Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Anklage: Combs «nutzte Macht, Gewalt und Angst»

Der New Yorker Prozess gegen Sean «Diddy» Combs um Anschuldigungen schwerer Sexualstraftaten steht vor dem Ende. Nach der Anklage wird die Verteidigung am Freitag ihr Schlussplädoyer halten.

Im Verfahren gegen den Rapper Sean Combs stehen die letzten Worte seiner Verteidigung an. (Archivbild)
Foto: Elizabeth Williams/AP/dpa

Nach dem Schlussplädoyer der Staatsanwaltschaft im Prozess gegen den früheren Rap-Superstar Sean «Diddy» Combs wird am Freitag die Verteidigung ihre letzten Worte an die Geschworenen richten. Rund sechs Wochen lang sagten im Prozess mehr als 30 Zeugen und Zeuginnen zu verstörenden Sex-Details und grausamer Gewalt aus – und das alles im grellen Scheinwerferlicht der Weltpresse. 

Anklage: Combs «Anführer eines kriminellen Unternehmens»

Die Staatsanwaltschaft warf Combs am Donnerstag die Leitung eines «kriminellen Unternehmens» vor. «In den vergangenen Wochen habt ihr viel über Sean „Diddy“ Combs gelernt», sagte die stellvertretende Staatsanwältin Christy Slavik der Jury vor Gericht in New York, wie US-Medien übereinstimmend berichteten. 

«Er ist der Anführer eines kriminellen Unternehmens. Er akzeptiert keinen Widerspruch, und jetzt kennt ihr die vielen Verbrechen, die der Angeklagte mit Mitgliedern seines Unternehmens begangen hat», so Slavik weiter. Combs «nutzte Macht, Gewalt und Angst, um zu bekommen, was er wollte.»

Nachdem die Schlussplädoyers abgeschlossen sind – möglicherweise am Montag – ziehen sich die zwölf Geschworenen zur Beratung über das Urteil zurück. Sie haben so viel Zeit, wie sie benötigen – das Urteil könnte daher innerhalb weniger Stunden oder auch nach vielen Tagen gefällt werden.

Was bisher geschah

In dem Verfahren wurden mehr als 30 Zeugen und Zeuginnen von der anklagenden Staatsanwaltschaft präsentiert, darunter frühere Partnerinnen und Mitarbeiter des Rappers. Cassie Ventura, die Ex-Freundin und Schlüsselzeugin, berichtete beispielsweise, dass Combs sie zu Sex mit fremden Männern gezwungen habe. Sie erwähnte auch Drogen und körperliche Gewalt.

Auch andere Frauen beschuldigten den Rapper des jahrelangen sexuellen Missbrauchs und der Gewalt. Viele andere Zeugen schilderten ausführlich, wie sie Combs dabei unterstützten, Sex-Veranstaltungen in Hotels zu organisieren. Die Verteidigung hingegen brachte keinen einzigen Zeugen vor. Combs selbst, der alle Anschuldigungen bestreitet und auf nicht schuldig plädiert, sagte auch nicht persönlich aus.

Wie ein Urteil aussehen könnte

Combs ist unter anderem wegen Sexhandels und organisierter Kriminalität angeklagt. Die New Yorker Staatsanwaltschaft wirft dem Rapper vor, über Jahre hinweg Frauen missbraucht, bedroht und genötigt zu haben, seine sexuellen Wünsche zu erfüllen. Er habe ein «kriminelles Unternehmen» mit Helfern geführt. Bei einer Verurteilung droht Combs – der in der Vergangenheit unter anderem die Pseudonyme «Puff Daddy», «P. Diddy» und «Diddy» benutzte – eine lebenslange Haftstrafe. 

Die Jury muss über die Einzelheiten des Urteils entscheiden – es besteht die Möglichkeit, dass Combs nur teilweise schuldig gesprochen wird.

Anklage und Verteidigung – zwei Narrative 

Die Verteidigung entschied sich auch dazu, keine eigenen Zeugen oder Zeuginnen aufzurufen, da sie argumentierten, dass ihr Narrativ bereits in den Zeugenaussagen zum Ausdruck gekommen sei: Combs behandelte viele Menschen, insbesondere seine Ex-Freundinnen, teilweise schlecht und führte toxische Beziehungen – diese seien jedoch einvernehmlich gewesen. Eine Ex-Freundin berichtete beispielsweise, dass sie trotz allem immer Zuneigung für Combs empfunden habe.

Die Anklage behauptet, dass Combs‘ Handlungen strafrechtlich relevant geworden seien. Sie beschuldigt ihn sogar der organisierten Kriminalität, ein Vorwurf, der ursprünglich für Bandenkriminalität wie die der Mafia gedacht war. Dieser Vorwurf wurde bereits im Prozess gegen den Sänger R. Kelly erfolgreich verwendet, um ein systematisches Muster von sexuellem Missbrauch aufzudecken.

dpa