Neue Trends, Verbote und kulturelle Phänomene prägten das Jahr – ein bunter Mix aus Lifestyle und Gesellschaft.
Das Jahr 2024 in Rückblick: Von Jugendworten bis zu Schokolade nach Dubai-Art
Dieses Jahr war einiges los. Begriffe wie «boysober», «demure» und «Talahon» tauchten auf und fast alles wurde plötzlich «nach Dubai-Art» angeboten. Was bewegte die Gemüter? Ein natürlich völlig unvollständiges Lexikon des Lebensgefühls im Jahr 2024:
A wie Aura und Ampel-Aus
Zum Jugendwort des Jahres wurde «Aura» gekürt (Ausstrahlung und Charisma einer Person), zum Wort des Jahres «Ampel-Aus» (das Koalitionsende bei der Bundesregierung). Im englischsprachigen Raum ausgerufen wurden unter anderem «brain rot» (Oxford Word of the Year; in etwa Gehirnfäule, meint die Auswirkungen des Konsums übermäßiger Mengen minderwertiger Online-Inhalte) sowie «brat» (Collins English Dictionary; steht für eine selbstbewusste und hedonistische Haltung, inspiriert von einem Albumtitel von Charli XCX).
B wie boysober
Übersetzt also etwa «nüchtern von Jungs sein». Dabei verzichteten Frauen (oder Männer) bewusst auf einen Beziehungs- oder Sexualpartner. Ziel ist es, mit sich selbst zufrieden zu werden, anstatt sich in nervigem Dating zu verlieren.
C wie (tethered) caps
Lose Verschlusskappen bei bestimmten Getränken sind nun verboten. Das nervte viele plötzlich, auch wenn es nicht ganz neu ist. Grund für die (seit Juli nun) verbindlich «angebundenen Deckel» (tethered caps) ist eine EU-Richtlinie. Kunststoffdeckel gelten als häufigster Plastikmüll an Stränden.
D wie Dubai-Schokolade
Eine trendy Version von Vollmilchschokolade, die mit Pistaziencreme und Engelshaar (Kadayif; zuckersüße Teigfädchen) gefüllt ist. Plötzlich schien 2024 alles in Dubai zu sein, wenn es mit Pistazie oder vielleicht vergoldet war. Es gab Pizza, Crêpes, Döner, sogar Currywurst im Dubai-Style. Untersuchungen stellten die Qualität der (oft importierten) Schokolade aufsehenerregend infrage.
E wie EM
Die Berichterstattung über Deutschland im Rahmen der Europameisterschaft fokussierte sich auf ein Land, das nicht mehr als Organisations- und Gründlichkeitsweltmeister angesehen wird. Internationale Medien beschrieben Deutschland als Republik mit chaotischen Bahnen, geringer Kundenfreundlichkeit sowie häufig schlechtem Internet und Netzausbau.
F wie Fußballtrikot in Rosa
Das pinkfarbene Auswärtstrikot der deutschen Mannschaft bei der Fußball-Europameisterschaft erwies sich als Verkaufsschlager für Adidas.
G wie Geschlechtseintrag
Transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen haben seit dem 1.11. die Möglichkeit, ihren Geschlechtseintrag und Vornamen einfacher zu ändern. Das neue Selbstbestimmungsgesetz könnte unter der CDU erneut abgeschafft werden.
H wie Hype um einen Becher
Der Stanley Cup, ein – nun ja – nicht gerade schöner und recht großer Mehrwegtrinkbecher, war auf Social Media kaum zu übersehen.
I wie internationale Stimmung
Nicht zuletzt der US-Wahlkampf und sein Ergebnis zeigten eine Verschiebung des Zeitgeists weg von angeblich zu hoher Sensibilität für Minderheiten oder Unterdrückte. Engagement gegen Ungerechtigkeit? Angeblich out. Die Parole nun öfter: «Go woke, go broke.»
J wie Jools Lebron
Tiktok-Personality aus den USA, die in einem satirischen Video über «das richtige Make-up» am Arbeitsplatz das altmodische und ironisch wieder angesagte Wort «demure» verwendete (sittsam, gesittet, zurückhaltend).
K wie Kartengerät und Tip
Trinkgeld digital per Touchscreen: Immer mehr Gastronomie- und Bäckereibetriebe bieten nun bei Kartenlesegeräten Tip-Tasten in Höhe von 7, 10, 20 oder sogar 15, 25, 30 Prozent an. Es ist zwar keine Verpflichtung Trinkgeld zu geben, aber der soziale Druck stört viele Menschen.
L wie Latte reißen
Während der Olympischen Spiele ging ein Video des französischen Stabhochspringers Anthony Ammirati viral, da es den Anschein hatte, dass er die Latte mit seinem großen Glied gerissen hatte. Dies führte zu einem weltweiten Penisneid.
