Eiskaffee in Deutschland: Das ist kalter Filterkaffee mit Vanilleeis und Sahne. Vielen ist das 2025 zu schwer. Sie sehen Iced Coffee wie etwa auch Iced Matcha Latte eher als Energydrink denn Dessert.
Iced Latte und Co: Stirbt Omas Eiskaffee aus?
Diese Redewendung bezieht sich auf eine angebliche Neuigkeit, die eigentlich gar nicht neu ist. Aber was ist mit kaltem Kaffee im wörtlichen Sinne? Dies scheint jetzt sehr wichtig zu sein und beliebt wie nie zuvor. Allerdings oft in anderer Form als früher. Aber der Reihe nach.
Es steht fest: Kaffee ist in Deutschland ein beliebtes Getränk. Der durchschnittliche Verbrauch pro Person beträgt hierzulande etwa 163 Liter pro Jahr (im Vergleich dazu sind es beim Bier nur noch 88 Liter, davon gut 8 Liter alkoholfrei).
Im Sommer ist kalter Kaffee oft beliebt: vor allem Iced Coffee, Iced Latte (gekühlter Espresso mit Milch), Espresso Tonic oder der Trend-Cocktail Espresso Martini (Espresso mit Wodka, Kaffeelikör und Zuckersirup). Zusätzlich gibt es Cold Brew (langsam kalt extrahiert, bekannt für seine magenschonende Wirkung).
Wie viel Kaffee tatsächlich kalt getrunken wird, bleibt allerdings unklar: «Zum Pro-Kopf-Konsum von Eiskaffee oder anderen kalten Kaffeegetränken wie Cold Brew oder Iced Coffee gibt es keine offiziell umfassenden Statistiken», sagt eine Sprecherin beim Deutschen Kaffeeverband in Hamburg.
Wiener Eiskaffee versus Iced Coffee
Im Sommer bestellte Oma bei Sonnenschein im Eiscafé um die Ecke einen Eiskaffee. In Deutschland ist das klassisch abgekühlter Filterkaffee mit zwei Kugeln Vanilleeis und viel Schlagsahne. Oft ist auch süßes Waffelgebäck dabei.
Der Wiener Eiskaffee wird oft als Dessertgetränk bezeichnet. Im Vergleich dazu gibt es den amerikanischen Iced Coffee. Dabei handelt es sich um heißen Kaffee, der abgekühlt und über Eiswürfel gegossen wird. Auch dieser kann, wenn man ihn auswärts bestellt, trotz weniger Zutaten einen hohen Preis haben.
Das alles könnte immer noch zu Verwirrung führen, wie beobachtet in einem Café in Potsdam: Eine ältere Dame bestellt auf der Terrasse Iced Coffee ohne Sahne. Die Bedienung klärt auf, dass ohnehin keine Sahne enthalten ist.
«Wiener Eiskaffee steht für gemütliche Kaffeehausromantik, Iced Coffee für Social-Media-Ästhetik, Beschleunigung, Leistungsorientiertheit», sagt Thomas Stiegler, Autor des Buchs «Kaffee – 35 Kulturgeschichten für Genießer».
«Sahne und Vanilleeis werden zunehmend mit Überfluss und Vergangenheit assoziiert», meint der Österreicher. «Als süßes luxuriöses Sommergetränk symbolisierte der klassische Eiskaffee einst im deutschen Sprachraum den Wohlstand in den Nachkriegsjahrzehnten.» Vorbei die Zeit.
Wandel im Kaffeekonsum durch Gen Z und Millennials
Seit den 2010er Jahren setze sich unter dem Einfluss globaler Trends der Iced Coffee als puristischeres Getränk durch – meist ohne Milch oder Zucker, oft mit pflanzlichen Milchalternativen oder Zutaten wie Tonic Water, Zitrusnoten oder floralen Sirups. «Iced Coffee steht für Energie und Ästhetik und richtet sich vor allem an ein junges, gesundheitsbewusstes und medienaffines Publikum.»
Stiegler (51) erklärt: «Der Wandel im Kaffeekonsum ist stark von der Generation Z und den Millennials geprägt, die Kaffee primär nicht mehr als traditionelles Getränk sehen, sondern als Lebensgefühl. Erfrischung statt Gemütlichkeit, Stil statt Sättigung.» Mit der sogenannten Gen Z und den Millennials sind die Menschen zwischen etwa 16 und Anfang vierzig gemeint.
Plattformen wie Instagram oder Tiktok machen kalten Kaffee zum viralen Star; Influencer inszenieren Getränke gerne als Lifestyle. Viele Trends stammen aus den USA, Australien und Südkorea.
So habe sich der Kaffeekonsum enorm verändert, sagt Kaffee-Experte Stiegler. «Auf der einen Seite steht eine eher funktionale Nutzung. Coffee to go, Cold Brew in Dosen, koffeinhaltige Limonaden. Besonders in urbanen Zentren wird Kaffee zu einem Mittel der Selbstoptimierung: schnell, effizient, überall verfügbar.» Parallel gebe es eine kleinere Gegenbewegung, die auf nachhaltige Herkunft, handwerkliche Qualität und Genuss Wert lege.
Kalter Kaffee als Energydrink
In den Vereinigten Staaten wird seit einiger Zeit von Marktforschern berichtet, dass insbesondere junge Erwachsene gerne kalten Kaffee trinken. Auf diese Weise unterscheiden sie sich von älteren Generationen. Kalte Kaffeegetränke lassen sich leicht anpassen: mit Sirup, Toppings, die beispielsweise in amerikanischen Kaffeehausketten im Überfluss vorhanden sind. Diese Zusätze verleihen dem ansonsten bitteren Kaffeegeschmack eine süße Note.
Viele Menschen sind sich nicht bewusst, dass ein Frappuccino bei Starbucks oft viele Gramm Zucker enthält – oder es ist ihnen einfach egal. Für Liebhaber von Kaltgetränken und Gelegenheitskaffeetrinker spielt es keine Rolle, ob ein Kaffeegetränk möglicherweise nur wenig echten Kaffee enthält. Sie suchen vor allem eine Erfrischung im hektischen Alltag – und betrachten kalten Kaffee als Energydrink.
In diese Richtung geht auch das Trendgetränk Matcha Latte: Matcha ist zu Pulver vermahlener Grüntee. Mit aufgeschäumter Milch (oder Milchersatz) hat sich der grüne belebende Drink zur populären Alternative zum Latte macchiato entwickelt – warm, aber auch kalt. Shirin David sang gleich am Anfang ihres Sommerhits «Bauch Beine Po»: «Iced Matcha Latte, zu spät beim Pilates; Küsschen links, Küsschen rechts, ich trag‘ heute was Scharfes.»