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Inflation fällt auf 2,2 Prozent – Dienstleistungen teurer

Der Preisdruck auf die Verbraucher in Deutschland lässt nach. Im Juni sank die Inflation deutlich. Auch Lebensmittelpreise legten unterdurchschnittlich zu.

Die Inflation ist im Juni gesunken.
Foto: Patrick Pleul/dpa

Die Inflation in Deutschland nimmt wieder ab. Im Juni waren die Verbraucherpreise um 2,2 Prozent höher als im Vorjahresmonat – nach 2,4 Prozent im Mai, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden auf Basis vorläufiger Zahlen berichtet. Die Kerninflationsrate, also ohne Nahrungsmittel und Energie, liegt bei 2,9 Prozent. Während sich vor allem Dienstleistungen verteuerten, sanken die Preise für Energie. Im Vergleich zum Vormonat Mai stiegen die Preise laut den Statistikern um 0,1 Prozent.

Der Ökonom Sebastian Dullien vom gewerkschaftsnahen Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) bezeichnete den Anstieg im Mai als Ausreißer. „Der Abwärtstrend bei der Inflation bleibt bestehen und hat sich im Juni erneut durchgesetzt. In den nächsten Monaten ist mit einem weiteren leichten Rückgang der Inflation zu rechnen.

Ifo erwartet weiteres Abebben der Inflation

Das Münchner Ifo-Institut erwartet nach einer aktuellen Umfrage unter Unternehmen zu ihren Preisplänen ebenfalls, dass die Inflation zurückgeht und im August unter zwei Prozent fällt. «Daher dürfte die Inflationsrate ihren Rückgang langsam fortsetzen und im August erstmals seit März 2021 unter die Zwei-Prozent-Marke sinken», sagt Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.

Die extrem hohen Inflationsraten der vergangenen beiden Jahre sind zwar Geschichte. Im Jahresschnitt erwarten führende Wirtschaftsforschungsinstitute eine deutliche Abschwächung der Inflation in Deutschland auf 2,3 Prozent – nach 5,9 Prozent im Jahr 2023. Doch der Rückgang verläuft zäh. Noch im Mai hat die Inflation erstmals in diesem Jahr wieder an Tempo gewonnen – vor allem wegen teurerer Dienstleistungen. Bereits im April war der Rückgang der Inflation bei einer Rate von 2,2 Prozent ins Stocken geraten. Volkswirte verweisen auf gestiegene Löhne, die zu Preiserhöhungen von Unternehmen führen können.

Auch spüren Verbraucher beim Einkauf von Lebensmitteln weiter kräftig gestiegene Preise. Nahrungsmittel haben sich in den vergangenen Jahren im Schnitt um mehr als 30 Prozent verteuert, zeigt eine Sonderauswertung des Statistischen Bundesamtes für den Zeitraum von Januar 2020 bis Mai 2024. Sie lag der «Wirtschaftswoche» vor.

Hohe Tarifabschlüsse und steigende Renten stärken Kaufkraft

Fällt die Inflation in Deutschland ebenso wie im gesamten Euroraum, könnte dies der Europäischen Zentralbank im Laufe des Jahres Spielraum für weitere Zinssenkungen geben. Im Juni hat sie erstmals seit dem Anstieg der Inflation im Währungsraum die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte gesenkt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hat jedoch gleichzeitig die Erwartungen an weitere Zinsschritte gedämpft.

Die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern wird durch höhere Inflationsraten geschwächt. Dies wirkt sich negativ auf den privaten Konsum aus, der eine wichtige Säule der deutschen Wirtschaft ist. Gewerkschaften versuchen, die steigenden Preise durch hohe Tarifabschlüsse auszugleichen. Zudem steigen die Renten deutlich: Die Bezüge für über 21 Millionen Rentnerinnen und Rentner in Deutschland steigen ab dem 1. Juli um 4,57 Prozent.

Inflationswelle nach Ukraine-Krieg belastet Haushalte

Auf längere Sicht aber ist die Kaufkraft von Verbraucherinnen und Verbrauchern inmitten der enormen Inflation der vergangenen Jahre gesunken. Zwar wuchs das mittlere Haushaltseinkommen nach Angaben des Statistischen Bundesamts von 2022 auf 2023 um 5,1 Prozent – die Teuerungsrate lag aber bei 5,9 Prozent. Das zeigen jüngste Daten, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) bei der Behörde abgefragt hat. Vergleicht man die Jahre 2021 und 2023, ist die Lücke noch größer. «Die Deutschen sind deutlich ärmer geworden», schloss die BSW-Vorsitzende Sahra Wagenknecht aus den Zahlen.

Die Inflation beschleunigte sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 rasant, da Energie und infolgedessen auch Produktion und importierte Waren viel teurer wurden. Die Europäische Union hatte die Ölimporte aus Russland eingeschränkt und weitere Sanktionen verhängt. Im Gegenzug stoppte Moskau den Gasexport nach Deutschland über die Nord-Stream-Pipelines.

 

dpa