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Chinas Wirtschaft wächst trotz Handelsstreit robust

Mit 5,2 Prozent legt die chinesische Wirtschaft kräftig zu – gestützt von guten Exportzahlen und Hilfen für den Konsum. Doch Experten warnen: Die kommenden Monate könnten holprig werden.

Chinas Statistiker rechnen mit wirtschaftlicher Stabilität im zweiten Halbjahr.
Foto: Johannes Neudecker/dpa

Chinas Wirtschaft ist im zweiten Quartal robust gewachsen. Nach Angaben des Pekinger Statistikamts legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) von April bis Juni um 5,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu. Damit blieb das Plus nur knapp unter dem Zuwachs von 5,4 Prozent aus dem ersten Quartal, womit das Wachstum im ersten Halbjahr bei 5,3 Prozent lag. Die Regierung hatte für das Gesamtjahr ein Wachstumsziel von «rund fünf Prozent» vorgegeben. 

Ökonomen betrachten das Ergebnis als Hinweis auf die starke Widerstandsfähigkeit der chinesischen Wirtschaft, insbesondere angesichts des weiterhin schwelenden Handelskonflikts mit den USA. Im Verlauf des eskalierenden Streits hatten beide Seiten ihre Zölle zunächst deutlich erhöht, einigten sich jedoch im Mai auf einen dreimonatigen Waffenstillstand, um weitere Verhandlungen zu ermöglichen.

Konsum und Exporte tragen zum Wachstum bei

Analysten zufolge haben viele Händler das aktuelle Zeitfenster genutzt und Exporte vorgezogen, was zu einer Beschleunigung des Wachstums führte. Auch ein stärkerer Konsum, unterstützt durch staatliche Anreize, war eine bedeutende treibende Kraft.

Jedoch, nach dem Pekinger Ökonomen Alex Hongcai Xu, wird diese Entwicklung wahrscheinlich nicht von langer Dauer sein: „Der Außenhandel hat zwar die Erwartungen übertroffen. Das bedeutet jedoch auch, dass die zweite Jahreshälfte schwieriger werden wird. Die Dynamik wurde gewissermaßen vorweggenommen und kann nicht dauerhaft anhalten.“

Viele Probleme bleiben ungelöst 

Trotz der soliden Gesamtzahl sind zudem viele strukturelle Probleme ungelöst. «Die Immobilienkrise bleibt mittelfristig eine schwere Last für die Haushalte der Kommunen», warnte Ökonomin Dan Wang von der Eurasia Group. Gleichzeitig dämpfen Deflationsrisiken und eine sich nur langsam bessernde Kauflaune den Binnenmarkt.

In Zukunft wird China nach Angaben von Sheng Laiyun, dem stellvertretenden Direktor des Statistikamts, externe Unsicherheiten und Druck im Inland spüren. Dennoch werde die Wirtschaft Chinas im Allgemeinen stabil bleiben. Die gute Leistung im ersten Halbjahr habe eine solide Grundlage für das Gesamtjahr geschaffen.

Preisschlachten rufen Regierung auf den Plan 

Zuletzt hatte die chinesische Regierung auch vor den anhaltenden Preiskämpfen in Schlüsselbranchen wie E-Autos, Solartechnik und Batterien gewarnt. Staats- und Parteichef Xi Jinping forderte in einer hochrangigen Sitzung Ende Juni, «ungeordneten» Wettbewerb einzudämmen.

Beobachter sehen jedoch die Regierungspolitik als Teil des Problems: Durch massive Subventionen und politische Zielvorgaben wurde die Produktionskapazität in bestimmten Sektoren stark ausgeweitet – oft schneller, als die Nachfrage im In- und Ausland wachsen konnte. «Die Kombination aus zu viel Angebot und fallenden Preisen hat die Gewinne auf ein Minimum gedrückt und die Investitionsaussichten verschlechtert», so Ökonomin Wang.

Deutsche Firmen geraten unter Druck

Der harte Wettbewerb auf dem chinesischen Heimatmarkt hat viele starke Unternehmen hervorgebracht, die auch international weiter expandieren. Die chinesische Exportindustrie hat Deutschland mittlerweile in vielen Bereichen überholt. Ausnahmen sind nur wenige Bereiche wie Auto, Medizintechnik und Luftfahrt.

Nach einer Analyse des Prognos-Instituts haben chinesische Firmen mittlerweile einen doppelt so hohen Anteil der weltweiten Ausfuhren wie deutsche Unternehmen. Das Institut beziffert den chinesischen Weltmarktanteil auf 16 Prozent und den deutschen auf 8 Prozent. Die Prognos-Fachleute prognostizieren in den kommenden Jahren eine zunehmende deutsch-chinesische Konkurrenz um die Weltmarktanteile, da sich die USA zunehmend vom Rest der Welt abschotten.

«China wird versuchen, seine Produkte verstärkt in anderen Auslandsmärkten zu verkaufen, was den dortigen Wettbewerbsdruck nochmals verschärft», sagte Bertram Brossardt, der Hauptgeschäftsführer der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft in München, die die Untersuchung in Auftrag gegeben hatte.

dpa