Am dritten Tour-Tag bekommen die schnellen Männer ihre erste Chance. In Turin siegt sensationell Sprinter Biniam Girmay aus dem Team um Georg Zimmermann. In der Gesamtwertung gibt es eine Veränderung.
Eritreer Girmay gewinnt Tour-Etappe – Carapaz in Gelb
Biniam Girmay hat einen Meilenstein im Radsport gesetzt. Der 24-jährige Eritreer gewann als erster Profi seines Landes eine Etappe der Tour de France. Girmay fuhr unaufhaltsam nach Turin und sicherte sich den Sieg am dritten Tag der Landesrundfahrt. Nach den 230,8 flachen Kilometern zwischen Piacenza und Turin gewann der Sprinter aus dem Team von Georg Zimmermann aus Augsburg überraschend in einem hektischen Schlussspurt vor Fernando Gaviria aus Kolumbien und Arnaud de Lie aus Belgien. Dies war der erste Sieg für das Intermarché-Team.
Jasper Philipsen, der belgische Sprintkönig, konnte seinen siebten Tour-Erfolg nicht erreichen, da er nicht unter den Top Ten landete. Sein wichtigster Helfer Mathieu van der Poel, der aktuelle Weltmeister, erlitt einen Defekt sechs Kilometer vor dem Ziel und konnte Philipsen nicht mehr entscheidend unterstützen. Der deutsche Sprinter Phil Bauhaus belegte den sechsten Platz. Auch der Routinier Mark Cavendish verfehlte seinen angestrebten alleinigen Etappensieg-Rekord.
In der Gesamtwertung bleibt es knapp. Richard Carapaz hat das Gelbe Trikot des Gesamtersten von Superstar Tadej Pogacar übernommen. Der Ecuadorianer profitierte davon, dass er auf der Sprintetappe einige Plätze vor Pogacar lag. Insgesamt sind vier Fahrer in der Gesamtwertung zeitgleich, darunter auch Titelverteidiger Jonas Vingegaard und der belgische Jungstar Remco Evenepoel. Bei der Ermittlung des Gesamtersten liegt dann der Radprofi vorn, der im Durchschnitt die besten Platzierungen erreicht hat.
Aldag trotz Zeitverlust von Roglic gelassen
Unter den besten Vier ist aktuell nicht Primoz Roglic zu finden. Wie erwartet machte der Shootingstar des deutschen Top-Teams Red Bull keinen großen Sprung zurück in die Riege der anderen Topfahrer. Am Vortag war der Abstand des Slowenen auf Landsmann Pogacar, Vingegaard und Evenepoel auf 21 Sekunden angewachsen. Sein Team blieb aber entspannt. «Wir haben ein bisschen Zeit verloren, aber gefühlt nicht die Tour verloren. Und das ist schon mal gut», sagte Sportchef Rolf Aldag.
Nach zwei anstrengenden Tagen in Italien bei hohen Temperaturen hatte es sich zu Beginn der Woche abgekühlt. Im Fahrerfeld waren weniger Kühlpacks im Nacken und Eiswesten zu sehen. Mark Cavendish dürfte kräftig durchgeatmet haben. Am ersten Tag brach er bereits nach dem Start in Florenz beim ersten Anstieg ein, musste sich übergeben und schaffte es nur mit Mühe und Not mit einem Rückstand von 39 Minuten auf den französischen Tagessieger Romain Bardet ins Ziel.
Cavendish mit mechanischem Defekt
Am dritten Tag der Tour erlebte Cavendish einen kleinen Rückschlag, als er 89 Kilometer vor dem Ziel ein mechanisches Problem hatte und zurückfiel. Trotzdem schloss er kurz darauf wieder zum Fahrerfeld auf, das über das gesamte Rennen größtenteils zusammenblieb.
Erst kurz vor dem Ziel, nach knapp 66 Kilometern, griff der Franzose Fabien Grellier an, holte sich die Bergpunkte an der Côte de Sommariva Perno und wurde knapp 28 Kilometer vor dem Etappenende wieder eingeholt. Danach lag der Fokus der Teams vollständig auf dem Massensprint.
Am Dienstag könnten bei den Top-Favoriten Pogacar und Vingegaard größere Veränderungen in der Gesamtwertung eintreten. Die Profis werden den 2642 Meter hohen Tour-Klassiker Col du Galibier überqueren. Insgesamt sind bei den ersten Rennkilometern in Frankreich nach dem Start in Italien 139,6 Kilometer von Pinerolo nach Valloire zu bewältigen.