im Gelben Trikot auf der Sprintetappe eine nicht ganz ernst gemeinte Attacke startete. Im Gegensatz dazu waren Clément Russo und Mattéo Vercher ernsthafter. Die Franzosen distanzierten das Hauptfeld im ersten Etappendrittel und wurden 36 Kilometer vor dem Ziel eingeholt.
Mit nur noch 60 verbleibenden Kilometern vermied Pogacar knapp eine Kollision mit einer abgesicherten Verkehrsinsel. Der Superstar konnte gerade noch ausweichen, während sechs andere Profis stürzten – kurz darauf konnten alle ihr Rennen fortsetzen. Auch in der Folge kam es zu vereinzelten Stürzen auf den Schlusskilometern.
Am Donnerstag sind die Sprinter erneut gefordert. Auf der sechsten Etappe legen die Profis 163,5 Kilometer von Macon nach Dijon zurück. Die Flachetappe hat nur wenige Schwierigkeiten zu bieten. Am Ende wird es voraussichtlich einen Massensprint auf den finalen 800 Metern vor dem Ziel geben.