Königin Camillas Hut mutet eher schlicht an, andere tragen ganze Federtürme auf dem Kopf: Die Briten brezeln sich für Ascot auf. Wie der Dresscode lautet und was er über die Klassengesellschaft sagt.
Eine Frage der Hüte: Dresscode beim Pferderennen in Ascot
Man kann zumindest mit einem Mythos aufräumen. Bei Großbritanniens berühmtestem Pferderennen in Ascot sind Hüte zwar an vielen Stellen Pflicht, aber nicht an allen. Tausende Besucherinnen und Besucher strömen noch bis Samstag zu der Rennbahn westlich von London. Der Dresscode von Royal Ascot gilt als legendär.
Man sieht Frauen mit auffälligem Kopfschmuck, der an Blumensträuße oder Zuckerwatte erinnert. Königin Camilla wählt zum Start einen hellen Hut mit einem Muster, das an Federn oder Blätter erinnert.
Wie streng die Kleiderordnung wirklich ist
Wie strikt der Dresscode ist, hängt daran, für welchen Ticketbereich man Karten hat. Besonders streng sind die Regeln in der «Royal Enclosure»: Kleider müssen zum Beispiel übers Knie gehen und dürfen keine Spaghettiträger haben. Hüte sind Pflicht – mit einer Mindestgröße von zehn Zentimetern.
Herren tragen Zylinder und einen besonderen Anzug («Morning dress»). Manche leihen sich die Outfits. In die Royal Enclosure kommt man nicht so einfach hinein – man muss Mitglied werden oder ein Mitglied begleiten.
In anderen Bereichen wird die Kleiderordnung dann entspannter, bis in der «Windsor Enclosure» schließlich kein offizieller Dresscode mehr gilt, wie die Veranstalter auf der Internetseite erklären. Das Publikum wird aber dennoch zu eleganter Kleidung ermutigt, gerne mit Hut oder kleinem Fascinator – einem dekorativen Kopfschmuck.
Was Leute an Ascot fasziniert
Einige Leute möchten die Royals sehen. König Charles III. und Camilla fahren mit einer Kutsche zur Eröffnung. Wetten sind in Großbritannien ebenfalls wichtig, genauso wie das Netzwerken bei solchen Veranstaltungen. Manche freuen sich einfach über das Aufbrezeln und die Atmosphäre.
Eine Frau aus der Nähe von Manchester mag die Eleganz und die Tatsache, dass man die Königsfamilie sehen könne. «Es ist einfach großartig», sagt sie. Sie habe wahrscheinlich an die 30 Hüte, ihren aktuellen hat sie mit Blumen selbst verschönert. Ähnlich geht es einer anderen Besucherin: Sie hat ihren Hut – einen Blumengarten mit Kolibri – gleich selbst gemacht.
Womit manche auch hadern
«Zu sehen, wie sich alle aufhübschen und herausputzen: Man will Teil davon sein», erzählt auch eine 56-Jährige aus der Grafschaft Surrey, die eben noch am Zaun ihren Wein austrinkt. Denn auch fürs Picknick in der Windsor Enclosure gelten Regeln: Mitbringen darf man nur Sekt oder Champagner.
Die Veranstaltung sei etwas klassenorientiert, findet sie. Die Tickets haben unterschiedliche Preise. In einigen exklusiven Restaurants kann man für vierstellige Beträge essen, an anderen Orten gibt es Käsetoast für 7,50 Pfund – umgerechnet etwa 9 Euro. Auch an der Kleidung wird in England viel Wert gelegt. Das sind Bräuche, die in entsprechenden Kreisen erlernt werden.
Schon im Zug habe sie sich gedacht: «Bin ich hier fehl am Platz?», erzählt die Frau. Aber es gebe ja verschiedene Bereiche. «Man macht daraus, was man daraus macht, und man passt da rein, wo man rein passt.» Es gebe immer noch Snobismus. Aber wenn man mit Freunden komme, mache es Spaß. Die nächsten Tage noch jedenfalls gibt es aus England viele Hüte zu sehen.