Die letzten großen Hamas-Verbände im Gazastreifen könnten bald zerschlagen sein. Nun wollen die Streitkräfte dafür sorgen, dass die Islamisten sich in Zukunft auf keine Strukturen mehr stützen können.
Israels Militär will Terror-Infrastruktur in Rafah zerstören
Israels Streitkräfte wollen nach den heftigen Kämpfen gegen die letzten größeren Hamas-Einheiten im Süden des Gazastreifens die Infrastruktur der Islamisten zerschlagen. Bei der Offensive in Rafah will das Militär nach eigenen Angaben über 900 Terroristen getötet haben – «darunter mindestens einen Bataillonskommandeur, viele Kompaniekommandeure und zahlreiche Kämpfer», wie Generalstabschef Herzi Halevi am Dienstag bei einem Truppenbesuch am Grenzübergang Kerem Schalom sagte. Die Angaben waren zunächst nicht überprüfbar.
«Wir konzentrieren uns jetzt auf die Zerstörung der terroristischen Infrastruktur, was Zeit braucht, sagte Halevi. «Es handelt sich um einen langen Einsatz, denn wir wollen Rafah nicht mit einer intakten terroristischen Infrastruktur verlassen.»
In der nächsten Phase würden die israelischen Streitkräfte ihre Taktik verändern, kündigte der Generalstabschef an. Ziel sei es, den Gegner zu zermürben und die Mission zu erfüllen. «Wir brauchen Willenskraft, Geduld und Ausdauer, dann werden die Ergebnisse in der Zukunft für sich selbst sprechen», sagte Halevi.
Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor angedeutet, dass die letzten größeren Kampfverbände der Hamas im Süden des Gazastreifens bald besiegt werden könnten. Dadurch könnte zumindest die umfangreiche Bodenoffensive in dem abgeriegelten Küstenstreifen beendet werden. Dies würde jedoch nicht zwangsläufig das Ende des Militäreinsatzes bedeuten. Denn Netanjahu und hochrangige Militärs haben bereits mehrfach angekündigt, dass israelische Truppen auch nach der Phase intensiver Kämpfe an strategischen Standorten im Gazastreifen verbleiben würden.
Palästinenser: Tote bei Angriffen im Gazastreifen
Bei den israelischen Angriffen im Gazastreifen wurden laut palästinensischen Angaben mindestens 31 Menschen getötet. In Gaza-Stadt allein starben 17 Palästinenser, wie aus medizinischen Kreisen verlautete. Auch diese Angaben konnten zunächst nicht unabhängig überprüft werden. Im Süden des Küstengebiets wurden bei den Angriffen angeblich acht Menschen getötet.
Die israelischen Streitkräfte haben zuvor erklärt, dass sie als Reaktion auf den Raketenbeschuss israelischer Ortschaften Ziele im Gazastreifen angegriffen haben. Die Bewohner der östlichen Viertel der Stadt Chan Junis wurden aufgefordert, die Gegend zu evakuieren. Die Terrororganisation Palästinensischer Islamischer Dschihad hat den Angriff auf israelische Grenzorte mit etwa 20 Raketen für sich beansprucht. Die Armee setzte auch an anderen Orten im Gazastreifen eigenen Angaben zufolge die Kämpfe fort. Das Militär meldete den Tod von zwei Soldaten im Einsatz. Ein weiterer Soldat wurde schwer verletzt.
Laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden seit Beginn des Krieges fast 38.000 Menschen im Gazastreifen getötet und mehr als 87.000 weitere verletzt. Die unabhängig kaum überprüfbaren Angaben machen keinen Unterschied zwischen Zivilisten und Kämpfern. Der Krieg wurde durch das beispiellose Massaker mit über 1200 Toten ausgelöst, das Terroristen der Hamas und anderer Gruppen am 7. Oktober in Israel verübt hatten.