Mobiles Menü schließen
Startseite Schlagzeilen

Insolvenz von FTI: Sommerurlaub vieler Urlauber in Gefahr

FTI arbeitet daran, bereits angetretene Reisen zu beenden. Bundesregierung plant keine umfangreiche Rückholaktion wie bei Thomas Cook.

Die Bundesregierung rechnet nicht mit einer umfangreichen staatlichen Rückholaktion für deutsche Touristen wie nach der Pleite von Thomas Cook 2019.
Foto: Jonas Walzberg/dpa

Die Insolvenz von FTI Reisekonzern zerstört die Pläne vieler Urlauber kurz vor ihrem ersehnten Sommerurlaub. FTI Touristik GmbH hat angekündigt, beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens zu stellen. Zunächst ist laut Angaben nur die Veranstaltermarke FTI Touristik betroffen. In der Folge werden jedoch auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt.

Was bedeutet das für Urlauberinnen und Urlauber, die derzeit mit FTI unterwegs sind?

FTI arbeitet nach eigenen Angaben mit Hochdruck daran, «dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können». Wo dies nicht möglich sei, werde eine Rückreise zum ursprünglichen Abflugort organisiert. Dabei soll der Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) helfen, der sich bei der Pleite eines Reiseanbieters gegebenenfalls um den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmert. In der Branche war zu hören, dass um die 65.000 Urlauber derzeit mit FTI im Ausland unterwegs seien.

Die Regierung geht jedoch nicht davon aus, dass es zu einer groß angelegten staatlichen Rückholaktion für deutsche Touristen wie nach der Insolvenz von Thomas Cook 2019 kommen wird. Dies sei nicht erforderlich, da FTI in den meisten Fällen Pauschalreisen verkauft habe und diese durch den DRS abgesichert seien, wurde in Berlin erklärt. Der Reiseversicherungsfonds habe zugesichert, dass keine Pauschalurlauber in den Zielgebieten, die von der FTI-Insolvenz betroffen sind, im Stich gelassen würden, teilte das Auswärtige Amt mit.

Für Reisende, die keine Pauschalreise gebucht haben, sondern nur Hotelleistungen über den Veranstalter, ist es schwieriger. Einzelleistungen sind nicht durch den gesetzlichen Absicherungsschutz für Pauschalreisen geschützt und daher nicht vom DRSF abgedeckt. FTI prüft jedoch, ob Betroffene weiterhin ihre gebuchten Leistungen in Anspruch nehmen können.

Was ist mit schon gebuchten, aber noch nicht angetretenen Pauschalreisen?

Die Reisen wurden abgesagt. FTI gibt an, gesetzlich verpflichtet zu sein, alle gebuchten Leistungen zu stornieren. Der Reisesicherungsfonds erstattet das bereits gezahlte Geld für die Pauschalreise. Für reine Hotelbuchungen gilt jedoch: Diese sind als Einzelleistung nicht durch den Fonds abgesichert.

Warum ist FTI in die Insolvenz gerutscht?

Die FTI Group mit rund 11.000 Mitarbeitern geriet während der Corona-Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise gestürzt hat, in Schwierigkeiten. Das Unternehmen musste mit staatlichen Geldern unterstützt werden und erhielt insgesamt 595 Millionen Euro aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF). Laut Medienberichten hat FTI bisher nur einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag zurückgezahlt. Zuletzt plante ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestors Certares, die FTI Group für einen Euro zu übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital in das Unternehmen zu investieren. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal jedoch noch zustimmen, bevor die Übernahme vollzogen werden konnte. Dieser Zeitraum wurde offenbar zum Verhängnis für FTI.

Trotz der geplanten Übernahme hätten viele verunsicherte Hotels FTI zunächst keine Kapazitäten anbieten wollen, hieß es in Branchenkreisen. Dadurch schrumpfte das Angebot des nach Tui und DER Touristik drittgrößten europäischen Reisekonzerns, und das Unternehmen nahm weniger Geld ein als erhofft. Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben, wie es hieß. «In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte», teilte FTI weiter mit. Dem «Handelsblatt» zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben.

Warum gibt es keine weitere Staatshilfe?

Die Bundesregierung lehnt neue staatliche Hilfen für den Reisekonzern ab. Ein Sprecher des Wirtschaftsministeriums sagte, es gebe haushalterische, rechtliche und wirtschaftliche Gründe, weswegen keine weiteren Hilfen über die «sehr vielen großen Hilfen» hinaus erfolgt seien.

Muss jetzt wieder der Steuerzahler einspringen?

Der Deutsche Reisesicherungsfonds, der im Jahr 2021 ins Leben gerufen wurde, soll dies verhindern. Der Fonds wurde von der deutschen Touristikwirtschaft ins Leben gerufen und vom Bundesjustizministerium überwacht, nachdem der Reisekonzern Thomas Cook im September 2019 Insolvenz angemeldet hatte. Aufgrund einer Haftungsbeschränkung hatte die Versicherung damals nur einen Teil der Kosten erstattet, der Staat sprang mit Millionen ein. Bis Ende Oktober 2027 soll der Fonds von den Veranstaltern mit rund 750 Millionen Euro gefüllt werden. Während der Aufbauphase unterstützt der Staat den Fonds mit einer Kreditlinie. Es ist bisher unklar, wie viel die Insolvenz den Fonds kosten wird.

dpa