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Krankmachender Pilz wird immer öfter nachgewiesen

Der Pilz ist zwischen Menschen übertragbar und gegen diverse Medikamente immun. Gesundheitsbehörden sind alarmiert, Forscher dringen auf eine generelle Meldepflicht.

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Eine Petrischale mit dem Hefepilz Candida auris. In Deutschland werden immer mehr Fälle des krankmachenden Pilzes bekannt.
Foto: Nicolas Armer/dpa

Der Pilz und Krankheitserreger Candida auris, der erst vor wenigen Jahren entdeckt wurde, breitet sich schnell in Deutschland aus. Laut der Auswertung des Nationalen Referenzzentrums für Invasive Pilzinfektionen (NRZMyk) mit Sitz in Jena wurde er 2023 bundesweit 77 Mal nachgewiesen – das ist sechsmal häufiger als in den Vorjahren. Der Hefepilz, der erst 2009 entdeckt wurde, ist übertragbar zwischen Menschen und resistent gegen verschiedene Medikamente.

«Wir gehen aktuell mit hoher Sicherheit davon aus, dass es sich um einen realen Anstieg der Fallzahlen handelt und nicht um eine ‚bessere Erfassung’», sagte Oliver Kurzai vom Institut für Hygiene und Mikrobiologie der Uni Würzburg, zugleich Leiter des NRZMyk. Bisher sei dem Referenzzentrum aber kein Todesfall in Deutschland bekannt, der direkt auf eine Infektion mit dem Hefepilz zurückzuführen ist. Dennoch sei der Pilz gefährlich, gerade für vorerkrankte oder immungeschwächte Menschen.

Nach Kurzais Angaben sind neben Blutstrominfektionen («Pilzsepsis») insbesondere Infektionen von Prothesen und Fremdmaterialien im Körper durch Candida auris bedrohlich und schwer zu behandeln, etwa Infektionen von Gelenkprothesen.

Forscher dringen auf generelle Meldepflicht

Das Forschungsteam um Alexander M. Aldejohann von der Uni Würzburg hat den Anstieg der Fallzahlen in Deutschland im Epidemiologischen Bulletin des Robert Koch-Instituts veröffentlicht. Nur ein Teil dieser Fälle wurde im Rahmen der 2023 eingeführten Meldepflicht erfasst, da diese nur für bestimmte Infektionen gilt. Es wird angenommen, dass die Fallzahlen in Deutschland weiter steigen werden, und eine generelle Meldepflicht für jeden Labornachweis könnte die Ausbreitung des Pilzes verlangsamen. Es wird außerdem empfohlen, umfassende Tests auf Candida auris durchzuführen.

Gesunden Menschen setzt der Pilz gewöhnlich nicht zu. In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen kann er zum Problem werden, vor allem auf Intensivstationen. Die Übertragung erfolgt über Schmierinfektionen. Durch die Luft wie etwa das Coronavirus verbreitet sich der Erreger nicht. «Gelangt Candida auris in ihren Blutkreislauf, droht eine Blutvergiftung, die in gut der Hälfte aller Fälle tödlich endet», schreiben die Forscher.

Ausbrüche vor allem in Kliniken

In 58 von 77 im letzten Jahr in Deutschland registrierten Fällen waren die Patienten von dem Pilz besiedelt. In 13 weiteren Fällen kam es den Wissenschaftlern zufolge zu einer Infektion. In 6 Fällen ist der Status unklar. Von den besiedelten Patienten oder denen mit unklarem Infektionsstatus hätten im späteren Verlauf 5 eine invasive Infektion entwickelt. Die häufigsten Infektionen waren demnach Wund- und Gewebsinfektionen, Blutstrom- und katheterassoziierte Infektionen und Protheseninfekte.

Die Zunahme von Candida auris sei vor allem auf drei Ausbruchsgeschehen zurückzuführen, heißt es. «Der enorme Anstieg 2023 hat uns überrascht. Ausschlaggebend sind hier vor allem auch Ausbruchsgeschehen in Krankenhäusern. Wenn diese nicht frühzeitig erkannt und adäquat bekämpft werden, sind sie später sehr schwer in den Griff zu bekommen», erklärte Aldejohann.

Der Hefepilz Candida auris, der erst 2009 entdeckt wurde, hat sich schnell international verbreitet. Von Anfang an war dieser äußerst resistente Erreger gegen einige Antimykotika – Medikamente zur Bekämpfung von Pilzbefall – und manche Desinfektionsmittel resistent.

dpa