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Bayerns «Puzzlestück» Palhinha und die großen Auswirkungen

Die «Holding Six» war ein Jahr das große Thomas-Tuchel-Thema in München. Jetzt ist João Palhinha mit Verspätung da – und Trainer Kompany will davon profitieren. Andere Stars könnten Status einbüßen.

Palhinha wird in seinem neuen Heimstadion mit der Nummer 16 auflaufen.
Foto: Lukas Barth/dpa

Vincent Kompany hat beim FC Bayern gleich bekommen, wonach sich Vorgänger Thomas Tuchel in seiner kurzen Münchner Trainerzeit vergeblich sehnte: Die «Holding Six». Der fehlende robuste Defensiv-Abräumer im Mittelfeld war ein Dauerthema der vergangenen titellosen Tuchel-Saison. Und es ist schon kurios, dass jetzt, da Tuchel weg ist, dessen Wunschspieler João Palhinha mit einem Jahr Verspätung doch noch beim Fußball-Rekordmeister angekommen ist. Und Kompany sich freuen kann. 

Der 29 Jahre alte Palhinha soll beim geplanten Angriff des FC Bayern in der neuen Spielzeit auch aus Sicht von Sportvorstand Max Eberl genau das «wichtige Puzzlestück» im Münchner Kader sein, das bislang fehlte. «Wenn man über so lange Zeit an einem Spieler baggert, um ihn nach München zu bekommen, muss man definitiv von einem Wunschtransfer reden», sagte Eberl bei der Vorstellung des 50 Millionen Euro teuren Profi vom FC Fulham kurz vor der Südkorea-Reise. Der EM-Teilnehmer Portugals sei ein «großartiger Spieler». 

Palhinhas Verpflichtung könnte jedoch für andere großartige Bayern-Spieler wie Joshua Kimmich, Leon Goretzka, Aleksandar Pavlovic oder Konrad Laimer erhebliche Konsequenzen haben. Im Kampf um den neuen Mittelfeld-Fixpunkt könnten sie öfter auf die Ersatzbank gedrängt werden – oder sogar zu anderen Vereinen wechseln.

«Wir sprechen sehr offen mit den Spielern»

Eberl äußert sich deutlich: «Klar, die Konkurrenzsituation im Mittelfeld wird sehr groß werden. Und da muss jeder Spieler entscheiden, was dann sein Schritt ist.» Um den oder die Plätze neben Palhinha kämpfen? Oder doch lieber wechseln? 

Angesprochen auf Goretzka äußerte Sportvorstand Eberl: «Bei Leon ist es so, dass wir sehr offen mit den Spielern sprechen.» Das tue er aber nicht öffentlich. «Wenn ich mit Spielern spreche, wenn ich mit Agenten spreche, ist es unser Job, das vertrauensvoll zu tun.» Auch mit Kimmich stehen Gespräche an. Dessen Vertrag läuft schon im Sommer 2025 aus.

Es steht fest, dass Jungstar Pavlovic die Zukunft der Bayern verkörpert und neben dem robusten und strategisch begabten Palhinha weiter reifen soll. Der Vertrag mit dem 20-jährigen Pavlovic wurde gerade erst bis 2029 verlängert.

Profiteur Pavlovic soll neben Palhinha reifen

Kurios: Pavlovic war auch unter Tuchel der große Profiteur des Umstands, dass der Palhinha-Transfer vor einem Jahr im letzten Moment geplatzt war. «Eine Tür geht zu, eine geht auf. Es war für Aleks die Möglichkeit, sich so ins Rampenlicht zu spielen», sagte Eberl und fügte hinzu: «Es heißt für mich jetzt nicht João oder Aleks. Sie können auch zusammen spielen.»

Es bleibt abzuwarten, wie Kompany seine Pläne im Mittelfeld umsetzen wird. In Bezug auf Kimmichs Rolle – ob weiter rechts oder wieder zentral – hat sich der Belgier noch nicht geäußert. Möglicherweise werden während der kurzen Sommertour nach Südkorea erste Hinweise gegeben.

Palhinha präsentierte sich bei seiner Vorstellung «stolz und glücklich», doch noch in München gelandet zu sein. Und er sprüht vor Tatendrang, will sofort sein Können zeigen. Am liebsten gleich auf der Südkorea-Reise im Testspiel gegen Tottenham Hotspur am Samstag in Seoul. «Ich bin bereit, zu spielen. Ich bin froh, endlich das Bayern-Trikot zu tragen.» Wie zuvor Tuchel hätte auch Kompany ihn unbedingt haben wollen, dafür sei er sehr dankbar.

Einer wie Javi Martínez

„Eberl sieht in Palhinha genau die Qualitäten, die zuletzt von einem Abräumer wie Javi Martínez verkörpert wurden. Martínez kam 2012 als Rekordtransfer nach München und trug unter Trainer Jupp Heynckes sofort zum Triple-Triumph 2013 bei.“

«Bayern hat immer einen Typ Stabilisator, einen Zweikämpfer in diesem zentralen Bereich gehabt. Einer, der da steht, der die Kontrolle des Spiels hat, der die Viererkette ein Stück weit entlastet mit seiner Präsenz, mit seiner Kopfballstärke. Das alles bringt João mit. Er hat über 350 Spiele gespielt auf allerhöchstem Niveau. Er bringt die Erfahrung, die Präsenz, die Körperlichkeit mit und ist ein guter Fußballer», schwärmte Eberl vom Wunschtransfer. Kurzum: Palhinha ist einer, der die Münchner Mittelfeld-Hierarchie verändern wird.

dpa