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Fünf Jahre «Megxit»: Kehrt der verlorene Sohn zurück?

Für das Königshaus war es eine Zäsur: Vor fünf Jahren traten Harry und Meghan von ihren royalen Aufgaben zurück. Sie wollten eine neue Rolle übernehmen, hieß es. Doch die Realität sieht anders aus.

Nicht mehr im Dienste der Krone: Meghan und Harry - hier bei einem Besuch in Kolumbien. (Archivbild)
Foto: Ivan Valencia/AP/dpa

Wenn zwei sich streiten, freut sich: niemand. Fünf Jahre ist der überraschende Abschied von Prinz Harry und Herzogin Meghan aus dem engen Kreis der britischen Royals nun her. Doch Gewinner des «Megxits», wie britische Medien das historische Ereignis in Anlehnung an den Brexit – den britischen EU-Austritt – umgehend nannten, sind nicht in Sicht.

Harry und Meghan sind in der alten Heimat Großbritannien bei vielen Menschen unten durch, seitdem sie der königlichen Familie in Interviews und Büchern schwere Vorwürfe gemacht haben. Und in der «Firma», wie sich die Royals selbst nennen, klafft eine erhebliche Lücke.

«Nach vielen Monaten des Nachdenkens und der Diskussionen haben wir uns entschieden, in dieser Institution eine neue fortschrittliche Rolle für uns zu finden», teilten Harry und Meghan am 8. Januar 2020 mit. Die Nachricht kam dem Vernehmen nach selbst für Harrys Großmutter Queen Elizabeth II. und für Harrys Vater Charles überraschend. Doch von einer neuen Rolle ist längst keine Rede mehr, vielmehr sind die Beziehungen weitgehend zerrüttet: Seine militärischen Ehrentitel, an denen er hing, musste der Afghanistan-Veteran Harry abgeben.

«Für die königliche Familie waren es fünf Jahre bemerkenswerter Veränderungen», sagt der Royals-Experte Craig Prescott im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Damals lebten die Queen und ihr Ehemann Prinz Philip noch. Auch Prinz Andrew ist längst aus dem royalen Führungskreis verschwunden – der Bruder des amtierenden Königs Charles III. ist wegen Verwicklung in einen Missbrauchsskandal in Ungnade gefallen.

«Was bleibt, ist eine viel kleinere königliche Familie», sagt Verfassungsrechtler Prescott von der Londoner Universität Royal Holloway. «Das ist eine Herausforderung, denn das Mantra von Queen Elizabeth lautete, dass die Monarchie gesehen werden müsse, damit man ihr glaubt.» Wenn also weniger Mitglieder Termine wahrnehmen, sinkt die Wahrnehmung – und das in einer Zeit, in der mit König Charles und seiner Schwiegertochter Prinzessin Kate zwei Führungsfiguren lange Zeit wegen Krebserkrankungen ausfielen.

Kein Ersatz für Harry und Meghan in Sicht

Das gilt vor allem für die Wirkung auf junge Leute, wie Prescott sagt. Hier sorgten Harry und Meghan für ein modernes Bild des Königshauses. «Es entstehen langfristige demografische Fragen zur Monarchie, und der Weggang passt dazu. Sie konnten bisher nicht wirklich ersetzt werden», betont der Experte.

Der Palast hat also den Streit nicht gewonnen, obwohl der harte Kern der Royals kürzlich auf dem Weg zum traditionellen Weihnachtsgottesdienst von Fans mit Blumen und Geschenken überhäuft wurde und die Anteilnahme groß ist.

Auch der Herzog und die Herzogin von Sussex, wie die offiziellen Titel von Harry (40) und Meghan (43) nach wie vor lauten, können nicht als Gewinner betrachtet werden. Obwohl das Paar größtenteils abgeschieden in Kalifornien lebt, können ihre Kinder Prinz Archie (5) und Prinzessin Lilibet (3) dort ungestört von Kameras aufwachsen. Es war diese Art von relativer Anonymität in einer Gegend voller Prominenter, die Harry damals im Sinn hatte.

Das Streben nach finanzieller Unabhängigkeit ist schwierig zu bewerten. Durch Dokumentationen und Produktionen für die Streaming-Giganten Netflix und Spotify haben Harry und Meghan Millionen verdient. In einer neuen Serie für Netflix wird Meghan Tipps zum Kochen, Gärtnern und Gastgeben geben. Die ehemalige Schauspielerin hat auch eine eigene Lifestyle-Marke gegründet. Darüber hinaus setzen sich Harry und Meghan für wohltätige Zwecke ein.

https://x.com/netflix/status/1874864506507084133

Boulevard schlachtet angebliche Probleme aus

Doch in Großbritannien ist die Kritik groß. Die britische Boulevardpresse wird nicht müde, bei jeder Gelegenheit gegen die Exilanten zu feuern. Schon nach dem Rücktritt aus der ersten Reihe gab die Zeitung «Sun» die Richtung vor: «Das ist eine Kriegserklärung an die Königsfamilie.» Seit Monaten schlachtet die Yellow Press unbestätigte Trennungsgerüchte genüsslich aus.

„Wenn der König den Fünften der Thronfolge wieder aufnehmen würde, würden auch die Angriffe des Boulevards aufhören. Die Rückkehr des verlorenen Sohns könnte beiden Seiten von Nutzen sein. Aber wird es dazu kommen?“

«Ich halte es für äußerst unwahrscheinlich, dass Harry in der nahen oder mittelfristigen Zukunft zurückkehrt», sagt Prescott. Er verweist darauf, dass der Prinz sichtlich gerne in den USA lebt, das Paar sei mit seinen Plänen dort noch lange nicht am Ende. Und eine Versöhnung sei ebenfalls nicht in Sicht: «Es ist ein Zeichen, wie distanziert die Familie ist, dass es überhaupt keine Frage war, ob sie zu Weihnachten vorbeikommen. Das wurde nicht einmal angesprochen.»

William und Harry haben seit langem nicht mehr miteinander gesprochen. Wenn sie zufällig im selben Raum sind, ignorieren sie sich, wie Zeugen berichten. Die Hoffnung liegt nun auf dem 76-jährigen Charles: Es sei in seinem Interesse, dass seine Söhne sich wieder versöhnen, bevor es zu spät ist, sagt Prescott. Die Zeit läuft.

dpa