Beim Champions-League-Spiel des BVB in Zagreb ist natürlich auch Sportdirektor Kehl dabei. Sein Vertrag läuft im Sommer aus, und nun sendet der Verein ein klares Signal – aber was plant er selbst?
Klares BVB-Signal Richtung Kehl – Aber was will er selbst?
Das Signal hätte nicht deutlicher sein können. Lars Ricken stand auf der Mitgliederversammlung von Borussia Dortmund am Podium, vor ihm standen zwei Mikrofone, jeder in der Westfalenhalle konnte die Botschaft des Sport-Geschäftsführers also klar verstehen. Auch Sebastian Kehl, der wenige Meter von Ricken entfernt in einer der ersten Reihen saß und den der Sportboss nun direkt ansprach. «Es ist mein Wunsch, auch mit dir den Weg weiterzugehen», sagte Ricken in Richtung Kehl. Er wolle etwas entwickeln «mit Menschen, die sich zu 100 Prozent mit dem BVB identifizieren.» Also auch mit Kehl.
Nach diesen Worten wäre es überraschend, wenn Borussia den im Sommer 2025 auslaufenden Vertrag mit Kehl nicht verlängern würde. Es schien zuletzt nicht besonders klar zu sein. Seit Wochen wird spekuliert, wie es mit dem Sportdirektor weitergeht, ob er bleibt. Der BVB hat eine vergleichsweise breite sportliche Führung. Neben Sportchef Ricken gibt es seit Anfang Mai den Technischen Direktor Sven Mislintat. Auch Matthias Sammer berät in Fragen der Kaderplanung. Und dann ist da noch Kehl, dessen aktueller Vertrag nur noch wenige Monate gültig ist.
Zu wenige Einflüsse von außen lasse der BVB in seiner sportlichen Führung zu, kritisierten Experten. Dagegen wehrten sich Ricken wie auch Vereinschef Hans-Joachim Watzke auf der Mitgliederversammlung. «Wir sind stolz, dass unser Sportchef und Trainer (Nuri Sahin, Anm. d. Red.) aus unserer eigenen Akademie kommen, Sebastian Kehl ist seit 23 Jahren Borusse», sagte Watzke. Ricken betonte, dass er, Kehl und Sahin zusammen siebenmal Meister mit dem BVB geworden seien. Nach diesen Worten scheint sich vor dem Auswärtsspiel in der Champions League bei Dinamo Zagreb am Mittwoch (21.00 Uhr/DAZN) in Sachen Kehl also eine klare Tendenz abzuzeichnen.
Kehl wäre selbst gerne Geschäftsführer geworden
Ein Sieg in Zagreb und besonders am Samstag (18.30 Uhr/Sky) im Bundesliga-Klassiker gegen den noch unbesiegten FC Bayern könnte dazu beitragen, die Situation zu beschleunigen. Die starken Leistungsschwankungen der Dortmunder in den letzten Monaten haben sicherlich nicht dazu beigetragen, das Vertrauen in die sportliche Führung zu stärken. Es scheint, dass der Kader trotz der Lobeshymnen von Lothar Matthäus auf die Neuverpflichtungen nicht so ausgewogen ist, wie viele gedacht haben. Immerhin hat der zuletzt erkrankte Torjäger Serhou Guirassy vor dem Spiel in Kroatien wieder mit der Mannschaft trainiert und sollte am Nachmittag auch im Flugzeug sitzen.
So wie Kehl, bei dem es nach den lobenden Worten von Ricken und Watzke nun auch davon abhängen dürfte, was er eigentlich selbst will. Dass er sich ebenfalls Hoffnungen auf eine Beförderung zum Geschäftsführer Sport gemacht hatte, ist längst kein Geheimnis mehr. «Es wäre für mich ein logischer Schritt», hatte Kehl Anfang des Jahres bei Sport1 gesagt. Am Ende aber entschied sich der Club überraschend für Ricken – und damit gegen Kehl? Die Antwort auf diese Frage wird Kehl wohl für sich selbst beantworten. Genau wie die Frage, wie er eigentlich seine Zukunft sieht.