Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

EU-Kommission senkt Konjunkturprognose für Deutschland

Vor allem mehr privater Konsum wird Europas Wirtschaft einer Brüsseler Schätzung zufolge in diesem Jahr langsam wachsen lassen. Für Deutschland sind die Aussichten trüber.

Die deutsche Wirtschaft wird nach einer Prognose der EU-Kommission in diesem Jahr noch langsamer wachsen als zuletzt erwartet.
Foto: Thomas Müller/dpa

Die deutsche Wirtschaft wird laut einer Prognose der EU-Kommission in diesem Jahr nahezu stagnieren. In einer am Mittwoch veröffentlichten Schätzung der Brüsseler Behörde wird für 2024 nur noch ein minimales Wachstum von 0,1 Prozent für die größte Volkswirtschaft der EU prognostiziert. Als Gründe werden eine schwache Auslandsnachfrage, ein schleppender privater Konsum und zu geringe Investitionen genannt. Im EU-Vergleich sind nur Finnland (0,0 Prozent) und Estland (-0,5 Prozent) noch schlechter dran. Zuletzt hatte die Kommission der Bundesrepublik für 2024 ein Wachstum von 0,3 Prozent vorhergesagt.

Europaweit verbessert sich die Lage nach Schätzung der Kommission etwas. In der EU wird die Wirtschaft demnach leicht stabiler wachsen als zuvor erwartet: Die Kommission erwartet für 2024 ein Wachstum von 1,0 Prozent. In ihrer Winterprognose im Februar ging sie von einem Plus von 0,9 Prozent aus. Für die Eurozone prognostiziert die Behörde weiterhin ein Wachstum von 0,8 Prozent.

«Trotz starken Gegenwinds konnte sich die EU-Wirtschaft in den letzten Jahren behaupten, sodass wir heute wieder – wenn auch bescheidenen – Wachstumsraten entgegensehen dürfen, die 2025 höher ausfallen werden», sagte EU-Kommissionsvize Valdis Dombrovskis. Vor allem steigender privater Konsum wird nach Einschätzung der Kommission zufolge die Wirtschaft wieder ankurbeln, da der anhaltende Reallohn- und Beschäftigungszuwachs das verfügbare Einkommen steigere. Ein ausgeprägter Hang zum Sparen allerdings bremse den Konsum teils noch. 

Kommission senkt ihre Erwartungen leicht

Trotzdem schaut die Kommission etwas positiver auf das kommende Jahr: Die EU wird ein Wachstum von 1,6 Prozent prognostiziert (Eurozone: 1,4 Prozent). Allerdings verringert die Kommission ihre Erwartungen leicht – bei der Winterschätzung im Februar ging die Behörde für das kommende Jahr noch von einem Plus von 1,7 Prozent aus (Eurozone: 1,5 Prozent).

Auch Deutschlands Wirtschaft soll nach Prognose der Brüsseler Experten 2025 nicht mehr stagnieren, sondern wieder stärker wachsen, wenn auch langsam: Vorausgesagt wird ein Plus von 1,0 Prozent. Angebracht für das moderate Wachstum wird auch hier eine langsam anziehende Inlandsnachfrage wegen steigender Reallöhne. «Die Exporte werden den Prognosen zufolge auch 2024 nur schleppend wachsen und sich 2025 langsam erholen», heißt es weiter. Gleichzeitig werde 2025 eine Erholung des Investitionswachstums erwartet. Wegen der anhaltend hohen Wohnungsnachfrage in Deutschland rechnet die Kommission zudem damit, das ab dem zweiten Halbjahr 2024 eine Erholung im Bau die Lage unterstützen wird.

EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni allerdings gab zu bedenken: «Unsere Prognose unterliegt hohen Unsicherheiten, denn in Anbetracht zweier Kriege vor unserer Haustür haben die Abwärtsrisiken zugenommen.». Neben Russlands Angriffskrieg und dem Nahostkonflikt stellten auch andere geopolitische Spannungen nach wie vor ein Risiko da, heißt es in der Prognose. Ebenso die anhaltende Inflation in den USA könnte Auswirkungen auf die globalen Finanzbedingungen haben, weiterhin belasteten mit dem Klimawandel verbundene Risiken den Ausblick.

Die jährliche Inflation in der Eurozone wird sich laut der Kommission etwas schneller abschwächen als zuvor erwartet – von 5,4 Prozent im Jahr 2023 auf 2,5 Prozent in diesem und 2,1 Prozent im nächsten Jahr. In Deutschland wird die Inflation laut Schätzung in diesem Jahr auf 2,4 Prozent und im nächsten Jahr auf 2,0 Prozent zurückgehen.

dpa