Erst verhagelt ein Unwetter das Aufwärmen, dann Gegner Portugal die Aufbruchstimmung im DFB-Team. Wieder wird’s nichts mit dem erhofften Premieren-Titel in der Nations League.
Schock durch Ronaldo: DFB-Team verpasst Finale
Der unermüdliche Cristiano Ronaldo hat den Traum der deutschen Fußball-Nationalmannschaft vom ersten Nations-League-Titel mit seinem 137. Tor für Portugal zunichte gemacht. Portugal schockte die DFB-Auswahl um Jubilar Joshua Kimmich mit einem Doppelschlag von Super-Joker Francisco Conceicao (63. Minute) und dem 40 Jahre alten Kapitän Ronaldo (68.) beim rasanten 1:2 (0:0) im Halbfinale.
Im vollbesetzten Münchner Stadion schien es zunächst, dass Florian Wirtz das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann in der 48. Minute auf den Weg zum Sieg gebracht hatte. Der Leverkusener, der kurz vor einem Mega-Transfer zum FC Liverpool steht, erzielte nach einem präzisen Chipball von Kapitän Joshua Kimmich sein erstes Kopfballtor im 100. Länderspiel.
Ronaldo war am Ende mal wieder der Mann des Abends mit seinem Premierensieg gegen Deutschland. Das DFB-Team erlitt die erste Niederlage seit dem Viertelfinal-K.o. gegen Spanien bei der Heim-EM 2024.
Anstelle des Kampfes um den Nations-League-Pokal muss die DFB-Elf, die vorne nicht effektiv ist und hinten wackelt, nun am Sonntag (15.00 Uhr) in Stuttgart gegen Europameister Spanien oder den WM-Zweiten Frankreich um den dritten Platz spielen. Marc-André ter Stegen verhinderte in der Schlussphase seines Comebacks im DFB-Tor mit zwei aufeinanderfolgenden Paraden das 1:3.
Warm-up verhagelt
Der Anpfiff zur Partie wurde um zehn Minuten nach hinten verschoben, weil ein Unwetter das Aufwärmprogramm zwischenzeitlich verhagelte. Kurz nachdem die Torhüter um Rückkehrer Marc-André ter Stegen den Rasen zum Warm-up betreten hatten, mussten sie vor dem Gewitter mit großen Hagelkörnern wieder in die Kabine fliehen. Das Unwetter zog aber schnell weiter und der slowenische Schiedsrichter Slavko Vincic gab den Platz frei.
«Wir brennen alle darauf, auch wenn es nur ein Step ist. Aber es soll ein Step werden», hatte Nagelsmann vor dem Anpfiff im ZDF über die Bedeutung des Spiels gesagt. Der Bundestrainer bot eine Dreier-Abwehrkette mit dem Frankfurter Robin Koch in zentraler Position auf. Die taktische Idee dürfte gewesen sein, das Zentrum gegen die spielstarken Portugiesen zu verdichten.
In den ersten Minuten funktionierte dies jedoch nur teilweise, die Gäste waren besonders beim Umschalten mit ihrem variablen Positionsspiel gefährlich. Der mittlerweile 40-jährige Ronaldo hatte daher früh in seinem 220. Länderspiel zwei Torchancen (7. und 15. Minute).
Neuling Woltemade tut sich schwer
Nach 15 Minuten erhöhte die DFB-Elf den Druck auf den Gegner und hatte die ersten guten Chancen. Der Debütant Nick Woltemade (19.) und Leon Goretzka (21.) scheiterten kurz hintereinander jeweils am glänzend parierenden Torwart Diogo Costa. Kimmich sorgte über die rechte Seite für viel Betrieb, nachdem er vor dem Spiel für sein Jubiläum geehrt worden war. Auch verbal führte der Kapitän seine Mitspieler an.
Jedoch waren immer wieder Abstimmungsprobleme aufgrund vieler Ausfälle wie dem von Ausnahmekönner Jamal Musiala zu erkennen. Woltemade, Stuttgarts Shootingstar, arbeitete zwar hart, wählte aber nicht immer den richtigen Laufweg. Wirtz wurde von den Portugiesen extrem eng bewacht und konnte sich zunächst nicht entfalten.
Zunächst überzeugte Koch als umsichtiger Abwehrchef in der deutschen Defensive – und das nicht nur bei seiner klasse Abwehraktion im Strafraum in höchster Not gegen Pedro Neto (33.). Die Portugiesen, bei denen in der Startelf die beiden frisch gekürten Champions-League-Gewinner Vitinha und Goncalo Ramos fehlten, blieben bei Kontern gefährlich.
Turbulenter Start in 2. Halbzeit
Ronaldo hatte nach dem Seitenwechsel erneut die erste gefährliche Chance, als er nach einer Hereingabe von außen den Ball nur leicht mit der Fußspitze erreichte und dadurch das Tor verfehlte (47.). Zuvor hatte Jonathan Tah einen Abspielfehler begangen.
Es schien wie ein Weckruf für die deutsche Mannschaft zu sein, die nur eine Minute später durch Wirtz in Führung ging. Der Treffer wurde auch nach einem VAR-Check nicht aberkannt, das leichte Blocken von Woltemade gegen Rúben Dias war regelkonform.
Vor dem Rückstand waren die Portugiesen mit dem eingewechselten Vitinha viel aktiver. Ter Stegen, der nach neun Monaten Länderspielpause wegen einer schweren Knieverletzung wieder das deutsche Tor hütete, stand deutlich mehr im Rampenlicht. Beim Ausgleich durch den kurz zuvor eingewechselten Conceicao per Schlenzer ins lange Eck hatte der Barça-Profi keine Chance. Der ebenfalls eingewechselte Robin Gosens hatte den Torschützen auf der linken Abwehrseite entkommen lassen.
Auch beim zweiten Gegentreffer schien die deutsche Abwehr nicht in Bestform zu sein. Ronaldo musste nach einem beeindruckenden Doppelpass von Bruno Fernandes und Nuno Mendes nur den Fuß hinhalten für sein 137. Länderspieltor. Auch danach waren die Gäste gefährlicher, Conceicao verfehlte sein zweites Tor nur um wenige Zentimeter (82.). Im Gegenzug traf Karim Adeyemi nur den Außenpfosten. Später konnte sich ter Stegen noch mehrmals auszeichnen.