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Legende des Tischtennis: Timo Boll verabschiedet sich nach 30 Jahren

Boll beendet seine Karriere mit einer knappen Niederlage im Playoff-Finale der Bundesliga vor einem emotionalen Publikum und prominenter Unterstützung.

Abschied vom Tischtennis: Timo Boll nach dem letzten Spiel seiner Karriere.
Foto: Arne Dedert/dpa

Der letzte Ballwechsel einer beinahe 30-jährigen Karriere dauerte lediglich 1,6 Sekunden. Ein Aufschlag mit viel Schnitt, Timo Boll schlägt den Return ins Aus – und damit endete eine der erfolgreichsten Laufbahnen in der Geschichte des deutschen Sports.

Tischtennis-Legende Boll beendete seine Karriere im Playoff-Finale der Bundesliga mit einer Niederlage. Sein Verein Borussia Düsseldorf verlor gegen den neuen deutschen Meister TTF Liebherr Ochsenhausen mit 2:3. Der 44-Jährige unterlag im entscheidenden Doppel zusammen mit dem Schweden Anton Källberg und kämpfte zuvor im Einzel gegen den WM-Zweiten und Weltranglisten-Dritten Hugo Calderano (Brasilien).

Boll holte einen 0:2-Satzrückstand auf, führte im entscheidenden Satz bereits mit 5:1 – und verlor doch noch mit 9:11. «Es war sportlich vielleicht kein Highlight mehr. Aber ich werde es nicht vergessen. Vielen Dank!», sagte der Rekord-Europameister zum Abschied in das Hallenmikrofon der Frankfurter Süwag Energie Arena. 

Die Prominenz drängte sich um den Tisch, um ihm zu ehren. Dirk Nowitzki, Boll-Freund und Basketball-Legende, war extra aus den USA für diesen Moment eingeflogen. In seiner Nähe saßen unter anderem der ehemalige Bundesgesundheitsminister und Tischtennis-Fan Karl Lauterbach, die Fecht-Olympiasiegerin Britta Heidemann, der Fußball-Manager Fredi Bobic und der DOSB-Präsident Thomas Weikert. Videobotschaften von anderen Sportstars wie Thomas Müller oder Toni Kroos wurden auf der Hallenleinwand gezeigt.

Das bedeutet, dass Boll in seiner Laufbahn nicht nur vier Mal die Nummer eins der Weltrangliste war, 20 Mal Europameister oder deutscher Fahnenträger bei seinen fünften von insgesamt sieben Olympischen Spielen (2016 in Rio de Janeiro). Er war auch immer der einzige Tischtennis-Profi, der in Deutschland weit über seine eigene Sportart hinaus Wirkung zeigte.

«Es gibt keinen Ausdruck für den Dank, den wir dir schulden», sagte der Bundesliga-Geschäftsführer Nico Stehle. Und deshalb stand auch alles in diesem Finale im Zeichen des Boll-Abschieds.

Die Kapazität der Halle wurde bis auf 5000 Zuschauer erhöht. Noch vor der Ehrung des nun fünfmaligen deutschen Meisters Ochsenhausen erhoben sich die Besucher und hielten blaue Pappen mit der Aufschrift «Danke Timo!» in die Höhe. Nur mit dem 15. Meistertitel mit seiner Borussia wurde es zum Abschluss nichts.

«Scheiße, dass du aufhörst»

Nach dem letzten Ballwechsel standen die Personen am Tisch, die in Bolls Karriere eine besonders wichtige Rolle gespielt haben: sein Vater, sein Freund und Nationalmannschafts-Kollege Dimitrij Ovtcharov. Und natürlich Jörg Roßkopf.

Als er ein Kind war, holte sich Boll ein Autogramm des Doppel-Weltmeisters von 1989. Nachdem er mit 15 Jahren in der Bundesliga debütiert hatte, spielten beide noch mehrere Jahre zusammen für den TTV Gönnern und für die deutsche Nationalmannschaft. In den vergangenen 15 Jahren war Roßkopf dann Bolls Bundestrainer. «Entschuldige die Wortwahl, aber es ist Scheiße, dass du aufhörst», sagte Roßkopf zum Abschied.

dpa