M wie «Mama geht tanzen»
Eine Partyreihe, die in vielen Städten Frauen am frühen Abend für drei Stunden zum Tanzen bringt, wird oft als Heilmittel gegen das vielbeschworene Clubsterben angesehen. In der Regel endet die Party gegen 23 Uhr, sodass alle noch vor Mitternacht im Bett liegen können.
N wie Neurodiversität
Manche bekamen 2024 den Eindruck, ADHS bei Erwachsenen sei nun eine Modediagnose. Interessant ist jedenfalls, dass das alles ein neues Bewusstsein für Krankheitszuschreibungen schafft. Viele, die sich selbst als neurodivers verstehen, bestehen darauf, im Vergleich zu «neurotypischen» Personen einfach nur «anders normal» zu sein.
O wie Oberlippenbart
„Männer mit Schnurrbart waren wieder im Trend: Popstars, Filmfiguren, junge Kerle von nebenan tragen wieder Schnäuzer. Ein junger Kerl, der zum Beispiel mit Oberlippenflaum auffiel, war der neue Popstar Benson Boone.“
P wie Paris
Die Stadt der Liebe geht immer – aber 2024 war sie mit Olympia und der Eröffnungsfeier sowie der Notre-Dame-Wiedereröffnung zweimal besonders im Fokus (und beide Male verregnet). Unvergessen: Céline Dion singt vom Eiffelturm «Hymne à l’amour».
Q wie Quatschtrends
Hach, Tiktok. Viele Trends ploppen dort auf und sorgen bei Älteren für Kopfschütteln. Vom «Mewing» bekommt man angeblich eine markantere Kieferpartie (auf Englisch: Jawline), wenn man die Zähne aufeinanderpresst. Macht halt nur den Zahnschmelz kaputt. Aua.
R wie Romantasy
Was in den Zehnerjahren der Heimatkrimi war, scheint in den aktuellen 20er Jahren «Romantasy», ein Mix aus Herzschmerz- und Fantasy-Literatur. Überhaupt ist «New Adult» ganz angesagt – mitreißende, prickelnde, sexy Literatur für die Tiktok-Generation. Immerhin lesen Leute überhaupt noch. Bücher!
S wie sexy rodent men und soft jocks
Männer mit spitzen Gesichtern und auffälligen Zähnen (etwa die «Challengers»-Stars Mike Faist und Josh O’Connor) wurden als «rodent man» (Nagetiermann) heiß gefunden. Muskelmännern, die sich auch sensibel zeigen, wurde das Etikett «soft jock» verpasst, darunter American-Football-Star Travis Kelce (Freund von Taylor Swift) und die Schauspieler Jeremy Allen und Paul Mescal.
T wie Tradwive und Talahon
Beim Online-Trend «Tradwives» präsentieren sich Frauen als Mutter und traditionelle Hausfrau, die sich gern dem erwerbstätigen Mann unterordnet. Beim Talahon (von arabisch Tahal lahon (Komm her)) geht es um junge Männer, die Trainingshose, Markenklamotten, Kettchen und Bauchtasche tragen und gern machomäßig rumprollen.
U wie Urlauber
Die Proteste, insbesondere in Spanien («Genug! Lasst uns dem Tourismus Grenzen setzen»), haben gezeigt: Die Stimmung gegen den sogenannten Overtourismus kann sich ändern.
V wie Vokuhila
Der moderne Haarschnitt namens Mullet, der vorne kurz und hinten lang ist, war erneut im Trend. Viele junge Leute finden ihn schön, während Ältere mit Erinnerungen an die 80er- und 90er-Jahre oft nicht nachvollziehen können.
W wie Weiße Socken
Von einem No-Go zu einem Must-have: Die weiße Socke war lange Zeit der Albtraum von Stil-Experten, aber jetzt ist sie wieder voll im Trend, besonders wenn sie zu Shorts oder sehr weiten Baggy-Hosen getragen wird.
X wie X
Im Jahr 2024 dachten viele darüber nach, dass aufgrund des X-Besitzers, Milliardärs und Trump-Anhängers Elon Musk, die frühere Twitter-Plattform verlassen werden müsse, da die Atmosphäre dort zu rau und rechtsextrem geworden sei.
Y wie «…You Kiss Me»
Hit des Jahres: Mit «I Like The Way You Kiss Me» führt der Brite Artemas (25) die offiziellen deutschen Single-Jahrescharts von GfK Entertainment an.
Z wie «Zu viel des Guten»
Der Berliner Star-Gastronom The Duc Ngo mag keine aufdringlich riechenden Gäste in seinen Restaurants. Aus Rücksicht auch auf andere Gäste solle bitte weniger Parfum genutzt werden: «Manchmal ist es einfach zu viel des Guten.»