Die Sonne strahlt, die Prominenz schreitet über den roten Teppich – und drinnen im weltberühmten Opernhaus besingen Tristan und Isolde ihre unmögliche Liebe.
Die Festspiele beginnen – Schlagerstar zu Gast in Bayreuth
Am Morgen wurde der rote Teppich ausgerollt, am späten Nachmittag ließ sich die Prominenz von den Schaulustigen feiern: In Bayreuth haben die Festspiele begonnen. Bevor im weltberühmten Festspielhaus eine Neuproduktion von Richard Wagners Werk «Tristan und Isolde» Premiere feierte, ging es bei der Ankunft der Ehrengäste locker-fröhlich zu: Schlagerstar Roberto Blanco (87) bekam Applaus, ebenso TV-Koch Alexander Herrmann, dessen Stammhaus in Wirsberg nur wenige Kilometer von Bayreuth entfernt liegt.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) war gestresst wegen der vielen Fotos: Zuerst posierte er natürlich mit seiner Frau Karin Baumüller-Söder, dann mit seinem Amtskollegen Reiner Haseloff (CDU) aus Sachsen-Anhalt, danach mit Blanco und Sänger Patrick Lindner – und schließlich noch mit seiner Tochter Gloria-Sophie Burkandt.
Bei der traditionellen Auffahrt der Prominenz waren in diesem Jahr anwesend: Schauspielerin Margarita Broich («Tatort») sowie die Schauspieler Francis Fulton-Smith («Familie Dr. Kleist») und Johann von Bülow («Herr und Frau Bulle»).
«Tristan und Isolde» – durchaus schwere Kost
Drinnen im Festspielhaus präsentierte das Festival einen neuen «Tristan» – durchaus schwere Kost angesichts des sommerlichen Wetters bei 24 Grad und Sonnenschein. Das Premieren-Publikum verfolgte das Ringen von Tristan und Isolde um ihre unmögliche Liebe in der Interpretation des isländischen Regisseurs Thorleifur Örn Arnarsson. Die musikalische Leitung hat Dirigent Semyon Bychkov, die Titelrollen werden gesungen von Andreas Schager und Camilla Nylund.
Fast alle bayerischen Minister waren in Bayreuth, aber die Berliner Ampel-Koalition war dieses Jahr kaum vertreten – nur Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) war beim Auftakt anwesend. Auch die ehemalige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fehlte in diesem Jahr, obwohl sie seit Jahrzehnten treuer Stammgast der Wagner-Festspiele war.
Roth hatte die Wagnerianer jüngst mit dem Vorschlag verstört, in Bayreuth nicht nur Wagner zu spielen – und sie ruderte auch schon wieder zurück. «Natürlich steht Bayreuth für Wagner und Wagner für Bayreuth», sagte die Grünen-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Berlin. «In Bayreuth Wagner zur Aufführung zu bringen, ist natürlich der grundlegende Markenkern dieses einzigartigen Festivals, und daran will ich selbstverständlich nichts ändern.» Auch Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) wollte die Wogen glätten: «Ein bisschen Getöse in Bayreuth gehört einfach dazu, und dieses Mal war es die Politik, die es verursacht hat.»
Roth: Wagner entscheidet über künstlerisches Repertoire
Die Festspiele sind seit 1876 den letzten zehn Opern Richard Wagners (1813–1883) vorbehalten. Rothe sagte nun: «Die künstlerische Leitung für Bayreuth liegt bei Katharina Wagner, auch für die nächsten Jahre. Über das künstlerische Repertoire auf dem Hügel entscheidet sie – und ganz bestimmt nicht die Kulturpolitik.» Sie treibe allerdings die Frage um, wie in Bayreuth und bei vielen anderen Kulturinstitutionen das Publikum von morgen gewonnen werden könne.
Am Eröffnungstag wurden für die bauliche Situation am Grünen Hügel die Weichen gestellt: Der Bund und das Land werden jeweils fast 85 Millionen Euro bereitstellen, um das Festspielhaus weiter zu sanieren.